Erscheinungsdatum aktuelle Ausgabe: 07.03.2018
Flexibler Einband: 316 Seiten
Verlag: Gmeiner
ISBN: 9783839222577
Genre: Historischer Kriminalroman
Die Spannungsromane von Gmeiner Verlag mag ich sehr, besonders jene mit historischen Hintergründen. Wenn sie zudem in Berlin spielen, wandern sie schnell auf meine Leseliste, wie der Kriminalroman „Schwarze Reichswehr“ von Gunnar Kunz, erschienen im März 2018. Das nostalgisch gestaltete Cover gefällt mir und passt perfekt zur Handlung.
Wir schreiben das Jahr 1927 als Kommissar Georg Lilienthal mit seiner Frau Diana und seinem Bruder Hendrik über den Berliner Weihnachtsmarkt schlendert. Plötzlich wird, sozusagen vor ihren Augen, ein Mann erschossen, den Georg von früher kennt.
„Er heißt Golo Bartels,... Im Krieg war er mein Unteroffizier.“
Gregor wird mit den Mordermittlungen betraut. Er findet heraus, dass Bartels in dunkle Geschäfte verwickelt ist, die vermutlich im Zusammenhang mit der schwarzen Reichswehr stehen. Gregors Nachforschungen gestalten sich schwierig, da die Spur in die Zeit die Vergangenheit führt zu ehemaligen Kriegskameraden führt. Außerdem möchte Gregor den ungeklärten Mordfall von damals endlich lösen. Steht dieser im Zusammenhang mit dem aktuellen Mord? War Bartels auch ein Mörder? Wo liegt das Motiv?
Die traumatischen Erlebnisse des ersten Weltkrieges liegen wie Blei auf Gregors Seele. Durch seine Mordermittlungen sind sie wieder allgegenwärtig.
Buchautor Gunnar Kunz lässt Gregor in seinem Buch rückblickend berichten. Grauenvoll detailliert, mit viel Blutvergießen sind seine Erinnerungen an das Frontgeschehen. Das wirkt lebendig, schockiert und berührt mich. Ich fühlte mich in die damalige Zeit versetzt.
Kunz schreibt atmosphärisch über die Zeit der Weimarer Republik und die Schrecken des ersten Weltkrieges. Berlin als Schauplatz ist perfekt in Szene gesetzt. Die historischen Hintergründe scheinen mir excellent recherchiert und überaus interessant. Von der Lohmann-Affäre, welche die Existenz einer geheimen Reichswehr offenbarte, hatte ich bislang noch nichts gehört.
Zugegebenermaßen hatte ich an diesen Roman eine andere Erwartungshaltung. Als Kriminalroman angepriesen, kam mir die eigentliche Ermittlung, vor allem im ersten Teil des Buches, etwas zu kurz. Es ist ein sachbuchähnlicher Roman und mir war die Dokumentation der Kriegserlebnisse stellenweise zu ausführlich und in die Länge gezogen.
Doch im letzten Drittel steigt die Spannung rasant an, die Handlung überrascht mit ungeahnten Wendungen bis sich schlussendlich des Rätsels Lösung offenbart.
Aus meiner Sicht waren die Charaktere lebendig und glaubwürdig dargestellt. Ich mochte das ungewöhnliche Ermittler-Trio, obwohl wir uns zum ersten Mal begegnet sind, aber bestimmt nicht zum letzten Mal. Gregor ist ehrgeizig und gibt niemals auf, seine Frau Diana steht ihm zur Seite und akzeptiert seinen Job und Hendrik hat den gewissen Charme des Rat gebenden Bruders. Es ist zwar schon ihr sechster Fall, aber da jedes Buch eine abgeschlossene Handlung darstellt, bedarf es keiner Vorkenntnisse.
„Schwarze Reichswehr“ ist ein anspruchsvoller, spannender und brillant recherchierter Roman, der das Berlin der Weimarer Republik authentisch widerspiegelt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich männliche Leser von diesem Buch eher angesprochen fühlen.
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