Donnerstag, 7. Oktober 2021

Das Camp beim Leuchtturm

 



ISBN : 9783754343081
Flexibler Einband : 288 Seiten
Verlag : BoD – Books on Demand
Erscheinungsdatum : 21.09.2021
Genre : Krimi
 
 
Werbung (gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
 

 

Beim Camp am Leuchtturm handelt es sich keinesfalls um ein Feriencamp, wo Jugendliche gemeinsam ihre Freizeit verbringen. Keiner der Jugendlichen ist freiwillig hier. Sie gehören zur sozial gestörten Elite der nordfriesischen Jugendlichen. Was sie eint, sie alle sind Mobber. Sie haben Menschen gezielt beschimpft, beleidigt, verhöhnt, bloßgestellt. Und das nicht etwa im fairen Schlagabtausch. Das alles läuft in den sozialen Medien, im internen Schulchat. Oft sind es Bilder, die noch schlimmer sind als beleidigende Worte: Schüler auf der Toilette, Lehrer mit Frauen, die das Gesicht einer Schülerin tragen usw. 

Früher, zu seiner Zeit als Schüler, hatte man Meinungsverschiedenheiten und Antipathien wenigstens noch offen und ehrlich ausgetragen. Mit der Zeit hatte man sich von den älteren Schülern oder Bekannten, die Judoka waren, ein paar Kniffe zeigen lassen. Da war es auch nicht immer fair zugegangen. Manchmal kämpfte Goliath gegen David. Aber immer hatte der Gegner sein Gesicht gezeigt und seine Absicht erkennen lassen.“, so das Resümee von Friedrich Fliegenfischer, kurz EffEff, dem bekannten Inselreporter. Er hat immer den „Finger auf der Wunde“. Auch hier im Camp stellt er die richtigen Fragen, so zum Beispiel an Viktor Pape. Er ist der Sozialpädagoge, der verantwortlich ist für das, was im Camp passiert. Ziel des sozialen Trainings mit den Jugendlichen ist ihre Resozialisierung. Für Viktor Pape hat das, was er tut, aber weniger mit Idealismus zu tun stellt er sofort klar, als EffEff ihn danach fragt. Seine Antwort macht wenig Hoffnung auf Erfüllung des Trainingsziels: „Vor allem (aber) ist das hier ein zukunftsträchtiger Job...“ Und so führt er auch das Training durch. Da läuft mir schon ein Schauer über den Rücken, wenn ich an die Folgen denke. Nicht alle halten diesen Druck aus und schließlich eskaliert alles.

 

Die Ermittler der Kripo Wattenmeer, Kuno Knudsen und Arne Zander, ziehen sofort Parallelen zum Fall von Ove Matzen, dem ersten Toten. Dabei handelt es sich um einen jungen Lehrer, der sich vom Balkon seiner Wohnung im 6. Stock gestürzt hat. Für viele war er ein Schwächling, ein Mobbing-Opfer, das sich nicht einmal zur Wehr gesetzt hat. Selbst vom Direktor der Schule kursieren kompromittierende Fotos im Chat. Aber für ihn sind die damit verbundenen Demütigungen eine Kampfansage. Nicht jeder lässt sich das gefallen, schon gar nicht von Schülern. Für Ove Matzen war das alles nur schwer auszuhalten. Er ist daran zerbrochen.

War es aber tatsächlich Selbstmord oder hat jemand nachgeholfen? Die Spuren am Tatort sagen einiges aus und werden letztlich zur Klärung führen. Die Liste der Verdächtigen ist lang und das Ermittlerteam ist buchstäblich Tag und Nacht im Einsatz.

 

Wieder hat Ulrike Busch ein sehr brisantes Thema ins Zentrum ihres Kriminalromans gestellt. Ich bin geneigt, den einen oder anderen Protagonisten am Liebsten gleich hinter Schloss und Riegel zu verfrachten, damit der Terror endlich gestoppt wird.

Auch denke ich dabei an die eigenen Kinder bzw. Enkel. Wichtig ist in diesem Fall, dass man zu- und nicht weghört. Oft sind es die feinen Töne. Insofern sind die Romane von Ulrike Busch für mich auch immer eine Herzenssache. Es sind nicht einfach nur Kriminalfälle, die sie beschreibt, sondern Themen, die mir sehr nah gehen, vor allem, wenn es sich um Kinder handelt.

 

Renate Singer

Gastleserin bei „nichtohnebuch“

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