Anschlag in Travemünde
Es war das Größte, was er je geschaffen hat, sein „Leuchtturmprojekt“, die Ferienwohnanlage „Haberkorns Ankerplatz“. Und er, Caspar Haberkorn, war der (bisher) unangreifbare Immobilienhai. Bereits mit der Ausschreibung des Projektes wurden Stimmen laut, die ihr Veto einlegten. Die Größe der Anlage mit direktem Blick aufs Meer von jedem einzelnen Haus aus verdeckte den Anwohnern die Sicht, die vor Jahren genauso angelockt wurden, hier zu investieren. Der unverbaute Blick aufs Meer war ihnen nun verwehrt.
Kirsten Haberkorn, Ehefrau und „Hilfskraft“, wurde die schwierige Aufgabe zuteil, den Vorbereitungen der Feierlichkeiten den letzten „Schliff“ zu geben. Dass sie dem nicht gewachsen ist, interessierte ihren Mann wenig. Sie war keine Partylöwin und hat es in den vielen Jahren an der Seite dieses erfolgreichen Mannes nicht einmal geschafft, sich als Gesellschaftsdame zu etablieren.
Aber da gab es die Nachbarin, Britta Manning, die all das verkörperte, was Kirsten Haberkorn nicht konnte. Sie war eine Erscheinung, immer und überall präsent. Alles an ihr war stimmig. Das topmodische, grasgrüne Etuikleid, in welchem sie jetzt im Hausflur der Familie Haberkorn stand, passte wie auf den Leib geschneidert. Sofort übernahm sie die Führung und dirigierte Kirsten Haberkorn wie eine Marionette. Schon war sie wieder die „Hilfskraft“.
Mit dem Anruf ihrer Tochter Elida begann das Drama, das keine der beiden Frauen auch nur ahnen konnte. Noch während Kirsten mit ihrer Tochter telefonierte, läutete es an der Haustür Sturm. Ein Paketservice meldete sich und Kirsten bat die Nachbarin, das Paket in Empfang zu nehmen. Ein ohrenbetäubender Knall an der Haustür erschütterte das ganze Haus. Dann wurde es still.
Als das uns treuen LeserInnen inzwischen bekannte Ermittlerteam um Molly Bleck von einem Anschlag in Travemünde erfährt und als der Name Haberkorn fällt, erhitzen sich sofort die Gemüter der einheimischen Ermittler um Molly Bleck. Als Zugezogene fällt es ihr immer noch schwer, schnell in die Ermittlungen einzusteigen. Aber dafür hat sie ihr junges Team. Das weiß bestens Bescheid und füttert sie sofort mit den nötigen Informationen. Dabei kochen die Emotionen über. An Caspar Haberkorn wird kein gutes Haar gelassen. Ein Anschlag auf sein Haus ist nur die Spitze des Eisberges, der schon lange auf die Familie Haberkorn drückt. Es gab nicht wenige Versuch, das Projekt zum Scheitern zu bringen.
Als bekannt wird, wer der Paketbombe zum Opfer gefallen ist, wird es richtig kompliziert für das Ermittlerteam. Die Chance, dass Britta Manning den Anschlag überlebt, ist gering. War sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort oder galt der Anschlag ihr? Lange tappen die Ermittler im Dunklen.
Als feststeht, wer für die Tat verantwortlich ist, sind alle schockiert.
Wieder hat Dr. Ulrike Busch mit ihrem Krimi eine spannende Geschichte eingefangen, in der viel Wahres steckt. Ich würde sogar sagen, sie hat den Finger in eine tiefe Wunde gesteckt. Nicht wenige Filetstücke an unserer schönen Ostsee sind in den letzten Jahren in die falschen Hände geraten. Die treuen Urlauber aus der ehemaligen DDR können die Mieten für die neuen Ferienwohnungen kaum noch bezahlen.
Renate Singer, Gastleserin bei „nichtohnebuch“
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