von: Pam Jenoff
ISBN : 9783746633862
Flexibler Einband : 448 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 16.02.2018
Genre: (Historischer) Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Wem kann man noch trauen?
„Das Holz der Zirkuswagen hat
Risse bekommen, die bunten Farben blättern ab. Die Tiere sind abgemagert, und
die Artisten haben zu viel Rouge aufgetragen, um zu kaschieren, dass ihr Teint
fahl ist.“ (S. 145) – doch der Zirkus ist Isas und Astrids Zuhause, das
einzige, welches sie noch haben.
Isa ist Holländerin und wird
von ihrem Vater verstoßen, als sie mit 16 von einem Deutschen schwanger wird.
Ihren Sohn nimmt man ihr nach der Geburt im deutschen Lebensborn-Heim weg. Als
sie kurz darauf in einem Güterzug todgeweihte jüdische Babys und Kleinkinder
entdeckt, rettet sie einen kleinen Jungen, weil er ihrem Sohn ähnlich sieht. Gleichzeitig
macht sie sich Vorwürfe, dass sie nicht alle Kinder mitnehmen kann. Entkräftet
von der Flucht durch den eisigen Winter landet sie beim Zirkus. Dessen Direktor
hat Mitleid mit ihr und gibt ihr eine Chance: wenn sie von der Trapezkünstlerin
Astrid lernen und mit ihr auftreten kann, darf sie bleiben. Eigentlich dauert die
Ausbildung Jahre, aber sie haben nur wenige Wochen.
Astrid ist nicht begeistert.
Sie sieht in Isa nicht nur eine Konkurrentin, sondern vor allem eine Gefahr.
Kann man ihr trauen? Schließlich hat fast jeder Angehörige des Zirkus ein
Geheimnis. Astrid z.B. war mit einem Nazi-Offizier verheiratet, der sich wegen
seiner Karriere von ihr scheiden lies. Danach ging sie zum Zirkus zurück,
schließlich stammte sie ursprünglich von da.
Astrid ist eine strenge,
abweisende Lehrerin und das Training hart. Isa hat Angst, das Trapez loszulassen
und zu fliegen. Aber nur um sie „schaukeln“ zu sehen, kommen die Menschen nicht
in die Vorstellung. Ihr einziger Lichtblick in dieser Zeit ist der gerettete
Junge, den sie Theo nennt und als ihren Bruder ausgibt. Papiere für ihn hat sie
keine.
Astrid traut Isa nicht, hat
Angst, dass ihre Vergangenheit ans Licht kommt. Erst, als sie offen darüber
reden, werden sie Freundinnen. „Wir sind, wer wir sind, und das können wir
nicht ändern. Und eines Tages – wenn das alles vorbei ist – müssen wir uns
selbst noch gegenüber treten können.“ (S. 209)
Doch dann verliebt sich Isa
in den Franzosen Luc und setzt alles aufs Spiel ...
Astrid und Isa sind zwei starke,
sehr verschiedene Frauen. Beide sind mutig, wenn auch aus verschiedenen
Gründen. Isa ist noch sehr jung, handelt oft impulsiv um anderen zu helfen und
bringt sich damit selbst in Gefahr. Astrid ist wesentlich abgebrühter. Die
Trennung ihres Mannes hat sie nie richtig verwunden, obwohl sie jetzt mit dem
russischen Clown Peter liiert ist. Der kann sich den Nazis einfach nicht
unterordnen und provoziert diese mit seinen Sketchen immer wieder. „Dieser
verdammte Krieg. Er stellt auf den Kopf, was gut und was böse war.“ (S.
264)
Die Geschichte ist extrem erschütternd
und wird abwechselnd aus der Sicht von Isa und Astrid erzählt. Der Clou ist,
dass man seit dem Prolog weiß, dass eine von ihnen 50 Jahre später nach Paris
zurückkehrt, aber man bis zuletzt nicht weiß wer.
Ich habe „Töchter der Lüfte“ nicht
aus der Hand legen können und an nur einem Tag gelesen. Zu fesselnd ist die
Geschichte, zu ergreifend die Freundschaft und das Schicksal von Isa und
Astrid. Das Buch hat mich traurig zurückgelassen, aber wie Astrid sagt: „Der
Zirkus ist eine Show. Und irgendwann ist sie zu Ende.“ (S. 301)
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