Gebundene Ausgabe: 408 Seiten
Verlag: Benevento (Februar 2020)
ISBN: 9783710900914
Strafverteidiger Hannes Jansen kann sich nicht beklagen. Die Kanzlei, für die er arbeitet, hat ihm einen großen, brisanten Fall übertragen, der ihm die Partnerschaft in der Kanzlei einbringen könnte. Zudem hat er Sophie kennengelernt und würde am liebsten jede freie Minute mit ihr verbringen.
Verlag: Benevento (Februar 2020)
ISBN: 9783710900914
Strafverteidiger Hannes Jansen kann sich nicht beklagen. Die Kanzlei, für die er arbeitet, hat ihm einen großen, brisanten Fall übertragen, der ihm die Partnerschaft in der Kanzlei einbringen könnte. Zudem hat er Sophie kennengelernt und würde am liebsten jede freie Minute mit ihr verbringen.
Auch Sophie fühlt sich stark zu Hannes hingezogen. Umso
schwieriger wird es für die beiden, als sie realisieren, dass sie beide am
gleichen Fall arbeiten. Hannes für die Verteidigung, Sophie hingegen hat
maßgeblich an dem rechtsmedizinischen Gutachten mitgearbeitet, dass zu einer
Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Hannes Mandanten führte.
Der Autor Markus Thiele, selbst Anwalt, verwebt in seinem
Roman geschickt Realität und Fiktion. Der Fall, an dem Sophie und Hannes
arbeiten, beruht auf einem wahren Fall, der bis zum heutigen Tage ungeklärt
ist.
Im Roman ist es der Asylbewerber Abba Okeke, der in
Polizeigewahrsam durch ein Feuer in seiner Zelle ums Leben kam. Hannes Mandant
ist der Polizist Winkler, der als einziger Zugang zu der Zelle hatte, aber
bestreitet, überhaupt im Gebäude gewesen zu sein. Dagegen steht Sophies
Gutachten, welches belegt, dass Okeke das Feuer nicht selbst gelegt haben kann.
Sophie kann nicht verstehen, wie Hannes jemanden verteidigen kann, gegen den so
viele Indizien sprechen. Doch als Anwalt ist Hannes seinem Mandanten gegenüber
verpflichtet, er muss ihn bestmöglich verteidigen. „Sie sind Anwalt. Die
Wahrheit muss Ihnen scheißegal sein.“ (S. 319)
Auch wenn sowohl Hannes als auch Sophie für das deutsche
Rechtssystem arbeiten, haben sie doch ganz andere Sichtweisen. Doch was sind
eigentlich Recht und Gerechtigkeit? Inwiefern muss und darf die eigene Moral
eine Rolle spielen? Nicht nur die Protagonisten müssen sich mit diesen Fragen
auseinandersetzen, auch als Leser fragt man sich unwillkürlich, wie man selbst wohl
handeln würde.
Neben diesem Handlungsstrang gibt es einen weiteren, der bis
in die Zeit des zweiten Weltkriegs zurückreicht. Erst sehr spät wird klar, was
diese Zeitsprünge in die Vergangenheit mit dem gegenwärtigen Geschehen zu tun
haben.
Dem Klappentext und der Buchbeschreibung nach, war ich davon
ausgegangen, dass sich das Buch vornehmlich um den Fall des getöteten
Asylbewerbers und die schwierige Frage nach Recht und Moral dreht. Doch so klar
ist der Fokus nicht. Der zweite Handlungsstrang nimmt einen ebenso großen Raum
ein, was den ein oder anderen Leser vermutlich stören wird, da der Klappentext
einfach anderes suggeriert. Auch ich lese in der Regel nur sehr wenige Romane,
die während des zweiten Weltkriegs spielen, in diesem Fall war es okay für
mich. Beide Handlungsstränge greifen geschickt ineinander und bilden ein
gelungenes Ganzes.
Lange habe ich überlegt, ob ich Markus Thieles Roman 4 oder
5 Sterne geben soll und habe mich letztlich für 4 Sterne entschieden.
Einerseits finde ich es sehr interessant, wenn wahre Begebenheiten in Romanen
verarbeitet werde, andererseits bin ich bei dem fiktiven Fall um Abba Okeke
etwas skeptisch. Im Roman wird einem Polizisten die Täterschaft unterstellt und
die Anklage durch viele Indizien untermauert. Auf Grund der vielen Parallelen zu
dem tatsächlichen Fall des Oury Jalloh entsteht leicht der Eindruck, dass es
auch in der Realität einen ähnlichen Tathergang gegeben haben könnte. Bislang
konnte jedoch kein Fremdverschulden nachgewiesen werden.
Davon abgesehen hat mir Markus Thieles Roman sehr gefallen
und ich habe die etwa 400 Seiten binnen kürzester Zeit verschlungen. Ich werde auf
jeden Fall gerne wieder etwas von ihm lesen.
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