Erscheinungsdatum Erstausgabe: 01.08.2010
Aktuelle Ausgabe: 13.02.2017
Verlag: btb
ISBN: 9783442714971
Flexibler Einband: 208 Seiten
Genre: Sachbuch/ Kurzgeschichten
Nachdem ich kürzlich mein erstes Buch von Ferdinand von Schirach mit dem Titel „Strafe“ gelesen habe, bin ich seinen Kurzgeschichten verfallen.
So bin ich auf ein älteres Werk mit dem Titel „Schuld gestoßen, welches erstmals 2010 veröffentlicht wurde.
Inspiriert durch seinen Beruf als Strafverteidiger, erzählt Ferdinand von Schirach 15 interessante Stories zum Nachdenken.
Eine junge Frau wird von mehrerer Männern vergewaltigt.
„Acht waren schuldig, aber jeder könnte auch der eine Unschuldige sein.“
Ein Ehemann misshandelt und missbraucht jahrelang seine Ehefrau, doch plötzlich wird er erschlagen. Das gefährliche Spiel eines Ehepaares gerät außer Kontrolle...
Mein persönliches Highlight ist die Geschichte mit dem Titel „Anatomie“. Sie füllt zwar nur 3 Seiten, ist aber von einer enormen Durchschlagskraft und widerspiegelt, wie schmal der Grat zwischen Schuld und Unschuld sein kann, bzw. wie schnell sich das Blatt wenden kann. Welche Strafe entspricht der Schwere der Schuld?
Es ist beeindruckend, wie Ferdinand von Schirach mit einer klaren und einfachen Sprache in wenigen Zeilen Hochspannung erzeugt und der Geschichte am Ende eine völlig andere Richtung gibt. Meisterlich!
Ich habe das Buch teilweise unterwegs gelesen und währenddessen sprach mich ein Jurist an: „Oh, sie lesen die Schirachschen Märchen.“
Seine Bemerkung stimmte mich nachdenklich.
Vermutlich werden viele Leser von dem Strafverteidiger Ferdinand von Schirach erwarten, dass er authentisch, von tatsächlich Erlebtem schreibt.
Ehrlich gesagt, ist es mir persönlich gar nicht wichtig, ob der Autor diese Stories erlebt hat oder nicht, oder ob sie neu und spektakulär sind. Mir gefällt diese einzigartige Erzählweise, die mich in Gewissenskonflikte stürzt und im Zwiespalt stehen lässt. Für mich dürfen die Episoden gern fiktiv sein. Mein Gedankenkarussell rotiert so oder so und am Ende ist mir klar, dass die Frage nach der Schuld nicht immer eindeutig zu beantworten ist. Eine ewige Zwickmühle!
Excellent ausgearbeitete Kurzgeschichten, klug geschrieben!
Literarische Knallbonbons, die mitreißen und die grauen Zellen ordentlich in Wallung bringen.
Lesen!!!
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