Erscheinungsdatum: 13.12.2023
Herausgeber: Diogenes
Buchlänge: 240 Seiten
ISBN: 9783257072716
Genre: Roman
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Die Lebensuhr tickt und doch hoffen wir, dass uns noch viel Zeit auf Erden beschieden ist. Was passiert aber, wenn uns plötzlich nur noch wenige Monate bleiben?
In seinem neuen Roman „Das späte Leben“ beschäftigt sich Bernhard Schlink mit dieser schwierigen Thematik.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 76jährige Martin, dem aufgrund einer Krebserkrankung nur noch ein halbes Jahr Lebenszeit vorausgesagt wird. Diese möchte er mit jungen Frau Ulla und seinem sechsjährigen Sohn David intensiv nutzen. Was kann er ihnen in der kurzen Zeit noch geben? Sollte er ihnen etwas Persönliches hinterlassen? Was würde sie glücklich machen? Was könnte sie belasten? Während sich Martin mit all diesen Fragen auseinandersetzt, macht er eine Entdeckung, die ihn aufwühlt und vor neue Herausforderungen stellt.
Wird es ihm letztendlich gelingen loszulassen und versöhnt zu sterben?
Mit seiner prosaischen Art zu schreiben, zieht mich der Autor schnell in den Bann seiner Geschichte. Meisterlich präzise formuliert er seine Sätze, schweift nicht aus und beschönigt nichts. Seine Charaktere sind mit viel Feingefühl ausgearbeitet.
Ich bewundere Martin, der seine Diagnose mit einer stoischen Ruhe hinnimmt. Es wirkt auf mich, als wolle er seiner ablaufenden Lebenszeit trotzen. Martin gestaltet jeden Moment bewusst. Selbst auf unerwartete Ereignisse reagiert er gelassen und verständnisvoll. Dafür zolle ich ihm großen Respekt. Es berührt mich, wie Martin seinem kleinen Sohn Briefe schreibt. Der Kleine wächst mir schnell ans Herz, während ich mit der Ehefrau nicht sympathisieren kann. Insgesamt bewegt mich der Roman tief. Ich kann nicht verhindern, dass mich das Gelesene herunterzieht. Mein Gedankenkarussell dreht sich nach der letzten Seite weiter. Wie hätte ich in Martins Situation gehandelt? Einmal mehr wird mir bewusst, wie kostbar jeder Moment des Lebens ist.
Für mich ist es ein beeindruckendes Buch mit Tiefgang und schriftstellerisch eine Glanzleistung! Dennoch kann ich es nicht uneingeschränkt weiterempfehlen. Besonders sensible Leser, denen Gedanken an Krankheiten und den Tod zusetzen, sollten sich vorsichtig an die Lektüre herantasten.
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