ISBN : 9783426226728
Fester Einband : 464 Seiten
Verlag : Knaur
Erscheinungsdatum : 01.10.2018
Genre : Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Aus Magie wird Krieg, aus Spiel wird
ernst
Als Cathy mit 15 Jahren
schwanger wird verlangt ihre Familie, dass sie das Baby in der Fremde bekommt
und nach der Geburt weggibt: „ ... und wenn Du zurückkommst, bist Du wieder
unser liebes kleines Mädchen.“ (S. 22) Doch Cathy will kein liebes
kleines Mädchen sein, sie will ihr Kind behalten. Da stolpert sie über die
Anzeige von Papa Jacks Emporium: „Fühlen
Sie sich verloren? Ängstlich? Sind Sie im Herzen ein Kind geblieben? Willkommen
in Papa Jacks Emporium.“ Cathy hat zwar Angst wegzugehen, aber ihr Mut
überwiegt.
Das Emporium ist ein
Spielzeugladen, der jedes Jahr mit dem ersten Frost eröffnet und mit dem ersten
Schneeglöckchen wieder schließt. Das Haus ist magisch, von innen viel größer
als von außen. „Was von außen wie ein kleines Geschäft gewirkt hat, entpuppt sich als
weitläufiges Labyrinth.“ (S. 8) und auch die Spielzeuge sind sehr
ungewöhnlich – können sie sogar lebendig werden? Cathy ist fasziniert. Sie
verbringt Wochen im Emporium, ohne nach draußen zu gehen. Der Laden wird zu einem
schützenden Kokon, so wie ihr Bauch für ihr Kind. „Vielleicht bleiben wir für immer
hier. Gibt es einen besseren Ort, um ein Kind großzuziehen, als einen
Spielzeugladen?“(S. 40).
Doch auch in diesem Paradies
gibt es Probleme. Papa Jack ist traumatisiert, hat sich in seine Werkstatt
zurückgezogen und kümmert sich nur um neue Spielzeuge. Seine Söhne Emil (18)
und Kaspar (19) kämpfen seit ihrer Kindheit „die große Schlacht“ mit
Spielzeugsoldaten gegeneinander. Emil ist schon immer eifersüchtig auf den
großen Bruder und dessen Erfindungen. Außerdem wird nur einer von ihnen später
das Emporium übernehmen können – was wird dann aus dem anderen?
Und dann beginnt
der erste Weltkrieg. Aus Magie wird Krieg, aus Spiel wird ernst.
Auch mich hatten das Cover
und der Klappentext des Buches angezogen und ich kann verstehen, dass einige
Leser enttäuscht wurden. Man erwartet eine magische Liebesgeschichte und
bekommt etwas ganz anderes.
Robert Dinsdale hat mich
gleichermaßen bezaubert und schockiert. „Die kleinen Wunder von Mayfair“
beginnen als romantisches Wintermärchen, mit Cathys Flucht und Emanzipation von
ihrer Familie, den wundervollen Spielzeugen, dem Emporium als Hort ewig
dauernder Kindheit („Die Kinder kommen ins Emporium, weil sie
Abenteuer erleben wollen, aber die Erwachsenen, weil sie daran erinnert werden
möchten, dass die Welt einst mit so viel Magie angefüllt war, wie ihre Fantasie
nur hergab.“ (S. 248)) und der zarten Liebesgeschichte, die sich
zwischen ihr und Papa Jacks Söhnen anbahnt. Doch den größten Raum in dem Buch
nimmt der Krieg ein. Der zermürbende Kleinkrieg zwischen Emil und Kaspar, der
ständige Wettbewerb, wer die besseren Spielzeuge baut, der Kampf um Cathys
Zuneigung, später um das Geschäft und zum allergrößten Teil die beiden
Weltkriege.
Auch mich haben die
Schilderungen der Kriegserlebnisse und ihrer Folgen aufgewühlt und ich habe
mich gefragt, ob diese beiden so unterschiedlichen Handlungsstränge denn
überhaupt zusammenpassen und nicht zu viele Leser abschrecken. Doch der Autor
macht auch immer wieder klar, dass man (fast) überall ein kleines bisschen
Magie und Hoffnung finden kann, wenn man nur genau genug sucht. „Einem
Menschen können die schrecklichsten Dinge zustoßen, aber er wird sich nie
verlieren, wenn er sich immer erinnert, dass er einmal ein Kind war.“
(S. 170)
„Die kleinen Wunder von
Mayfair“ ist ein sehr philosophisches Buch. Es beschäftigt sich mit Realitäten
und Perspektiven, handelt von Hoffnung, Liebe, Mut und Magie. Mein Tipp für
alle Fans von „Sophies Welt“ von Jostein Garder.
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