Montag, 30. April 2018

Zartbittertod


Interessant, leider mit einigen Längen

 
von Elisabeth Herrmann

Format: MP3 CD
Verlag: der Hörverlag; Ungekürzte Lesung (März 2018)
ISBN: 9783844528848 
empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Genre: Jugendbuch/ Jugendthriller

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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.





Was als Projekt für die Aufnahmeprüfung für ihr Journalismusstudium beginnt, lässt Mia bald tief in die deutsche Kolonialgeschichte und deren Verknüpfung mit ihrer eigenen Familie eintauchen. Sie soll die Geschichte eines Familienfotos erzählen und was liegt da näher, als sich mit dem Bild zu beschäftigen, das schon immer in der Wohnung hängt?



Neben einem riesigen Nashorn aus Schokolade zeigt es Jakob, ihren Urgroßvater, der damals als kleiner Junge aus Namibia nach Deutschland kam und seinen Lehrherrn Gottlob Herder. Dessen Nachfahren betreiben auch heute noch ein großes Schokoladenimperium. Da Mias eigene Eltern eine kleine Chocolaterie in Meißen haben und Mia sich ebenfalls bestens auskennt, wenn es um Schokolade geht, sollte es doch nicht so schwer sein, mit den Herders Kontakt aufzunehmen und herauszufinden warum Jakob damals nach Deutschland kam. Wie ist es ihm als Schwarzem wohl ergangen und aus welchem Grund wurde ausgerechnet ein lebensgroßes Nashorn aus Schokolade nachgebildet?

Als Mia mit Wilhelm Herder Kontakt aufnimmt, scheint der über Mias Anruf erfreut zu sein, doch als sie auf seine Einladung hin persönlich auf dem Familiensitz in Lüneburg erscheint, muss sie feststellen, dass jemand ganz und gar nicht will, dass sie die Geschichte erforscht. Welches Geheimnis wollen die Nachfahren von Gottlob Herder so nachdrücklich für sich behalten?

Auch einige Tage nachdem ich die letzten Zeilen gehört habe, bin ich nach wie vor nicht sicher, wie mir das Hörbuch letztlich gefallen hat. Der Einstieg in Elisabeth Herrmanns Jugendthriller „Zartbittertod“ ist mir leichtgefallen, was nicht zuletzt an der angenehmen Art liegt, mit der Laura Maire die Geschichte liest. Auch Mias Interesse an diesem alten Familienbild kann ich gut nachvollziehen, deutet es doch schon eine spannende und bewegte Familiengeschichte an.

Leider hatte das Hörbuch trotzdem einige Längen für mich, insbesondere dann, wenn es sich sehr tief mit der Kolonialherrschaft in Deutsch-Südwestafrika auseinandersetzte. Sicher ist dies ein spannendes, vielschichtiges und alles andere als ruhmreiches Kapitel deutscher Geschichte, das auch heute noch meist lieber verschwiegen wird, doch zugegebenermaßen hätten mir teils weniger Informationen gereicht, dafür hätte ich gerne mehr zum aktuellen Geschehen gehört. So war das Hörbuch für mich zwar durchaus immer wieder spannend und es gab auch einige Thrillerelemente, dennoch würde ich es nicht unter Thriller einordnen, da das Augenmerk eben auf anderen Dingen ruhte.

Mia hat mir als Protagonistin gut gefallen, vor allem aber Will, ein Sohn des Hauses Herder, hat mich positiv überrascht. Die (Familien-)Geschichte, die die beiden nach und nach zu Tage fördern, ist gut durchdacht und man merkt, dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Die Auflösung der Geschichte war für mich dennoch recht konstruiert und damit nicht ganz so gut gelungen. Laura Maires Interpretation hat mir dafür umso mehr gefallen. Nicht umsonst hat sie bereits mehr als einmal den Deutschen Hörbuchpreis als Beste Interpretin gewonnen. Gekonnt haucht sie der Geschichte und den unterschiedlichen Charakteren Leben ein und führt mit angenehmer Betonung durch das Geschehen.

Insgesamt ein Hörbuch, das definitiv anders war als ich erwartet habe. Wen die deutsche Geschichte interessiert und wer obendrein auch noch spannende Familiengeschichten liebt, der sollte „Zartbittertod“ ruhig eine Chance geben und sich mit Mia auf Spurensuche in der Vergangenheit begeben.

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