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Vorab
Hinweis: Zwar wurde uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung
gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende
Meinung
Abigail´s Hall ist ihr Schicksal
„“Wir leben heute und sind nicht verantwortlich für das, was unsere Vorfahren getan haben.“ „Und doch profitieren wir heute noch davon.““ (S. 107)
Melody Stewart zieht als neue Oberstaatsanwältin von London nach Stockmill in den alten Familiensitz Abigail´s Place. Sie will sich nebenbei endlich auch um den Verkauf des alten Anwesens kümmern, das seit einem tragischen Vorfall vor 180 Jahren leer steht. Ihr Mann, der wie sie der englischen Oberschicht angehört, und ihre pubertierenden Zwillingstöchter sind London geblieben, da es in Abigail´s Hall noch nicht einmal Strom gibt. Sie macht sich Vorwürfe, ihre Ehe läuft nicht mehr gut und ihr Mann und ihre Schwiegermutter geben ihr das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein und sie für ihre Karriere zu verlassen. Um sich abzulenken und aus Interesse stürzt sie sich auf Lady Abigails Tagebücher, die sie verstreut und zum Teil gut versteckt in dem alten Haus findet. Beim Lesen taucht sie immer tiefer in Abigails Erlebnisse und die Geheimnisse des Hauses ein. Aber hat Abigail´s Geliebter damals wirklich jemanden umgebracht und sie sich nach seinem Tod aus dem Fenster gestürzt? Melody kann dank Detectiv Daniel Rashleigh sogar die alten Polizeiakten einsehen – und auch er kann einiges zur Aufklärung beitragen, denn er ist der Nachfahre von Abigail´s Geliebtem Oliver Rashleigh …
„Der Faden der Vergangenheit“ ist der Auftakt der Trilogie über die Frauen von Hampton Hall und macht auf jeden Fall Lust auf die Folgebände. Geschickt verknüpft Felicity Whitemore die beiden Zeitstränge der 1840er Jahre und heute und auch die Familienbande zwischen Lady Abigail Hampton, Melodys Vorfahrin, und den Rashleighs.
Abigail und Melody sehen sich nicht nur ähnlich, auch ihre Leben weisen Parallelen auf. Sie sind in ihren Ehen nicht glücklich und haben ein großes Unrechtsbewusstsein. Während Melody als Oberstaatsanwältin über Recht und Unrecht entscheidet, hat Abigail eine Art Offenbarung, als sie bei der Rückkehr von einer Reise zu ersten Mal bewusst eine halbverhungerte Bettlerin mit ihrem Kind wahr- und sich ihrer annimmt. Bis dahin hatte sie sich nie dafür interessiert, woher ihr Reichtum kam, schließlich betrieb ihr Mann die größte Baumwollfabrik der Stadt. Erst durch die Bettlerin erfährt sie von den unwürdigen Bedingungen, unter den die Menschen arbeiten und leben, dass durch die beginnende Industrialisierung immer weniger Arbeitskräfte gebraucht werden und man dann die billigsten einstellt – Frauen und (Klein-)Kinder. „Ich schäme mich entsetzlich. Ich habe eine Wohltätigkeitsveranstaltung nach der anderen besucht und auch organisiert. Ich habe immer geglaubt, meinen Teil beizutragen, aber in Wahrheit hatte ich keine Ahnung. Wir klopfen uns gegenseitig auf die Schultern und unseren Fenstern Menschen.“ (S. 63) Sie will die Situation ändern und beginnt hinter dem Rücken ihres Mannes und ihres Schwagers, kleine Veränderungen einzuführen, doch nicht einmal die Arbeiter glauben an sie. „Sie sind eine Frau. … Sie sind vielleicht adelig und haben mehr Geld als wir. Aber ihr Geschlecht macht sie machtlos.“ (S. 124) Unterstützt wird sie dabei vom Verwalter der Fabrik, Oliver Rashleigh, der ihr die Arbeitsabläufe und Geschäftsgebaren näherbringt und ihr hilft, ihr größtes Geheimnis zu wahren …
Das Buch hat mich von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten. Felicity Whitmore weiß, wie man die Leser fesselt, beschreibt die damaligen Zustände und das Anwesen sehr bildlich und auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Ich habe die Emanzipation beider Frauen verfolgt. Besonders beeindruckt hat mich Abigail mit ihrem Kampf für die Arbeiter und gegen ihre eigene Klasse, dass sie als Frau versucht hat, bessere Arbeits- und Lebensverhältnisse für ihrer Angestellten zu schaffen und auch ihre Söhne in diesem Sinn erzogen. Aber auch Melodys Weg zur Erkenntnis, dass sie als Mutter auch Karriere machen darf und sich von ihrem Mann nicht kleinmachen lassen muss, hat mir gut gefallen.
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