ISBN : 9783596702718
Flexibler Einband : 416 Seiten
Verlag : FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum : 22.08.2018
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Blut ist dicker als Wasser
„Wir hatten nur noch Hunger, Angst
und die vage Hoffnung, dass irgendwann der Frühling kommen musste.“ (S.
220) stellt Judith 1940 in Paris fest. Sie ist eine
jüdische Studentin und mit Christian, dem Sohn eines Bankiers zusammen. Sein
Vater kollaboriert mit den Nazis, darum wollen er und Judith zusammen fliehen.
Doch das Schicksal durchkreuzt ihren Plan.
„Du
musst Judith finden. Versprich es mir.“ (S. 26): 1982 erfährt Jacobina in
Montreal von ihrem Vater, dass sie eine ältere Halbschwester hat, Judith. Ihr
Vater war Rumäne und hat lange in Paris gelebt. Irgendwann ging er zurück, aber
Judith und ihre Mutter blieben. Durch den Krieg hat er den Kontakt verloren.
„Irgendwann sitzt du krank und alt
in deiner Wohnung und bereust Dein Leben.“ (S. 106) hatte ihr Vater
Jacobina prophezeit. 2006 ist es so weit, sie lebt heruntergekommen in
Washington D.C. Eine Hilfsorganisation schickt Béatrice mit Lebensmitteln zu
ihr. Die Frauen freunden sich an und Jacobina erzählt von Judith, und dass sie
nie nach ihr gesucht hat. Für Béatrice wird die Suche zu einer willkommenen
Ablenkung von ihren eigenen Problemen.
Judiths und Christians
Liebesgeschichte ist sehr romantisch, wäre da nicht der zweite Weltkrieg und sie
keine Jüdin. Sie lernen sich beim Studium an der Sorbonne kennen. Judiths Leben
wird immer schwerer, die Einschränkungen und Ängste immer größer. Christian kümmert
sich liebevoll um sie, hört aufmerksam zu, liest zwischen den Zeilen und
leistet praktische Hilfe, indem er ihr immer wieder Nahrungsmittel oder Kohlen
zusteckt. Er macht ihr Leben bunter, lebenswerter. Doch dann beginnen die
Deportationen und er geht extreme Risiken für sie ein. Ihre Geschichte ist
extrem fesselnd und berührend, man muss einfach mit ihnen mitfiebern.
Auch Béatrice und Jacobinas Suche nach Judith ist sehr
spannend und informativ, zeigt sie doch, dass und vor allem wie immer noch
Menschen nach ihren Angehörigen suchen, hoffen, dass diese den Holocaust
überlebt haben.
Aber ich bin mit
Jacobina und Béatrice einfach nicht warm geworden. Über Jacobina erfährt man so
gut wie nichts. Sie wirkt extrem unsympathisch und introvertiert, interessiert
sich nur für gutes Essen und Fernsehen. Warum sie so geworden ist? Keine
Ahnung. Sie erzählt nur Bruchstücke aus ihrer Vergangenheit.
Auch Béatrice ist kein Sympathieträger. Nach außen gibt sie
die Powerfrau und superschicke Französin, lässt sich aber sowohl von ihrem Chef
als auch ihrem Freund immer wieder zur Schnecke machen und muss sich für deren
Fehler verantworten. Sie ist viel zu nachgiebig,
duckmäuserisch. Warum macht sie sich so klein? Das passt nicht zu ihrem
sonstigen Auftreten. Außerdem wird sie im Klappentext als „junge Französin“
beschrieben, dabei ist sie schon 43.
Zudem ist das, was
man über die beiden Frauen erfährt, ist nicht zwingend für die Suche nach
Judith erforderlich. Für mich hätte ihr Erzählstrang kürzer sein oder sich mehr
um die eigentliche Suche drehen können.
Abschließend möchte ich noch
erwähnen, dass die Geschichte, welche Melanie Levensohn in „Zwischen uns ein
ganzes Leben“ erzählt, zum Teil auf der Biographie einer Verwandten ihres
Mannes beruht, deren Spur sich in Auschwitz verliert. Das macht dieses Buch so besonders.
Sie zeigt Suchwege und Hilfsorganisationen auf, an die man sich wenden kann.
1 Kommentar:
Hallo Tanja.
Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Schöne Besprechung von dir.
Liebe Grüße,
Gisela
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