ISBN : 9783499275739
Flexibler Einband : 464 Seiten
Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
Erscheinungsdatum : 16.04.2019
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG): Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust
Wer kennt nicht dieses
Faust-Zitat und was wäre, wenn es nicht ein, sondern zwei Menschen – ein Mann
und eine Frau – gewesen wären, die Goethe als Vorbild für seinen „Faust“
gedient haben? Gut und Böse, Ying und Yang, Adam und Eva, Engel und Teufel –
das eine kann ohne das andere nicht sein. Darauf baut Roman Rausch seinen
Faust-Roman, seine „Schwarzkünstlerin“ auf.
„Eher gehe ich durch die Hölle,
als mich ihrer Zucht noch länger zu unterwerfen.“ (S. 33)
Margarethe ist die Tochter
eines einflussreichen Fürsten, die wegen ihrer Wissbegier und Unbeugsamkeit in
ein Kloster abgeschoben wurde. Aber auch dessen Mauern können sie nicht halten.
Auf ihrer Flucht begegnet sie dem Scharlatan Georg Helmstätter, der die
Kleingläubigen mit seiner Scharade als Magister Sabellicus unterhält und
abzockt. Er versucht Margarethe für seine Betrügereien zu gewinnen, aber sie
widersteht und beginnt als Johann Faust ein Studium in Heidelberg. Doch als sie
ihm später wieder über den Weg läuft, lockt er sie mit seinem geheimen Wissen
über Magie und Alchemie. Sie zieht mit ihm durchs Land, fühlt sich endlich
frei. Allerdings muss sie bald erfahren, dass sie als gelehrte Frau nichts
gilt. Doch Sabellicus hat einen Plan – „Wie weit bist Du bereit, für Deine Träume zu
gehen?“ (S. 141) – den sie letztendlich teuer bezahlen muss. Den Rest
ihres Lebens wird sie von ihrem Hass auf Sabellicus getrieben, der Suche nach
ihm, dem Durst nach Rache.
Roman Rausch hat ein sehr
umfassendes Sittengemälde der damaligen Zeit geschaffen. Die Welt ist im
Umbruch, die Bauernkriege verwüsten das Land, Luther spaltet die Gläubigen, der
Buchdruck verbreitet sich (und damit Nachrichten, egal ob wahr oder falsch), Gewalt
und Tod sind an der Tagesordnung. Aber es werden auch theologische und wissenschaftliche
Streitgespräche geführt, man will der Welt auf den Grund gehen, will wissen
„was die Welt im Innersten zusammenhält“.
Rauschs Margarethe ist keine
verführte Unschuld sondern eine sehr kluge und wissbegierige Frau, die das
will, was nur Männern zusteht – eine umfassende Bildung und die Welt
erforschen, ihr Wissen anwenden und vielleicht sogar weitergeben, ohne dafür in
einem Kloster gefangen zu sein. Leider geht sie dabei Georg Helmstätter auf den
Leim und hilft ihm unbewusst, als Dr. Faust berühmt zu werden.
„Die Schwarzkünstlerin“ ist
keine leichte historische Unterhaltungsliteratur sondern anspruchsvoll und
fordert seine Leser.
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