Schachmatt für den Mörder
„Ich möchte dich … wie sagt man … anheuern?“ (S. 23) Ganz Baden-Baden ist 1925 wegen des Schachturniers und der sich dabei häufenden Taschendiebstähle in heller Aufregung, da interessiert sich kaum jemand für eine in einer Wäschetrommel umgekommene junge Wäscherin. Die Polizei legt sich schnell auf Selbstmord oder Unfall fest und die Ermittlungen zu den Akten. Doch die Cousine der Toten, Almas Kollegin Friederike, ist sich ziemlich sicher, dass ihre Verwandte umgebracht wurde. Allerdings kann sie sich keinen Grund dafür vorstellen, denn das Mädchen war brav und unscheinbar. Also bittet sie Alma, sich der Sache anzunehmen. Deren Freund, Kriminalkommissar Ludwig Schiller, hat Angst um sie, weil sie sich bei ihren letzten Ermittlungen zuoft in Gefahr gebracht hat. Und so richtig motiviert ist Alma zu Beginn auch nicht. Aber dann entdeckt sie in der Wäscherei etwas, dass einen Unfall oder Selbstmord ausschließt.
Alma ist mit ihrem Leben zufrieden, genießt es, durch ihre Arbeit als Telefonistin für sich selbst sorgen und mit Ludwig zusammen sein zu können. Doch der will langsam mehr, träumt von einem gemeinsamen Zuhause und einer Familie. Aber soweit ist Alma noch nicht. „Ich habe Angst, meinen Beruf aufzugeben. Meine … Freiheit.“ (S. 194) Sie kann ihre Kolleginnen verstehen, die rote Parolen verbreiten, mit den Suffragetten sympathisieren und die gleichen Freiheiten wie die Männer fordern: einen Beruf trotz Ehe und Hosen statt Röcke.
Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Emmi hat von ihrem Chef endlich die Leitung einer eigenen Filiale übertragen bekommen. Dadurch verdient sie mehr und hofft, mit Alma in eine größere Wohnung ziehen zu können, wenn diese die Detektei eröffnet, von der sie schon länger träumt. Dabei übergeht sie Ludwig – wie lange der wohl noch auf Alma warten wird?
Das Autorenduo Charlotte Blum hat wieder sehr geschickt das Schachturnier als realen historischen Hintergrund mit einem fiktiven Verbrechen verbunden und die goldenen 20er in der Kurstadt wiederaufleben lassen.
Neben ihrer Arbeit und den Nachforschungen, bei denen auch Almas Cousin Walter wieder mit von der Partie ist, genießen die jungen Frauen das Nachtleben, gehen in geheime Kellerkneipen oder fahren mit der letzten Seilbahn auf den Baden-Badener Hausberg Merkur zum Tanzen. Sie sind neugierig auf technische Errungenschaften, wie die ersten Radios, und träumen bereits vom Fernsehern, ohne die Technik benennen zu können. Aber Alma macht sich auch Sorgen, was aus ihrer Arbeit wird, wenn sich die Selbstwahltelefone durchsetzen. Damit zeigen die Autorinnen ein sehr schönes, rundes Bild über Almas Leben zu ihrer Zeit.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden ist „Spiel auf Leben und Tod“ etwas ruhiger. Alma stürzt sich nicht in atemlose Ermittlungen und jagt ständig neuen Hinweisen nach, sondern überlegt wie beim Schachspiel gründlich ihre nächsten Züge. Trotzdem ist das Buch spannend bis zum Schluss.
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