- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 23.02.2018
- Verlag : Ehrenwirth
- ISBN: 9783431040845
- Fester Einband 608 Seiten
- Genre: Historischer Krimi
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Autor ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Holland im Tulpenfieber
„Tulpengold“ war
das erste Buch, das ich im Rahmen einer Leserunde bei der Lesejury lesen
durfte. Das Besondere an diesen Runden ist, dass pro Woche nur ein Abschnitt
gelesen und darüber diskutiert wird. Ich konnte allerdings nicht einfach nach
dem ersten Abschnitt aufhören – dazu war das Buch viel zu spannend. Das wäre
ja, als würde man nur 1 Stück Lieblingsschokolade essen oder nur einen Schluck
Wein trinken ;-) ...
1636 beginnt Pieter
seine Lehre bei Rembrandt von Rijn. Er ist mit 18 eigentlich schon zu alt dafür,
aber er kann sehr gut zeichnen und Rembrandt wird gut für Pieters Ausbildung
bezahlt. Rembrandt braucht das Geld. Er lebt über seine Verhältnisse, sammelt
Kunst und Raritäten und investiert wie fast alle Holländer in Tulpenzwiebeln. Außerdem
ist er kein einfacher Charakter und überwirft sich immer wieder mit seinen
Auftraggebern (die ihre Bilder dann nicht bezahlen). Als mehrere von ihm
porträtierte Tulpenhändler ermordet und ihre Tulpenzwiebeln gestohlen werden,
gerät er unter Verdacht. Zu dieser Zeit erzielten die Zwiebeln immer neue
Höchstpreise und viele versetzten dafür Haus und Hof ...
Pieter ist ein sehr
ungewöhnlicher junger Mann. Er scheint an Asperger zu leiden, nimmt immer alles
wörtlich und ist sowohl künstlerisch als auch mathematisch extrem begabt. Er
braucht Formen, Regeln und Konzepte zum Leben und Arbeiten - ohne sie fühlt er
sich unwohl. Dass er Maler werden soll, hat sein Vater festgelegt. Ihn selber
interessieren die Mathematik und die Aufklärung der Morde viel mehr – weil sie
mit Logik zu tun haben. Er beschäftigt sich u.a. mit
Wahrscheinlichkeitsrechnung und berechnet so ziemlich alles: wer der Mörder
sein könnte, wann der Tulpenhandel zusammenbricht oder wie man eine Frau für
sich gewinnen kann - letzteres leider ohne Erfolg :-). Mit seiner Art erinnerte
er mich stark an Monk oder Sheldon Cooper.
Pieter wird von
seinen Mitmenschen unterschätzt. Auch Rembrandt entdeckt erst nach und nach dessen
Fähigkeiten. Dann nutzt er ihn allerdings schamlos aus. Sobald seine Schüler
nämlich in seinem Stil malen können, verkauft er die Gemälde unter seinem
eigenem Namen. Damit macht er sich nicht nur bei bei ihnen unbeliebt.
Fasziniert hat mich
auch seine Frau Saskia. Sie war die geschäftstüchtigere von beiden und versucht
oft die Situationen zu retten, wenn er wieder mal jemanden verprellt hat.
Eine echte Freundin scheint
Pieter nur in Mareikje zu finden. Ihr gehört das Gasthaus, in der die
Versteigerungen der Tulpenzwiebeln bzw. Anteilsscheine stattfinden. Die
Wortgeplänkel zwischen ihnen sind sehr amüsant, da er sie oft missversteht. Sie
bringt Pieter zum Nachdenken und fordert ihn heraus. Zudem ist sie die Einzige,
die immer nett zu ihm ist und ihn fragt, was er eigentlich im Leben machen oder
erreichen will.
Wie schon
geschrieben, hat mich das Buch sofort seinen Bann gezogen. Ich kenne das
Phänomen des „Tulpenfieber“ schon aus anderen historischen Romanen, wusste aber
nicht, dass auch Rembrandt ihm verfallen war.
Der Kriminalfall
ist sehr verzwickt. Zu Beginn deuten alle Hinweise auf Rembrandt, aber im Laufe
der Handlung erschien mir wirklich jeder verdächtig – inklusive Pieter!
Eva Völler erzählt sehr
fesselnd, wie die Menschen damals gelebt und gearbeitet haben, wie Rembrandts
Manufaktur organisiert war und der Tulpenboom funktionierte und endete. Sehr
interessant sind auch die Beschreibungen, wie die Farben hergestellt wurden und
die Bilder entstanden sind.
Für mich klang „Tulpengold“
nach dem Beginn einer Reihe – Pieter hat auf jeden Fall Potential für weitere
Bücher!
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