Der Strandphilosoph
„Das waren sie, seine sechs Quadratmeter.“ (S. 13) Seit 41 Jahren betreibt Enzo zwischen April und Oktober ein Bagno an der italienischen Küste. Früher hat seine Frau jeden Mittag vorzügliche Pasta für die Gäste gekocht, seit ihrem Tod kocht er in Gedenken an sie. An diesem 15. August, Ferragosto, macht er zum ersten Mal ihre Pasta Carbonara. Für die Stammgäste ist damit klar, dass er langsam über ihren Tod hinwegkommt.
Sein Tag am Strand folgt festen Abläufen, genau wie der seiner meisten Gäste, die er zum Teil schon seit Jahren oder Jahrzehnten kennt. Da ist der Fischer Signor Conte, der den ganzen Sonntag bei ihm an der Bar verbringt. Da sind Felice und Alberto, die sich sehr lieben, aber anscheinend zu verschiedene Ansichten haben. Da ist Giacopo, gerade 16, der heimlich in eine Mitschülerin verliebt ist und sich ganz toll um seine jüngeren Geschwister kümmert, während sich seine Eltern immer heftiger streiten und ihre Ehe zu zerbrechen droht.
Alexander Oetkers „Sonntags am Strand“ lässt sofort Urlaubsgefühle aufkommen. Man spürt die Hitze, den Sand unter den Füßen und hat das Wellenrauschen im Ohr. Er beschreibt sehr ruhig ganz alltägliche Szenen, wie man sie selber schon erlebt oder gesehen und für die man sich im Nachhinein vielleicht auch geschämt hat, denn der Strand ist voll und alle bekommen die Streitigkeiten mit.
Er zeigt aber auch, was hinter den Problemen der Paare steht und dass man sich manchmal gegenseitig nur richtig ansehen und hinhören muss, um seinen Partner zu verstehen. Es ist also nicht nur eine leichte Sommerlektüre, sondern auch ein kleiner Beziehungsratgeber.
Die Geschichten gehen zu Herzen, ganz besonders die von Enzo, der mich am Ende zum Strahlen gebracht hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen