Buchdetails:
Erscheinungsdatum: 01.03.2023
Herausgeber: Knaur Taschenbuch
Buchlänge: 256 Seiten
ISBN: 9783426791486
Genre: Sachbuch
Mimi Fiedler ist eine charismatische Schauspielerin und Entertainerin, eine bildhübsche Powerfrau mit einer enormen Ausstrahlung. Die meisten von uns werden sie als Kriminaltechnikerin Nika Banovic aus dem Stuttgarter "Tatort" kennen. Man meint, sie steht auf der Sonnenseite des Lebens.
Doch der Schein trügt, wie Mimi in ihrem Buch „Trinkerbelle - Mein Leben im Vollrausch“ verrät.
Denn seit fast 30 Jahren ist sie dem Alkohol verfallen. Schon mit vierzehn fängt Mimi an zu trinken. Das Buch beginnt gemächlich. Die Autorin holt weit aus, blickt auf ihre Familiengeschichte und ihre Wurzeln zurück. Überblicksartig berichtet sie, wie die Familie nach Deutschland kommt, über die schwere Krankheit ihrer Schwester und die enge Beziehung zu Oma Mara. Gefesselt folge ich Mimi’s Ausführungen.
Regelmäßig schießt sie sich bis zur Besinnungslosigkeit ab, verliert zeitweise völlig die Kontrolle über ihr Leben. Mimi quält ein tiefer seelischer Schmerz, der sich nur bedingt mit Alkohol betäuben lässt. Ihre Beziehungen gehen in die Brüche und ihre Tochter Ava erlebt einige Abstürze ihrer Mutter hautnah. Mimi versucht eine gute Mutter zu sein, kann aber nicht aufhören zu trinken. Verzweifelt geht sie der Frage nach dem Warum nach, bis ihr klar wird, dass sie als Kind missbraucht wurde.
„Ich bin schon seit Jahren, Jahrzehnten in diesem Zustand. Schwanger mit der Brut des Bösen. Eine Niederkunft ausgeschlossen. Das Böse wächst in mir, von Jahr zu Jahr wird es größer, und irgendwann wird es so groß, so übermächtig sein, dass ich darin verschwinde.“ (Auszug aus dem Buch)
Es kommt der Tag, an dem sie sich eingesteht, dass sie Alkoholikerin ist. Von da an dauert es noch acht Jahre, bis Mimi es schafft, mit dem Trinken aufzuhören.
Die Geschichte trifft mich mitten ins Herz. Meine Gefühle fahren beim Lesen Achterbahn. Es ist schockierend, wie die Alkoholsucht einen Menschen zerstören kann. Da ich dies in der eigenen Familie miterleben musste, bin ich besonders sensibilisiert. Das ist auch der Grund, warum ich zu diesem Buch gegriffen habe.
Mimi beschreibt ihr Leben im Rausch schonungslos offen. Oh mein Gott. Mir stockt der Atem beim Lesen.
Chapeau! Ich habe hohen Respekt vor dieser Lebensbeichte. Das Buch kommt mir wie ein Befreiungsschlag vor. Vermutlich ist das Schreiben eine Art Therapie für Mimi. Gefühle auf Papier zu bringen, entlastet bekanntlich die Seele. Man sieht sich selbst klarer. Mir gefällt ihr Schreibstil, der trotz der Schwere des Stoffes von einer gewissen Leichtigkeit und einer guten Portion Ironie getragen wird.
Die Lektüre wirkt lange nach. Ich wünsche Mimi viel Kraft für die Zukunft. Möge sie uns weiterhin mit ihren interessanten Geschichten beglücken. Lesen!!!
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