Sonntag, 13. Mai 2018

Höllenjazz in New Orleans

Spannende Verflechtung von Fakt und Fiktion


von Ray Celestin


Broschiert: 512 Seiten
Verlag: Piper (März 2018)
ISBN: 9783492060868
Genre: Thriller

Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.




Ganz New Orleans ist von Musik erfüllt. Doch die wunderbaren Jazzklänge, die in allen Straßen und Häusern erklingen, haben einen erschreckenden Grund. In der Stadt treibt ein Mörder, den die Presse den Axeman getauft hat, sein Unwesen. In einem Brief an die Zeitung teilt der Täter mit, dass er in eben jener Nacht all die Menschen verschonen wird, in deren Häusern zum Zeitpunkt seines "Besuchs" Jazz gespielt wird.

Neben Detective Michael Talbot, der mit allen Mitteln versucht, den Mörder zu fassen, haben sich auch andere auf die Fersen des Axeman geheftet. Ida, eine Angestellte der Detektei Pinkerton, sucht ebenso nach ihm, wie auch Talbots ehemaliger Vorgesetzter Luca D'Andrea. Ob einer von ihnen erfolgreich sein kann, ehe der Axeman sein nächstes Opfer gefunden hat?

Den Axeman von New Orleans gab es wirklich, doch bis heute ist seine Identität nicht geklärt. Zwar gibt es einige Theorien, aber auch immer noch genügend Spielraum für allerlei Spekulationen und Ideen. Genau da setzt Ray Celestins Roman an. Geschickt verwebt der Autor historische Fakten mit Fiktion. So ist auch der im Buch enthaltene Brief des Axeman tatsächlich vom Täter - zumindest ging ein Brief mit genau diesem Text bei der Zeitung ein, die ihn natürlich umgehend druckte.

Die Geschichte, die Ray Celestin uns erzählt ist spannend und ich hatte beim Lesen das Gefühl in das damalige New Orleans versetzt zu sein. Gekonnt fängt er den Zeitgeist ein, aber auch die Verunsicherung und die Angst, die in der Stadt herrschten. Der Plot ist komplex aufgebaut und wer weiß schon, wie nahe der Autor mit einigen seiner Ideen an die Wahrheit herankommt.

Einen wirklichen Protagonisten gibt es wider Erwarten nicht, alle Ermittler stehen gleichberechtigt nebeneinander. Jeder von ihnen hat seine eigene Herangehensweise an den Fall und vor allem eine ganz eigene Motivation. Bei Ida ist diese ganz klar. Sie möchte in der Detektei endlich in die Position eines Ermittlers kommen und nicht mehr nur am Schreibtisch sitzen. Was eignet sich da besser als einen Serienmörder zu entlarven? Unterstützt wird Ida dabei durch ihren Freund Lewis (Louis) Armstrong - eine Idee, die mir sehr gefallen hat.

Luca D'Andrea war nicht nur Michael Talbots Vorgesetzter, er war auch sein Partner bis Michael ihn verriet und Luca im Gefängnis landete. Nachdem er nun wieder auf freiem Fuß ist, sucht er den Axeman im Auftrag der Mafia. Ich habe ständig darauf gewartet, dass sich Luca und Michael über den Weg laufen (- überhaupt war ich sehr gespannt, wann und wie die einzelnen Handlungsstränge zusammengeführt werden).
Und Michael? Anfangs konnte ich nicht viel mit ihm anfangen, was sich zum Glück geändert hat. Wie zu erwarten, ist er seit seinem Verrat bei den Kollegen nicht sonderlich beliebt. Zudem hütet er ein Geheimnis, was in zu damaliger Zeit leicht das Leben kosten könnte.Ebenfalls eine interessante und gefährliche Ausgangsposition für seine Ermittlungen.

Neben den Protagonisten gibt es eine Vielzahl weiterer Charaktere, die hilfreicherweise in einem Personenverzeichnis aufgelistet werden. So kann man als Leser zu jeder Zeit nachschlagen, welchem Kreis eine bestimmte Person angehört (Polizist, Jazzmusiker, Angehöriger der Mafia...). Auch wenn ich zunächst die Befürchtung gehabt habe, dass ich ständig hin- und herblättern muss, ist es mir letztlich nicht schwer gefallen die Charaktere auseinanderzuhalten. Die meisten von ihnen werden gut beschrieben, selbst wenn ich mir manchmal ein paar zusätzliche Details gewünscht habe.

Doch auch wenn mich das Buch letztlich begeistern konnte, den Einstieg fand ich ein wenig mühsam und ich habe für die ersten 50 Seiten eine gefühlte Ewigkeit gebraucht. Der Anfang des Buches konnte mich in keiner Weise fesseln, daher habe ich es immer wieder aus der Hand gelegt. Trotzdem ich nicht sagen kann, woran das lag. Der Schreibstsil ist flüssig, es wird Spannung aufgebaut und die erste Szene bei der Zeitung ist gut gewählt. Vielleicht habe ich zum falschen Zeitpunkt begonnen, vielleicht musste ich mich einfach erst einlesen. Ich weiß es einfach nicht.

Insgesamt ein komplexes Buch mit vielen Charakteren, das gekonnt Fakt und Fiktion miteinander verwebt. Ich bin schon auf den zweiten Band der Reihe gespannt, der etwa 10 Jahre nach den Ereignissen dieses Bandes spielt und in dem wir Leser dann Al Capone begegnen werden und natürlich Michael Talbot und Ida wiedertreffen.

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