Vorab Hinweis: Zwar wurde mir ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung.
Legenden des Nils
„Alma, du musst ihm helfen. … Du hast es doch schon einmal gemacht.“ (S. 54) Zwei Jahre nach ihrem ersten „Abenteuer“ bittet Almas Freundin und Mitbewohnerin Emmi sie, sich wieder in Ermittlungen zu stürzen. Auf der Premierenfeier der Oper Aida im Ballsaal des Kurhauses wurde der Tenor ermordet. Der war Emmis aktueller Galan und hatte an dem Abend einen Streit mit seinem Vorgänger, der seinen Platz an Emmis Seite nicht kampflos räumen wollte. Da alle Indizien auf ihn weisen, scheint die Polizei gar nicht in andere Richtungen zu ermitteln.
Alma zögert erst, schließlich war ihr erster Fall nicht ganz ungefährlich, freundet sich dann aber zufällig mit der ägyptischen Sopranistin Mary an und erfährt von ihr mehr über die anderen Mitglieder der Truppe. Schnell wird ihr klar: „In diesem Ensemble gibt es mehr als genug Gründe für einen Mord.“ (S. 52) Nicht nur, dass einige Mitglieder untereinander anscheinend nicht immer ganz freiwillig verbandelt sind, sie haben sich zum Teil auch in Ägypten im Rahmen einer Ausgrabung kennengelernt …
„Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus“ ist der zweite Teil der Reihe um die Telefonistin Alma aus der Feder des Autoren-Duos Charlotte Blum und genauso spannend und unterhaltsam wie der Vorgänger. Die Wirtschaft hat sich endlich erholt, die Inflation wurde durch die Einführung der Reichsmark beendet und die Stimmen der Nationalsozialisten werden immer lauter.
Baden-Baden ist der Ägyptomanie verfallen, denn kurz zuvor hat Howard Carter das Grab des Tutenchamun mit seinen unzähligen Schätzen entdeckt und dadurch Kunst und Mode nachhaltig beeinflusst. Der Auftritt des Ensembles der durch Europa tourenden Aida-Oper ist der absolute Höhepunkt des Ganzen und wird jetzt durch den Mord überschattet.
Bei ihren Nachforschungen dazu wird Alma mit den großen Gefühlen und Dramen vor und hinter der Bühne konfrontiert und entdeckt so manche Verbindung und Abhängigkeit, die eigentlich geheim bleiben sollte. Gleichzeitig schwelgen sie und die sowieso schwärmerisch veranlagte Emmi in den abenteuerlichen Schilderungen über Ägypten und die Ausgrabungen und träumen dabei von der großen weiten Welt – und der Liebe. Während Emmi weiter von einem Flirt zum nächsten flattert und sich nicht festlegen kann oder will, hat sich Alma letztlich gegen die Beziehung zu Kriminalkommissar Ludwig Schiller entschieden, weil sie ihren Beruf als Telefonistin und ihr unabhängiges Leben zu sehr liebt.
Ludwig ist zu Beginn von den Untersuchungen ausgeschlossen, da er im Gegensatz zu seinem Chef nicht den gerade aufkommenden Lehren Hitlers, sondern der jungen Republik anhängt. Trotzdem kann er Alma bald Informationen zukommen lassen.
Das Autorenduo bringt auch das damalige Zeitgefühl wieder wunderbar rüber. Ich liebe die Seitenhiebe auf die veraltete und unpraktische bis gefährliche Mode (ich sage nur Hutnadeln) ihrer Großmütter und habe mich sehr über den Kauf der neu aufgekommenen leicht anstößigen Gymnastikkleidung für Frauen (Hosen!) und die dabei vorgeführten Übungen amüsiert.
Vor allem ist das Buch aber wieder ein sehr gut inszenierter klassischer Howdunit, der mich bis zum Ende fesseln und überraschen konnte.
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