Spannendes Setting
von James von Leyden
Broschiert: 464 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (Mai 2020)
ISBN: 9783453424180
Genre: Krimi
Die Hitze hat Marrakesch fest im Griff. Trotzdem pulsiert
die Stadt und insbesondere die Medina – die Altstadt – ist voller Leben.
Touristen flanieren durch die Straßen und Einheimische gehen ihrem Tagewerk
nach. Mitten in diesem Trubel wird die Leiche von Amina Talal gefunden, einer
jungen marokkanischen Studentin, gekleidet in ein wenig sittsames rotes Kleid.
Hat ihr westliches Auftreten ihren Mörder auf den Plan gerufen? Oder hat ihr
Tod ganz andere Gründe?
Der junge Polizist Karim ist zwar als erster am Tatort, doch
offiziell darf er nicht ermitteln. Ein Kollege bekommt den Fall zugeteilt.
Dennoch, Karim stellt trotz aller privater Herausforderungen eigene
Ermittlungen an, denn zu seinem Schrecken kannte er das Opfer.
Der britische Autor James von Leyden nimmt uns mit auf eine
Reise nach Marokko. Man merkt sogleich, dass er sich sein Wissen über Land und
Leute nicht nur angelesen hat; regelmäßig besucht er das Land und seine Liebe
zu Marokko ist auf jeder Seite des Buches spürbar. Auch wenn ich noch nie in
Marokko war, hatte ich Marrakesch sehr schnell, sehr lebendig vor Augen. James
von Leyden beschreibt seine Charaktere und die Umgebung sehr genau. In Kays
Riad würde ich durchaus selbst einmal gerne zu Gast sein 😊
Nach dem Fund der Leiche entwickelt sich der Kriminalfall allerdings
nur langsam. Wir Leser erfahren sehr viel aus dem Leben von Karim. Wir
begleiten ihn, wie er versucht alles auf einmal zu regeln. Als Familienoberhaupt
muss er die Hochzeit seiner Schwester organisieren (und finanzieren), anderen Delikten
nachgehen, sich bei seinen Ermittlungen zu Aminas Tod nicht erwischen lassen
und natürlich die Regeln des Ramadans einhalten. Auch das Leben der
(europäischen) Riadbesitzerin Kay wird in vielen Einzelheiten geschildert,
ebenso das ihres langjährigen Freundes Sébastien de Freycinet, eines
französischen Architekten. Die einzelnen Handlungsstränge greifen nach und nach
immer mehr ineinander.
Doch ebenso wie Karim müssen wir Leser uns sehr gedulden, um
neue Erkenntnisse zu Amina zu erlangen. Alles geht in einem eher gemächlichen
Tempo voran. Daher war der Kriminalfall für mich auch nicht übermäßig spannend,
allerdings durch das ungewohnte Setting sehr interessant und daher zu keiner
Zeit langweilig.
Mein einziger Kritikpunkt gilt der Auflösung des Falls, der
zwar an sich schlüssig ist, dennoch hätte ich mir ein zwei genauere Angaben zum
Tathergang gewünscht. Leider kann ich nicht sagen, was mich genau stört, da ich
sonst zu viel verraten würde.
Insgesamt hat mir James von Leydens Krimi gut gefallen, auch
wenn er für mich vorrangig durch die großartigen Beschreibungen der Eigenheiten
von Land und Leuten besticht. Gekonnt präsentiert er eine Stadt zwischen
Tradition und Moderne, in der manches Mal Welten aufeinanderprallen.
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