Dienstag, 13. Oktober 2020

Gott

Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 14.09.2020

Herausgeber: Luchterhand Literaturverlag 

Buchlänge: 160 Seiten 

ISBN: 9783630876290

Genre: Theaterstück/ Sachbuch







Nach dem Erfolg von „Terror“ wagt sich der Meister der Kurzgeschichte Ferdinand von Schirach an ein neues Theaterstück. 

Wieder greift er ein kontrovers diskutiertes Thema auf. 

Am 14.09.2020 ist sein neues Werk „Gott“ bei Luchterhand erschienen.

Das hochwertig gebundene Büchlein passt optisch in die Schirach-Reihe und beinhaltet neben dem Theaterstück im Anhang drei Essays namenhafter Wissenschaftler zur Suizidbeihilfe. 


Stellen Sie sich vor, Sie sitzen als Zuschauer im Leipniz-Saal der Akademie der Wissenschaften Berlin und nehmen an einer Tagung des Deutschen Ethikrates teil. 

Zur Diskussion steht der Fall Richard Gärtner. 

Der geistig und körperlich gesunde 78jährige Mann möchte nicht mehr weiterleben. Er „hat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital beantragt. Das Medikament, das in anderen Ländern von Sterbehilfsorganisationen eingesetzt wird. Herr Gärtner erklärte, er wolle sich das Leben nehmen.“ (Auszug aus dem Buch)

Mediziner, Juristen, Pfarrer, Ethiker und Politiker kommen zu Wort und tauschen ihre Argumente darüber aus, ob Ärzte dem alten Mann beim Suizid helfen dürfen. 

Jeder der einzelnen Standpunkte ist für mich schlüssig und nachvollziehbar und doch fällt es mir schwer, mich hier zu positionieren. 

Ferdinand von Schirach beherrscht es, seine Leser/Zuschauer in das Dilemma der Doppelmoral zu stürzen. 

Einerseits ist da der hippokratische Eid und der Glaube an Gott, der Zweifel an der Beihilfe zum Suizid aufkommen lässt. Anderseits respektiere ich Herrn Gärtners Wunsch selbst über seinen Tod zu entscheiden, obwohl ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum er keinen Sinn mehr am Leben findet. 

Wem gehört unser Leben? Ist es unsere letzte Freiheit, selbst zu entscheiden, wie wir sterben wollen? 

Nachdenklich bleibe ich zurück. Das Gelesene lässt mich nicht los, gerade weil der Autor nicht einen schwerkranken Protagonisten in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt hat, sondern einen lebensmüden älteren Herren. 

Erst dadurch wird mir bewusst, wie schwierig es ist über Leben oder Tod zu urteilen. 

Auch die unterschiedlichen Länderregelungen zum Thema Suizid werden im Buch angesprochen 

Nachdem in Deutschland das Bundesverfassungsgericht am 26.02.2020 in seinem Urteil den § 217 StGB für verfassungswidrig erklärt hat, bleibt zu hoffen, dass sich der Bundestag zukünftig sensibel und mit Weitblick mit dieser Thematik auseinandersetzt. 


Fazit: 

Ein typischer Schirach, messerscharf analysiert, intelligent inszeniert, knapp und klar auf den Punkt gebracht. Spitzenklasse! Leseempfehlung!

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