Donnerstag, 9. April 2020

Eisenblut



ISBN : 9783463000121
Fester Einband : 416 Seiten
Verlag : ROWOHLT Kindler
Erscheinungsdatum : 24.03.2020
Genre : Kriminalroman
 
 
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
 
 
 
Der letzte Mohikaner

Gabriel (von) Landow stammt von einem großen ostpreußischen Landgut, wurde aber aufgrund seiner unehrenhaften Entlassung aus der Armee von seinem Vater enterbt. Seitdem schlägt er sich als Privatdetektiv in Berlin durch. Sein ehemaliger Kompagnon ist nach Amerika ausgewandert und Gabriel will ihm so schnell wie möglich folgen, doch bisher fehlt ihm das nötige Geld für die Überfahrt. Er hat nur noch eine Klientin, die ihren Mann beschatten lässt – und ausgerechnet der fällt Landow eines Nachts auf einem militärischen Sperrgebiet tot aus einem Luftschiff vor die Füße. An seine Hand ist ein Buch gekettet – „Die Märchen der Gebrüder Grimm“ – und sein Daumen klemmt zwischen zwei Seiten, auf denen ein Wort mit Blut umrandet ist …  Gabriel wird von der Regierung angeheuert, diesen Fall und noch zwei weitere aufzuklären. Kurz darauf wird sein Pensionszimmer in Brand gesteckt. Wer will ihn an den Ermittlungen hindern?!

Man schreibt das Jahr 1888, das Dreikaiserjahr. Wilhelm I. ist gerade gestorben, Friedrich III. wird ihm in wenigen Wochen folgen und sein Sohn Wilhelm II. steht schon in den Starlöchern für die Machtübernahme. Nicht nur Berlin oder Deutschland, ganz Europa schaut nach Potsdam und spekuliert über den Gesundheitszustand von Friedrich III. Die Welt steht vor einem Umbruch, Kriegsgerüchte werden laut, die Bevölkerung ist unzufrieden, brisante Flugblätter tauchen überall auf.

Eisenblut ist genau das, was vorn drauf steht – ein Kriminal-Roman. Landow ist kein strahlender Held oder brillanter Ermittler, sondern ein abgehalfterter Säufer, der sich irgendwie durchschlägt und seine Klienten so lange wie möglich hinhält, um ihnen das höchstmöglichste Honorar abnehmen zu können. Der Auftrag von der Regierung ist wie ein Lottogewinn, da man ihm neben der fürstlichen Bezahlung auch seine militärische Rehabilitierung in Aussicht gestellt hat. Außerdem scheinen seine Auftraggeber nicht zu erwarten, dass er wirklich etwas herausbekommt, aber man muss ja wenigstens so tun, als hätte man in den Todesfällen ermitteln lassen. Schließlich waren die Opfer waren allesamt kleine Beamte, die als Boten für geheime Dokumente genutzt wurden.
Parallel zu Landows Ermittlungen gibt es einen zweiten Strang. Ein „Schlitzer“ tötet sehr geschickt junge Mädchen und weidet sie aus – aber die Obrigkeit verschweigt diese Todesfälle. Ich hatte schon früh eine Ahnung, warum dieser anscheinend vom Rest der Handlung völlig losgelöste Teil so wichtig für das Buch ist, und meine Vermutungen haben sich bestätigt.

Leider konnte mich Axel Simon nicht ganz überzeugen. Ich hatte etwas anderes erwartet. Der Kriminalfall ist zwar spannend, aber die Handlung zog sich für mich zu sehr und verlor sich in zu vielen Nebenschauplätzen. Auch die ganzen Rückblicke in Landows Vorleben hätte es für meinen Geschmack nicht gebraucht.
Dafür fand ich das Setting sehr gelungen – das Milieu, in dem Landow lebt und ermittelt, die Stimmung unter der Bevölkerung, die Personen, mit den er in Berührung kommt. Besonders den ehemaligen Zirkusartisten Orsini und Landows Vermieter und Kriegskamerad Koester mochte ich sehr. Auch die Verquickung von Politik, Spionage, Kriegstreibern und Spekulanten ist sehr gelungen.

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