ISBN : 9783442716449
Flexibler Einband : 512 Seiten
Verlag : btb
Erscheinungsdatum : 09.03.2020
Genre : Historischer Roman
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Moderne
Mädchen
„Sie
würde niemals hübsch oder schick sein, doch so, wie sie war, sah sie zumindest
verlässlich und vernünftig aus.“ (S. 15)
London 1926:
Maisie ist 23 und wurde schon in der Kindheit als graue Maus beschimpft. Ihr fehlen
weibliche Kurven, ihre Haare haben eine nichtssagende Farbe und ihre Kleidung
ist abgetragen. Sie ist zu unauffällig,
still und rücksichtsvoll, hat keinerlei Selbstvertrauen. Als sie einen
Job als Sekretärin bei der BBC ergattert, wähnt sie sich am Ziel ihrer Träume –
endlich verdient sie Geld und vielleicht lernt sie auch einen Mann kennen, der
sie heiratet. Doch schon bald wird ihr klar, dass sie an einem Ort ist, wo die
Zukunft passiert. Das Radio steckt noch in den Kinderschuhen, beeinflusst aber
schon jetzt viele Menschen. Und im Gegensatz zu den Zeitungen: „… spielt es keine Rolle, ob die
Leute Analphabeten sind, du kannst sie trotzdem mit nützlichen Informationen
versorgen und ihren Verstand schärfen.“ (S. 322)
Ihre Chefin Hilda Matheson, die Vortragsdirektorin, spornt sie an,
Fragen zu stellen, wann immer sie etwas nicht weiß oder versteht, und selber
Nachforschungen anzustellen. Maisie lernt bei jeder Sendung etwas dazu, bringt bald eigene Ideen ein und
arbeitet sich langsam hoch. Doch dann entdeckt sie etwas, was die BBC und das
Land erschüttern könnte …
In „Radio
Girls“ erzählt Sarah-Jane Stratford auf der Basis historischer Personen von den
Anfängen der BBC in London. Damals brachte das Radio keine Musik, Wetter und Nachrichten,
sondern sollte die Zuhörer unterhalten und bilden. Es gab z.B. Buchrezensionen,
politische Streitgespräche oder Vorträge zur ersten Hilfe bei Haushaltunfällen.
Die Gäste waren prominente Künstler oder Politiker, oft umstrittene
Persönlichkeiten.
Maisie steht
für eine neue Generation Frauen, die lieber arbeiten gehen als sich um Mann,
Haus und Kinder zu kümmern. Sie dürfen wählen und können für sich selbst entscheiden.
Ich fand es spannend und sehr interessant, Maisies Entwicklung von der
ungebildeten grauen Maus zur taffen Karrierefrau zu verfolgen. „Jede Sekunde dort ist ein
Abenteuer.“ (S. 278), auch wenn ich ausgehend vom Klappentext eher eine
Spionagegeschichte erwartet hatte. Stattdessen geht die Autorin auf das
Tagesgeschäft beim BBC ein, wie schwer es für Frauen war, sich in dieser
Männerwelt zu behaupten, sich zu emanzipieren. Die Beiträge des Senders waren
eng an die sich stets ändernde politische Situation gebunden, sie mussten oft
mit ihren Chefs und den Sprechern bzw. deren Themen regelrecht jonglieren.
Mein Fazit: Ein
interessanter biographischer Roman über die Anfänge des BBC-Radios, der etwas
mehr Spannung vertragen hätte.
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