ISBN : 9783426447079
Eine Seefahrt ist nicht lustig, eine Seefahrt ist nicht schön …
„Sie haben es geschafft, ganz allein die komplette Reise zu ruinieren, Paul.“ (S, 374)
Chefkoch Paul Delamare darf seine Freundin Xéra auf deren Hochzeitsreise auf einer Privatjacht in die Karibik begleiten. Außer ihm ist nur die Familie ihres Mannes, Sir Billy Hardcastle, mit an Bord, Xéra hat keine eigenen Verwandten mehr. Nebenbei wollen sie und Paul an ihrem nächsten Buch arbeiten, das sich um die Patisserie ihrer Familie drehen soll.
Doch schon am ersten Abend kippt die Stimmung: Als Xéra ihr Hochzeitsgeschenk präsentieren will – eine antike Halskette mit einem Padparadscha-Saphir, bekannt als der Schatz von De Lage – ist diese spurlos aus ihrer Kabine verschwunden. Sir Billy ist außer sich und lässt das ganze Schiff durchsuchen, doch die Kette bleibt verschwunden.
Paul, der vor einem Jahr bereits einen Mord bei einem Kochkurs aufgeklärt hat, beginnt eigene Nachforschungen. Doch die Lage spitzt sich zu, als beim Frühstück plötzlich eine Leiche am Tisch sitzt – anscheinend erstickt, doch Paul ist überzeugt, dass es sich um Mord handelt. Bald gerät er selbst unter Verdacht und bringt sich mit seinen Ermittlungen in Lebensgefahr.
Eigentlich wollte Paul auf dieser Reise zur Ruhe kommen. Der Tod seines Ehemannes liegt noch nicht lange zurück, und dessen Familie versucht, ihm das Cottage streitig zu machen, in dem er lebenslanges Wohnrecht hat. Auch finanziell steht er unter Druck, das Honorar für Xéras Buch käme ihm da sehr gelegen. Doch anstatt sich auf dem Sonnendeck zu erholen, wird Paul „gebeten“, in der Küche auszuhelfen. Die Köchin scheint kaum ein Rührei zustande zu bringen, und auch sonst wirkt die Crew merkwürdig unprofessionell.
Wie schon im ersten Teil der Reihe „Mit scharfer Klinge“ verbindet Orlando Murrin auch in „Tod unter Deck“ klassischen Whodunit-Charme mit kulinarischen Elementen und der Enge eines Kammerspiels. Die Handlung spielt sich vollständig auf dem Schiff ab, Pauls einzige Verbindung zur Außenwelt sind die Mails an seine Freundin Julie und deren Partner Declan, einen Polizisten, die ihm bei seinen Recherchen helfen sollen – sofern das schwächelnde WLAN mitspielt.
Die Geschichte entwickelt sich gemächlich, fast bedächtig. Paul hört sich unter den Gästen und der Besatzung um, versucht, Verbündete zu gewinnen und die zahlreichen kleinen Geheimnisse an Bord zu entwirren. Gegen Ende wird die Handlung durch die Vielzahl möglicher Motive und Verdächtiger etwas unübersichtlich, und auch der Showdown gerät ein wenig überzogen.
Trotzdem überzeugt „Tod unter Deck“ mit seinem sympathischen Ermittler, feinem britischem Humor und einer angenehm altmodischen Krimiatmosphäre. Orlando Murrin gelingt es, Spannung und Witz zu verbinden, ohne den Charme seiner Figuren zu verlieren. Wer klassische, gemütliche Krimis mit maritimem Setting und kulinarischer Note liebt, wird auch diesen zweiten Fall von Paul Delamare mit Vergnügen lesen.
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