ISBN : 9783746635682
Flexibler Einband : 400 Seiten
Verlag : Aufbau TB
Erscheinungsdatum : 21.01.2020
Genre : Historischer RomanBuch kaufen
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Spannend,
informativ, abwechslungsreich, mit viel Gefühl
„Das
Leben war es, das den Neubeginn brachte, nicht der Kalender.“ (S. 214)
10 Jahre sind
vergangen, seit Edith, Luise und Margot die Hebammenausbildung erfolgreich
abgeschlossen haben. Sie arbeiten zusammen in der Klinik, bilden inzwischen
selbst aus und arbeiten (zum Teil ehrenamtlich) in verschiedenen
Beratungsstellen für Frauen. Natürlich ist es jedes Mal ein Wunder, wenn sie
einem Baby auf die Welt helfen, aber sie werden auch fast täglich mit Leid und
Elend konfrontiert: junge Mädchen, die sich prostituieren müssen, um zum
Unterhalt der Familie beizutragen und sich dabei mit Geschlechtskrankheiten
infizieren oder schwanger werden, Opfer von Vergewaltigungen, die die Kinder
austragen müssen, weil Abtreibungen verboten sind, und Frauen, die nicht
wissen, wie sie auch noch das achte Kind satt und groß bekommen sollen.
Luise, die
Günthers Tod nie verwunden hat, stürzt sich regelmäßig ins Nachtleben, um zu
vergessen und sich abzulenken. „Wir laufen alle vor irgendwas davon. Die
meisten wissen es nicht einmal. Sie verlieren sich in der Welt der
Leuchtreklamen, in Ballhäusern und Nachtbars. … Es ist eine Sehnsucht nach
irgendwas, nach dem Verbotenen, wie es scheint. Ausbrechen, Fortlaufen, den
Alltag hinter sich lassen.“ (S. 62) Dabei lernt sie die geheimnisvolle
Marina kennen, auch eine verlorene Seele. Können sich die beiden vielleicht
gegenseitig retten?
Auch Margot ist
noch nicht angekommen. Sie hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann, der
ihr immer wieder verspricht, sich scheiden zu lassen. Wie lange soll sie noch
darauf warten?
Edith kann sich
seit der versuchten Vergewaltigung vor vielen Jahren keine Beziehung mit einem
Mann vorstellen. Sie geht in ihrer Arbeit in der Sexualberatungsstelle auf.
Eine der Ärztinnen dort versucht sie zu überzeugen, ebenfalls Medizin zu
studieren – dann könnten sie zusammen eine Praxis eröffnen. Aber Edith ist
Jüdin und wird deswegen erstmals von einer Patientin beleidigt und abgewiesen.
Nach „Aufbruch
in ein neues Leben“ erzählt Linda Winterberg in „Jahre der Veränderung“ die
Geschichte der drei Freundinnen und Hebammen im Berlin der beginnenden 30er
Jahre weiter. Im Nachtleben spürt man die Goldenen Zwanziger noch – rauschende
Partys, große Shows, Alkohol, Drogen und unverbindlicher Sex. Doch tagsüber
sind die Anzeichen der Weltwirtschaftskrise nicht mehr zu übersehen. Immer mehr
Menschen werden arbeitslos und verlieren ihre Wohnungen. Die politische
Situation spitzt sich zu. Es kommt zu Demos, Straßenschlachten und
antisemitischen Übergriffen. Ihr Augenmerk richtet sich dabei natürlich
besonders auf die Rolle der Frauen. Diese sind oft die einzigen Ernährer der
Familie, da sie billigerer Arbeitskräfte sind als die Männer. Dabei haben sie
weniger Rechte und wehren sich zu selten gegen ihre brutalen Ehemänner.
Ich war
erstaunt, wie relativ modern man damals schon in der Frage der Familienplanung
war. In den Beratungsstellen werden Kondome und Pessare ausgegeben, um die
Gefahr von Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten zu minimieren. Die
Hebammen führten Sexualberatungen durch, es gab Mütterkurse (heute:
Geburtsvorbereitungskurs) und sie bildeten Kindermädchen aus – die oft selber
gerade erst den Kinderschuhen entwachsen waren.
Linda
Winterberg schreibt sehr spannend und mitreißend. Die Handlung ist informativ, sehr
abwechslungsreich und mit viel Gefühl. Mit anderen Worten – ein echter
Pageturner. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Lebenswege von Edith,
Luise und Margot weiterentwickeln und kann Band 3, der im August erscheint,
kaum erwarten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen