Freitag, 21. Mai 2021

Mehr Demokratie wagen

 

Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 12.02.2021

Herausgeber: SWB Media Entertainment 

Buchlänge: 300 Seiten 

ISBN:9783964380111

Genre: Polit-Thriller

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Stefan Schweizer ist ein Experte in Sachen „RAF“ und hat bereits einige Sachbücher hierzu geschrieben. Interessant fand ich auch seinen biografischen Roman -„Die Akte Baader“. 

Nun hat sich der Autor an einen Polit-Thriller gewagt und wird dabei schreibtechnisch von dem ehemaligen RAF-Mitglied Christof Wackernagel unterstützt. 


Seit dem Attentat auf den Generalbundesanwalt Siegfried Buback sind 40 Jahre vergangen, als der Journalist Michael Engel im Sommer 2017 nach München zum NSU-Prozess fahren möchte. Er plant einen Artikel, in welchem er den Vergleich zu den Prozessen der 70er und 80er Jahre in Stuttgart ziehen möchte. 

Bei den Recherchen stößt Micheal auf Ungereimtheiten. 

Plante die RAF tatsächlich, Buback zu ermorden und könnte es möglich sein, dass der Bundesverfassungsschutz im Vorfeld Kenntnis vom diesem Attentat hatte, es jedoch gar nicht verhindern wollte? 

War der Generalbundesanwalt etwa einigen hochrangigen Menschen ein Dorn im Auge, weil er den Sturz Willy Brandts aufklären wollte? 

Michael Engel begibt sich mit einer Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes auf Spurensuche. Ihnen ist nicht klar, dass sie sich damit in tödliche Gefahr begeben. 

Wird es ihnen dennoch gelingen, die Wahrheit ans Licht zu bringen? 


Die Ermittlungen führen zu Willi Brandt und seiner Ostpolitik. Brandt hatte damals sein politisches Programm mit dem Satz: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ umrissen.  Im Hinblick dessen, passt der Buchtitel perfekt zur Story. 


Der Einstieg in die Geschichte ist nervenaufreibend. Gedanklich bin ich im Jahr 1977 und erlebe das Attentat auf Buback im Kopfkino hautnah. 

Danach springt die Handlung zwischen Michael Engels Recherchen und der Vergangenheit hin und her.  

Mit Spannung verfolge ich dass Geschehen und kann kaum glauben, was der Journalist hier peu à peu aufdeckt. Ich beginne zu grübeln, frage mich, was damals tatsächlich passiert ist. 

Nun treffen hier ein Insider und ein promovierter Politologe aufeinander und daher vermute ich, dass trotz der dichterischen Freiheit Fiktion und Realität ziemlich dicht beieinander liegen. Interessant, aber auch erschreckend! 

Das Auseinandersetzung mit dem politischen Geschehen rund um die Exekution des Generalbundesanwalts ist perfekt gelungen.

Einziges Manko an diesem Thriller ist für mich die Darstellung der Charaktere. Sie wirken in ihrem Zusammenspiel hölzern, emotionslos und nicht immer glaubhaft in ihren Handlungen. Carmen fand ich z.B. gänzlich überflüssig, aber auch mit Michael und Judith konnte ich wenig anfangen.

Für meinen Geschmack hätte man das Privatleben des Michael Engel außen vor lassen können. 

Ingesamt ist dieser intelligente und exzellent recherchierte Polit-Thriller zu empfehlen. Er regt zum Nachdenken an und gewährt interessante Einblicke in die Machenschaften der Geheimdienste und des Verfassungsschutzes. 

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