Erscheinungsdatum: 14.03.2018
Umfang: fester Einband 432 Seiten
Verlag: Hoffmann & Campe
ISBN: 9783455503722
Genre: Sachbuch, Reisebericht
Von Timbuktu wusste ich bislang nur, dass es eine Oasenstadt am Rande der Sahara ist, die im westafrikanischen Staat Mali liegt und dort einige Kulturstätten von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden.
Was hat diese sagenumwobene Stadt mit dem Schmuggeln von Büchern zu tun?
Sowohl Buchtitel, als auch Cover machten mich neugierig und ich wollte erfahren, was hinter der Geschichte der Bücherschmuggler von Timbuktu steckt.
Die Aufmachung des Buches ist hochwertig. Auf den ersten von 430 Seiten sind einige geographische Karten abgedruckt. Im Mittelteil des Buches befindet sich eine kleine Bildergalerie, und am Ende gibt es Anmerkungen des Buchautors und Quellennachweise.
Es muss im Jahr 2012 gewesen sein, als der Redakteur der britischen Zeitung „Guardian“ erfuhr, dass Islamisten Timbuktu eingenommen hatten. Er hörte ferner, dass Archivare und Bibliothekare eine einzigartige Sammlung uralter, unermesslich wertvoller Manuskripte vor den neuen Machthabern gerettet hatten. Daraus entwickelte Charlie English seine Buchidee.
Er verknüpft diese aktuelle Thematik mit den Entdeckergeschichten des 18. Jahrhunderts. Damals suchten europäische Forscher nach der legendären Stadt nördlich des Nigers, von der man glaubte, es sei ein afrikanisches Eldorado.
Doch alle Expeditionen scheiterten, denn die Forscher waren Krankheiten, Überfällen und dem ungewohnten Klima ausgesetzt.
Bis Alexander Gorden Laing in die Stadt vordrang und die Nachricht nach Europa schickte, dass er in Timbuktu interessante Aufzeichnungen gefunden habe. Kein Gold und Glamour, aber dafür wertvolle Schriften.
In zwei sich abwechselnden Handlungssträngen beschreibt English die Ereignisse der beiden Zeitepochen und verbindet so die Realität geschickt mit den Mythen der Vergangenheit.
Damit verbreitet er einerseits Abenteuerstimmung, andererseits jedoch arbeitet er sensibel und feinfühlig die dramatischen Ereignisse um die spektakuläre Rettung der Manuskripte im 21. Jahrhundert auf. Das fand ich sehr interessant.
Charlie English hat einen lebendigen und intelligenten Schreibstil, der mich mitgerissen hat. Obwohl es sich um ein Sachbuch handelt, könnte man meinen, einen spannenden Roman zu lesen.
Dennoch ist dieses Buch nicht ganz einfach zu verstehen. Es erfordert ein gewisses Maß an Konzentration. Gelegentlich habe ich die eine oder andere Stelle ein zweites Mal gelesen. Das lag u.a. daran, dass für mich die Namen der Akteure wie z.B. Abdel Kader Haidara, Ismael Diadié Haidara oder Mukhtar bin Yahya al Wangari schwer zu lesen und auseinanderzuhalten waren.
Die Bücherschmuggler haben mich tief bewegt. Ich habe mit ihnen gebangt und fand es ehrenhaft, wie sie für ihren großen Buchschatz gekämpft haben und dabei immer Gefahr liefen, entdeckt bzw. verhaftet zu werden.
Ohne den Einsatz dieser Bibliothekare und Archivare wären die wertvollen Schriften wohl heute nur Asche und Staub.
Fazit: Außergewöhnlicher Zeit-Reise-Bericht - informativ, bestens recherchiert und spannend erzählt. Journalismus par excellence!
Eine Ode an Timbuktu und an das geschriebene Wort!
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