Im Juni 1944 startet die Deutsche Wehrmacht einen Luftangriff gegen die britische Hauptstadt London mit ihrer Wunderwaffe, der V1 Rakete.
Die Menschen suchen in der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green Schutz vor den Bomben.
Tausende Londoner richten sich eine Bleibe unter der Stadt ein. Es gibt hier sogar ein Theater, ein Kindergarten und eben eine kleine Bibliothek.
Kate Thompson bettet diese wahre Begebenheit in ihren fiktiven Roman ein. Der Buchtitel passt perfekt zur Story.
Clara Button ist Bibliothekarin. Gemeinsam mit ihrer Freundin Ruby Munroe rettet sie unzählige Bücher vor den Bomben. Diese warten nun in der einzigartigen Bibliothek in den Tunneln von Bethnal Green auf ihre Leser.
Die Menschen kommen gern in die Bibliothek. Hier finden sie Ablenkung und Entspannung. In Geschichten einzutauchen heißt, dem Kriegsalltag zu entfliehen, und dabei die Gedanken auf ein Leben danach zu lenken. Jeden Abend gibt es für die Kinder eine Vorlesestunde. Clara gibt ihre Liebe zu Büchern an die Kinder weiter, schenkt auch ihnen Hoffnung, Geborgenheit und ein Stück Normalität.
Sie hat immer ein offenes Ohr für alle Besucher und weiß genau, welches Buch zu wem passt.
Besonders die Frauen haben viele Fragen. Ruby und Clara rufen einen Buchclub ins Leben. Einmal in der Woche treffen sie sich zum Gedankenaustausch. Den Männern gefällt nicht, dass ihre Frauen sich in der Bibliothek Rat holen und nun entschlossener auftreten. Plötzlich wendet sich das Blatt. Clara und Ruby müssen um ihren Job bangen. Steht die Bibliothek vor dem Aus?
Mit Clara und Ruby setzt die Autorin starke Frauenfiguren in Szene und lässt diese wechselseitig ihre Sicht der Dinge schildern. Während Clara versucht, über den Tod ihres Mannes und ihres ungeborenen Kindes hinwegzukommen, gibt sich Ruby eine Mitschuld am Tod ihrer Schwester. Werden die beiden Freundinnen am Ende ihr Trauma überwinden?
Besonders gut gefallen mir die Zitate, die einleitend über jedem Kapitel stehen.
Alle Charaktere sind liebevoll mit ihren Eigenheiten ausgearbeitet und überzeugen in ihren Rollen.
Kate Thompson schreibt lebendig und flüssig. Es gelingt ihr vortrefflich, Realität und Dichtung zu vereinen.
Trotzdem packt mich die Geschichte nicht von Anfang an. Besonders in der ersten Hälfte wirkt die Handlung in die Länge gezogen. Hier fehlen mir Spannungsmomente. Im zweiten Teil wird es besser. Jetzt bin ich mittendrin.
Obwohl ich schon viel über den Zweiten Weltkrieg gelesen habe, höre ich zum ersten Mal von der Londoner U-Bahn-Bibliothek. Der Roman regt zur weiteren Recherche im Netz an.
Die Geschichte ist eine Ode an das geschriebene Wort. Einmal mehr wird deutlich, wie positiv Bücher auf das Seelenleben der Menschen wirken können.
Eine bewegender und unterhaltsame Zeitreise nach einer wahren Begebenheit, die gemächlich beginnt, aber später an Fahrt zunimmt.
Wer sich für den Zweiten Weltkrieg interessiert und Bücher liebt, sollte hier zuschlagen.
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