Interessant, leider mit einigen Längen
von Elisabeth Herrmann
Format: MP3 CD
Verlag: der Hörverlag; Ungekürzte Lesung (März 2018)
ISBN: 9783844528848
empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Genre: Jugendbuch/ Jugendthriller
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Was als Projekt für die Aufnahmeprüfung für ihr Journalismusstudium beginnt, lässt Mia bald tief in die deutsche Kolonialgeschichte und deren Verknüpfung mit ihrer eigenen Familie eintauchen. Sie soll die Geschichte eines Familienfotos erzählen und was liegt da näher, als sich mit dem Bild zu beschäftigen, das schon immer in der Wohnung hängt?
Neben einem riesigen Nashorn aus Schokolade zeigt es Jakob, ihren
Urgroßvater, der damals als kleiner Junge aus Namibia nach Deutschland kam und
seinen Lehrherrn Gottlob Herder. Dessen Nachfahren betreiben auch heute noch
ein großes Schokoladenimperium. Da Mias eigene Eltern eine kleine Chocolaterie
in Meißen haben und Mia sich ebenfalls bestens auskennt, wenn es um Schokolade
geht, sollte es doch nicht so schwer sein, mit den Herders Kontakt aufzunehmen
und herauszufinden warum Jakob damals nach Deutschland kam. Wie ist es ihm als
Schwarzem wohl ergangen und aus welchem Grund wurde ausgerechnet ein
lebensgroßes Nashorn aus Schokolade nachgebildet?
Als Mia mit Wilhelm Herder Kontakt aufnimmt, scheint der
über Mias Anruf erfreut zu sein, doch als sie auf seine Einladung hin persönlich
auf dem Familiensitz in Lüneburg erscheint, muss sie feststellen, dass jemand
ganz und gar nicht will, dass sie die Geschichte erforscht. Welches Geheimnis
wollen die Nachfahren von Gottlob Herder so nachdrücklich für sich behalten?
Auch einige Tage nachdem ich die letzten Zeilen gehört habe, bin ich nach wie vor nicht sicher, wie mir das Hörbuch
letztlich gefallen hat. Der Einstieg in Elisabeth Herrmanns Jugendthriller „Zartbittertod“
ist mir leichtgefallen, was nicht zuletzt an der angenehmen Art liegt, mit der Laura
Maire die Geschichte liest. Auch Mias Interesse an diesem alten Familienbild
kann ich gut nachvollziehen, deutet es doch schon eine spannende und bewegte
Familiengeschichte an.
Leider hatte das Hörbuch trotzdem einige Längen für mich,
insbesondere dann, wenn es sich sehr tief mit der Kolonialherrschaft in
Deutsch-Südwestafrika auseinandersetzte. Sicher ist dies ein spannendes,
vielschichtiges und alles andere als ruhmreiches Kapitel deutscher Geschichte,
das auch heute noch meist lieber verschwiegen wird, doch zugegebenermaßen
hätten mir teils weniger Informationen gereicht, dafür hätte ich gerne mehr zum
aktuellen Geschehen gehört. So war das Hörbuch für mich zwar durchaus immer
wieder spannend und es gab auch einige Thrillerelemente, dennoch würde ich es
nicht unter Thriller einordnen, da das Augenmerk eben auf anderen Dingen ruhte.
Mia hat mir als Protagonistin gut gefallen, vor allem aber
Will, ein Sohn des Hauses Herder, hat mich positiv überrascht. Die (Familien-)Geschichte,
die die beiden nach und nach zu Tage fördern, ist gut durchdacht und man merkt,
dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Die Auflösung der Geschichte war
für mich dennoch recht konstruiert und damit nicht ganz so gut gelungen. Laura
Maires Interpretation hat mir dafür umso mehr gefallen. Nicht umsonst hat sie
bereits mehr als einmal den Deutschen Hörbuchpreis als Beste Interpretin
gewonnen. Gekonnt haucht sie der Geschichte und den unterschiedlichen
Charakteren Leben ein und führt mit angenehmer Betonung durch das Geschehen.
Insgesamt ein Hörbuch, das definitiv anders war als ich erwartet
habe. Wen die deutsche Geschichte interessiert und wer obendrein auch noch
spannende Familiengeschichten liebt, der sollte „Zartbittertod“ ruhig eine
Chance geben und sich mit Mia auf Spurensuche in der Vergangenheit begeben.
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