Montag, 27. März 2023

Das gelbe Tuch


 Buchdetails: 

Erscheinungsdatum: 30.09.2023

Herausgeber: Lübbe

Buchlänge: 416 Seiten 

ISBN: 9783404185887

Genre: Historischer Roman 

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„…seit ihre Brüder sie vor fast genau drei Jahren aus der lieb gewonnenen, sicheren Geborgenheit des Klosters gerissen und hierher nach Nürnberg gebracht hatten, war in Annas Leben kein Platz mehr für Schuldgefühle. An dieser Stelle war der Wille zu überleben getreten, um nicht am Schicksal zu zerbrechen..“ (Auszug aus dem Roman) 


Wir schreiben das Jahr 1449. Die kluge Anna fristet als Dirne im Nürnberger Frauenhaus ein Schattendasein. Sie bedient sowohl angesehene Bürger, als auch Priester. Die Betreiber des Bordells beuten die Dirnen bis zum Umfallen aus und interessieren sich nicht für gesetzlich geregelten Arbeitsbedingungen. 

In diesen Tagen herrscht in Nürnberg große Aufregung, denn die Streitigkeiten zwischen dem Ansbacher Markgrafen und dem städtischen Patriziat drohen in einen Krieg auszuufern. 

Eines Tages kommt ein rätselhafter fremder Mann ins Bordell. Er heißt Endres und ist ein Spion des Markgrafen. Trotzdem fasst Anna Vertrauen zu Endres. Er erkennt schnell, dass sich hinter der Dirne eine intelligente Frau verbirgt. 

Mit Endres an ihrer Seite schöpft die junge Frau neue Hoffnung und spürt, dass sie für ihr Recht zu kämpfen muss. 


Die Lektüre fesselt mich von Anfang an, was auf den lebendigen Schreibstil und die bildgewaltigen Beschreibungen zurückzuführen ist. 

Gedanklich versinke ich im späten Mittelalter in Nürnberg und sehe die Menschen, ihre Kleidung und die örtlichen Gegebenheiten vor mir. Die Charaktere sind eindrucksvoll, mit Liebe zum Detail ausgearbeitet und wirken glaubhaft in ihren Rollen. 

Anna und Endres wachsen mir schnell ans Herz. Ich fühle und leide mit ihnen. 

Priska Lo Cascio gewährt interessante Einblicke in das gesellschaftliche und politische Leben der Stadt. Sie thematisiert den jahrelange Streit zwischen dem Ansbacher Markgrafen und den Nürnberger Stadträten.

Außerdem bekomme ein Gefühl dafür, wie es Dirnen im Mittelalter in den Frauenhäusern erging und bin überrascht, dass sie im öffentlichen Leben anhand der Kleidung erkennbar sein mussten. Hier schließt sich der Kreis zum Buchtitel. 

Die Spannung bleibt durchweg auf einem hohen Level. Es gelingt mir nicht, das Buch aus den Händen zu legen. Bis tief in die Nacht lese ich weiter, um zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht. 

Das Buchcover ist nicht so meins und ich fürchte, dass sich einige Leseinteressenten davon abschrecken lassen. 

Denen sei gesagt, hinter dem Buchdeckel verbirgt sich ein Pageturner.  Wer historischer Romane mag, sollte hier zugreifen. 

Für mich ist „Das gelbe Tuch“ ein Lese-Highlight, welches ich gerne weiterempfehle. 





1 Kommentar:

https://laberladen.com hat gesagt…

Hallo Patno,
tatsächlich hatte ich anhand des Covers das Gefühl, mit dem Buch einen verkitschten Wanderhure-Verschnitt zu bekommen. wie gut, dass Du angesprochen hast, dass das Cover täuscht. Denn weil das Buch in Nürnberg spielt und ich gleich um die Ecke wohne, interessiert mich das Buch schon. Also gebe ich ihm mal eine Chance. Danke für Deine Rezension!
Liebe Grüße
Gabi