ISBN : 9783746634494
Flexibler Einband : 366 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 14.09.2018
Genre : Historischer Roman / Biografie
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG) / Vorab
Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Wien 1904: Adele Bloch ist 23,
in ihrem Salon trifft sich alles, was Rang und Namen hat. Ihr Mann Ferdinand
ist 17 Jahre älter als sie, liebt sie abgöttisch und überhäuft sie mit
Geschenken. Doch Adele ist unglücklich, denn ihr Sohn ist nur wenige Stunden
nach der Geburt gestorben. Er ist schon das zweite Kind, das sie verloren hat. Adele
ist sich sicher: „Sie schenkt nicht, wie andere Leben, sondern gebiert nur den Tod.“
(S. 15) Um sie aus der monatelangen Depression und Lethargie zu reißen, beauftragt
Ferdinand Gustav Klimt, ein Portrait von ihr zu malen. Adele ist fasziniert von
Klimt. Aber sein Ruf als Verführer eilt ihm voraus. Er ist berühmt für die
Affären mit seinen Modellen – Adele will auf keinen Fall eine von ihnen werden.
„...
Klimt verkörpert für sie all jene Freiheit, die sie als Frau für sich nicht
einfordern kann. Er hat sich von allen geschäftlichen Konventionen befreit, hat
zahlreiche Mätressen und steht selbstbewusst zu seinem lockeren Lebenswandel.“
(S. 65) Sie freunden sich während des stundenlangen Modellsitzens an, denn im
Gegensatz zu ihrem Mann nimmt er sie als eigenständige Person wahr
und gesteht ihr auch eine eigene Meinung zu.
Ich hatte Adeles Biografie
erwartet, eine große Liebesgeschichte und die Erklärung, inwieweit sie Klimt
künstlerisch beeinflusst hat. Allerdings vermittelt Valérie Trierweiler das
Gefühl, dass Adeles Leben mit Klimt endet und beginnt. Dabei war er deutlich
älter und ist auch einige Jahre vor ihr gestorben. Aber die Jahre vor ihm
werden nicht erwähnt und die danach relativ schnell abgehandelt.
Adele ist eine moderne junge
Frau der Oberschicht, die eine Vernunftehe eingegangen ist. Ihr Mann trägt sie
auf Händen und verwöhnt sie, aber eine eigene Meinung darf sie nicht haben und
aus der Politik hat sie sich rauszuhalten. Dass sie sich für das
Frauenwahlrecht interessiert, Zeitungen liest und regelmäßig zu jüdischen
Flüchtlingen in die Vorstadt fährt um diese zu unterstützen, versteht er nicht.
Und dann kommt Klimt. Er erklärt
ihr seine Bilder und das Zeitgeschehen, versteht aber auch ihren Verlust und
den Schmerz. Obwohl sie es bei einer Freundschaft belassen will, drehen sich
ihre Gedanken und bald auch ihr Tun überwiegend ums Körperliche. Sie kommt mit
ihrem sexuellen Verlangen nach Klimt nicht klar, wirkt oft triebgesteuert. Klingt
und sie umkreisen sich, es ist wie ein Tanz – ein Schritt vor, einer zurück.
Aber wer führt eigentlich? „Adele, bitte kommen sie zurück, ich brauche
Sie. Ich liebe Ihren Körper, vor allem aber ihren Geist.“ (S. 233)
Adeles Portrait wird eher
nebenher fertig, gibt sie aber perfekt wieder. Er hat sie als goldene Frau
gemalt – dabei steht das Gold sowohl für
ihre gesellschaftliche Stellung als auch den goldenen Käfig, in dem sie lebt. Ist
es eine Hommage seiner Liebe zu ihr?
„Die Dame in Gold“ ist für mich
eher die Geschichte einer leidenschaftlichen Affäre, als einer großen Liebe.
Ich habe Adeles Beweggründe nicht immer verstanden, konnte aber ihren Schmerz,
die Enttäuschungen und ihre Sehnsucht fühlen, nachvollziehen, warum sie ihren
Glauben verlor. Ich fand es schade, dass sie nicht den Mut hatte, aus ihrem
goldenen Käfig ausbrechen, weil ihre Angst zu groß war. Doch ihre Stellung hat
ihr auch möglich gemacht, Flüchtlinge und Künstler zu unterstützten. Und man
darf nicht vergessen, dass ihr Mann einer der wichtigsten Mäzene von Klimt war
und dieser durch seine Unterstützung freier malen konnte. An dieser Stelle
hätte es mich gefreut, auch etwas über die geschäftliche Abwicklung zwischen Auftraggeber
und Künstler zu erfahren. Wurden die
Bilder z.B. bei Auftragserteilung angezahlt? Zudem hätte mich interessiert, wie
sehr Adele Klimt wirklich beeinflusst hat. Denn das Buch lehnt sich zwar an das
Leben der beiden an, ist aber ein Roman.
Trotz meiner Kritikpunkte hat
mich das Buch sehr gut unterhalten. Wien, Adele, ihre Kleider und Schmuckstücke
und nicht zuletzt die Bilder werden sehr anschaulich beschrieben und wecken die
Sehnsucht in mir, die Gemälde einmal im Original zu sehen.
1 Kommentar:
Mir macht Deine Rezension auf jeden Fall Lust es zu lesen. Vielen Dank dafür! Grüßchen, Katrin
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