- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 12.03.2018
- Verlag : Heyne
- ISBN: 9783453422148
- Flexibler Einband 400 Seiten
- Genre: Liebesroman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Zu viel Drama, zu wenig
Gefühl
Johanna lebt seit ihrer
Scheidung allein in dem großen Haus am Hang, darum vermietet sie die
Einliegerwohnung. Eine der Mietbedingungen ist, dass der Mieter den riesigen
Garten nicht betreten darf – Mathelehrer Philipp schreckt das nicht ab. Er hat
sich schon beim Besichtigungstermin in Johanna verguckt, auch wenn sie immer
traurig und abweisend wirkt: „Ich mag das, wenn man hinsehen muss, um den
wahren Kern zu erkennen.“ (S. 81)
Obwohl Johanna ihm immer wieder
klar macht, dass sie keinen über das Notwendigste hinausgehenden Kontakt mit
ihm will, schafft er es irgendwann, ihren Panzer zu knacken – sie kommen sich
näher. Doch als sie kurz darauf erfährt, dass Philipp geschieden ist und seine
kleine Tochter von nun an regelmäßig bei ihm leben wird, kündigt sie ihm.
Ich kannte Ulrike Sonsitzas Schreibstil
bereits durch ihr Buch „Novemberschokolade“ und hatte mir ein inhaltlich
ähnliches Buch erhofft, aber leider konnte mich „Hortensiensommer“ nicht
überzeugen.
Johanna war mir zu wehleidig
und egozentrisch – ja, sie hat einen schlimmen Verlust erlitten, aber nicht nur
sie. Trotzdem tut sie so, als liege alles Leid der Welt auf ihren Schultern und
merkt nicht, dass z.B. auch Philipp, ihr Ex-Mann oder ihre Schwester Probleme und
Sorgen haben. Die anderen machen es ihr aber auch (zu) leicht – wirklich jeder
nimmt Rücksicht auf sie. Selbst Philipp, der gar nicht weiß, worum es
eigentlich geht. Egal was Johanna sagt oder tut – ihr Gegenüber hält still,
bietet nie Paroli und nie, wirklich nie, darf „ES“ angesprochen werden.
Auch Philipp hat mich nicht
völlig überzeugt. Er ist zu schnell unsterblich verliebt und sieht zu lange über
ihre sämtlichen Fehler und Unfreundlichkeiten hinweg. Einem realen Mann wären
doch zumindest mal leise Zweifel gekommen oder?
Zwar waren mir Johanna und
Phillip zu eindimensional und oberflächlich, dafür fand ich Johannas Schwester
und deren Mann sehr gelungen und glaubhaft. Sie stecken immer zurück, damit
Johannas Trauma ja nicht wieder aufgewühlt wird und versuchen sie behutsam ins
Leben zurückzuholen.
Was mich ebenfalls etwas
gestört hat, war der sehr langatmige und weitschweifige Einstieg ins eigentliche
Thema des Buches. Johannas Trauma wird in der ersten Hälfte immer wieder
angedeutet, dadurch ist die „Überraschung“ weg, als es dann raus kommt. Auch
das ewige Hin- und Her, ob sie Philipp nun mag oder nicht und sich mit ihm
einlässt, war mir zu viel „Drama“.
Das Ende und das tolle
Setting haben mich dann wieder etwas mit dem Buch versöhnt. Den Handlungsort
Sommerhausen gibt es wirklich, er scheint malerisch gelegen zu sein, und auch
die beschriebenen Pflanzen und Gärten trugen viel zum Flair des Buches bei.
Mein Fazit: Der Spagat
zwischen behutsamer Liebesgeschichte und dem Aufarbeiten eines Traumes ist der
Autorin in meinen Augen leider nicht gelungen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen