Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung
Das Ende der Unschuld
Bernadette von Plesow lässt die Verhaftung ihres Sohnes keine Ruhe. Constantin, der den Berliner Ringverein leitet, soll einen Kontrahenten umgebracht haben und jetzt dafür evtl. zum Tode verurteilt werden. Also fährt sie nach Berlin, um dem Prozess beizuwohnen und seinem Anwalt auf die Finger zu schauen.
Bei der Gelegenheit sucht sie auch nach Margrit, der Witwe ihres Sohnes Alexander. Die hat ihre kleinen Zwillingssöhne in Binz zurückgelassen, um sich für die NSDAP zu engagieren und der in ihren Augen übermächtigen Bernadett zu entkommen. „Sie würde aus dem Schatten ihrer Schwiegermutter heraustreten, wie sie es längst hätte tun sollen, und in Berlin ihren eigenen Weg einschlagen.“ (S. 79)
Auch Maria, Constantins heimliche Geliebte und die Hausdame seines Hotels, sorgt sich um ihn. Als er kurz vor dem Prozess spurlos verschwindet, bekommt sie es mit der Angst zu tun – wurde Constantin „nur“ entführt oder von einem Kontrahenten ermordet?
Bernadettes Tochter Josephine bleibt derweil in Binz, um sich um Margrits Söhne zu kümmern und die Renovierung des Palais voranzutreiben, das Bernadette von ihrem verstorbenen Geliebten geerbt hat. Josephine will es in eine Künstlerhotel umwandeln und bekommt dabei unerwartet Hilfe von ihrem alten Freund Friedrich.
Der letzte Band der Reihe dreht sich vorwiegend um Constantin. Im Geschäft wirkt er genauso hart und unnachgiebig wie seine Mutter und eigentlich sollte man ihn als Leser wahrscheinlich unsympathisch finden und für seine Taten verachten, aber durch seine Liebe zu Marie und den Umgang mit seinen Untergebenen bleibt er trotz allem menschlich.
Bernadette hat keine Illusionen, wohin er sich entwickelt hat und womit er sein Geld verdient. „Ihr Sohn war ein skrupelloser Gangster geworden, dem jedes Mittel recht war, um seine Ziele zu erreichen.“ (S. 14) Aber sie liebt ihn trotzdem. Um ihn freizubekommen, ist ihr jedes Mittel recht – auch ein unsauberer Deal. „Sie erledigen die schmutzigen Geschäfte und ich die sauberen. Am Ende bekommt jeder seinen Anteil und alle sind glücklich.“ (S. 238) Bernadett läuft zur Hochform auf und beweist, dass sie nicht umsonst seit Jahren die uneingeschränkte Chefin des Grand Hotels ist.
Auch der Erzählstrang um Margrit hat mir sehr gut gefallen. Sie glaubt fest an die Ziele und Zukunft der NSDAP. Ihr nächster Ehemann soll unbedingt aus deren Führungsriege kommen – dafür hat sie einen Großteil ihres Erbes investiert. Geschickt laviert sie um alle Hindernisse, bis Bernadette bei ihr auftaucht …
„Die der Brandung trotzen“ ist der würdige Abschluss der Grand-Hotel-Saga, in dem Caren Benedikt noch einmal alle Akteure auftreten lässt, lose Fäden verknüpft und offene Handlungsstränge beendet. Wie schon in den ersten beiden Bänden schreibt sie extrem spannend und mitreißend. Einmal angefangen, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Ich bin schon sehr gespannt, wohin uns die Autorin als nächstes entführt.
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