Dienstag, 24. März 2020

Echo des Schweigens


Spannend 


von Markus Thiele
Gebundene Ausgabe: 408 Seiten
Verlag: Benevento (Februar 2020)
ISBN: 9783710900914

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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.






Strafverteidiger Hannes Jansen kann sich nicht beklagen. Die Kanzlei, für die er arbeitet, hat ihm einen großen, brisanten Fall übertragen, der ihm die Partnerschaft in der Kanzlei einbringen könnte. Zudem hat er Sophie kennengelernt und würde am liebsten jede freie Minute mit ihr verbringen.

Auch Sophie fühlt sich stark zu Hannes hingezogen. Umso schwieriger wird es für die beiden, als sie realisieren, dass sie beide am gleichen Fall arbeiten. Hannes für die Verteidigung, Sophie hingegen hat maßgeblich an dem rechtsmedizinischen Gutachten mitgearbeitet, dass zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Hannes Mandanten führte.

Der Autor Markus Thiele, selbst Anwalt, verwebt in seinem Roman geschickt Realität und Fiktion. Der Fall, an dem Sophie und Hannes arbeiten, beruht auf einem wahren Fall, der bis zum heutigen Tage un­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­geklärt ist.

Im Roman ist es der Asylbewerber Abba Okeke, der in Polizeigewahrsam durch ein Feuer in seiner Zelle ums Leben kam. Hannes Mandant ist der Polizist Winkler, der als einziger Zugang zu der Zelle hatte, aber bestreitet, überhaupt im Gebäude gewesen zu sein. Dagegen steht Sophies Gutachten, welches belegt, dass Okeke das Feuer nicht selbst gelegt haben kann. Sophie kann nicht verstehen, wie Hannes jemanden verteidigen kann, gegen den so viele Indizien sprechen. Doch als Anwalt ist Hannes seinem Mandanten gegenüber verpflichtet, er muss ihn bestmöglich verteidigen. „Sie sind Anwalt. Die Wahrheit muss Ihnen scheißegal sein.“ (S. 319)

Auch wenn sowohl Hannes als auch Sophie für das deutsche Rechtssystem arbeiten, haben sie doch ganz andere Sichtweisen. Doch was sind eigentlich Recht und Gerechtigkeit? Inwiefern muss und darf die eigene Moral eine Rolle spielen? Nicht nur die Protagonisten müssen sich mit diesen Fragen auseinandersetzen, auch als Leser fragt man sich unwillkürlich, wie man selbst wohl handeln würde.

Neben diesem Handlungsstrang gibt es einen weiteren, der bis in die Zeit des zweiten Weltkriegs zurückreicht. Erst sehr spät wird klar, was diese Zeitsprünge in die Vergangenheit mit dem gegenwärtigen Geschehen zu tun haben.

Dem Klappentext und der Buchbeschreibung nach, war ich davon ausgegangen, dass sich das Buch vornehmlich um den Fall des getöteten Asylbewerbers und die schwierige Frage nach Recht und Moral dreht. Doch so klar ist der Fokus nicht. Der zweite Handlungsstrang nimmt einen ebenso großen Raum ein, was den ein oder anderen Leser vermutlich stören wird, da der Klappentext einfach anderes suggeriert. Auch ich lese in der Regel nur sehr wenige Romane, die während des zweiten Weltkriegs spielen, in diesem Fall war es okay für mich. Beide Handlungsstränge greifen geschickt ineinander und bilden ein gelungenes Ganzes.


Lange habe ich überlegt, ob ich Markus Thieles Roman 4 oder 5 Sterne geben soll und habe mich letztlich für 4 Sterne entschieden. Einerseits finde ich es sehr interessant, wenn wahre Begebenheiten in Romanen verarbeitet werde, andererseits bin ich bei dem fiktiven Fall um Abba Okeke etwas skeptisch. Im Roman wird einem Polizisten die Täterschaft unterstellt und die Anklage durch viele Indizien untermauert. Auf Grund der vielen Parallelen zu dem tatsächlichen Fall des Oury Jalloh entsteht leicht der Eindruck, dass es auch in der Realität einen ähnlichen Tathergang gegeben haben könnte. Bislang konnte jedoch kein Fremdverschulden nachgewiesen werden.

Davon abgesehen hat mir Markus Thieles Roman sehr gefallen und ich habe die etwa 400 Seiten binnen kürzester Zeit verschlungen. Ich werde auf jeden Fall gerne wieder etwas von ihm lesen.

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