Großartig
von Leonie Swann
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (Mai 2020)
ISBN: 9783442315567
Genre: Krimi
Eine außergewöhnliche Senioren-WG bewohnt Sunset Hall. Hausbesitzerin Agnes teilt ihr Heim mit einigen ebenso betagten Mitbewohnern. So unterschiedlich sie auch sind, eines haben sie gemeinsam: sie wollen selbstbestimmt leben und sterben und nicht womöglich irgendwann in einem Pflege- oder Altenheim vor sich hinvegetieren. Zwar gibt es neben Hüftleiden und einer gewissen Vergesslichkeit auch diverse andere größere und kleinere Gebrechen, doch all das hindert die WG nicht daran, tatkräftig zu ermitteln. Schließlich ist nicht nur eine Nachbarin ermordet worden, auch in ihrem eigenen Schuppen liegt eine Tote.
Die Ermittlungen der Polizei zu
überlassen, kommt einfach nicht in Frage. Stattdessen begibt sich die WG ganz
allein auf Feindesgebiet, sprich das örtliche Kaffeekränzchen. Und gegen eine
harmlose Spendensammlung (inklusive Befragung) kann ja nun wirklich niemand
etwas haben...
Nachdem mich bereits die anderen
Krimis von Leonie Swann begeistert haben (allen voran „Glennkill“) war schon
bei der ersten Ankündigung klar, dass ich das neue Buch von ihr ebenfalls lesen
muss. Auch wenn „Mord in Sunset Hall“ im Gegensatz zu „Glennkill“ oder „Gray“
kein Tierkrimi ist, kommt die Autorin natürlich trotzdem nicht ohne Tiere aus.
Da gibt es zum einen Hettie, die Schildkröte, zum anderen Brexit, einen
Wolfshund. Diesmal spielen die Tiere zwar keine Hauptrolle, dennoch gibt es
einige Passagen aus Hetties Sicht, die mir sehr gefallen haben. Hettie ist
genauso eigenwillig wie die übrigen Bewohner von Sunset Hall.
Neben Agnes mit ihrem Hüftleiden
lernen wir die Yogabegeisterte Edwina kennen, Bernadette, deren Augenlicht
nicht mehr funktioniert, die Neue, Charlie, Winston und natürlich den Marschall.
Der Krimi entwickelt sich eher
gemächlich – was wunderbar zur Senioren-WG passt – und ich habe lange Zeit
völlig im Dunkeln getappt was den Täter oder ein mögliches Motiv angeht. Letztlich
haben sich ein paar meiner Spekulationen bestätigt, andere nicht. Es war
spannend mitzurätseln und mehr als einmal musste ich sehr schmunzeln oder
lauthals lachen. Manche Ideen waren einfach nur großartig. Ich sage nur: Kohlenkeller (mehr wird nicht
verraten🙊). Und die Bezeichnung „formstabile
Kreationen“ (z.B. S.55) für Edwinas Kekse finde ich einfach genial. Da weiß man
doch gleich, was man auf dem Teller hat.
Neben dem unterhaltsamen Teil kommen
auch ernstere Töne durch. Zum einen werden die altersbedingten Gebrechen nicht
beschönigt, zum anderen geht es in Agnes WG ja auch um die Art und Weise, wie
man seinen Lebensabend verbringen möchte. Überlegungen, der sich wohl
irgendwann jeder von uns stellen werden muss.
Insgesamt hat mich „Mord in Sunset Hall“
begeistert (was schon allein daran zu erkennen, dass ich es erst gelesen habe
und nun im Auto höre) und ich würde mich sehr freuen, falls Leonie Swann die WG
nochmals auf Verbrecherjagd schickt.
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