Berlin 1942: Henriette ist eine junge jüdische Frau, die einen starken Überlebenswillen aufbringt und sich einer Deportation in den Osten entgehen will, indem sie untertaucht. Wir haben schon viele Romane über diese Zeitepoche gelesen. Demzufolge musste „Der Glashund“ bei uns einziehen.
Inzwischen sind wir beide mit dem Roman durch und möchten mit euch unsere Eindrücke teilen.
Hasi: Eins muss man Iris Conrad lassen, sie bringt in ihrem Buch sehr viele Informationen und Schicksale unter. Wer sich bis jetzt noch nicht mit dem Thema beschäftigt hat, bekommt einen guten Einblick, wie der systemtische Abtransport der jüdischen Bevölkerung organisiert wurde und wie einige von ihnen es trotzdem schafften, unterzutauchen. Das ging aber nur, weil andere ihnen geplant oder ungeplant halfen.
Patno: Da stimme ich Dir zu. Der Roman ist informativ und faktenreich, wobei mir persönlich vieles bereits bekannt war. Allerdings muss ich gestehen, dass emotional bei mir der Funke nicht so übergesprungen ist. Die Figuren sind nicht vor meinem geistigen Auge lebendig geworden. Dabei wäre ich sehr gern in ihre Gefühls- und Gedankenwelt eingestiegen. Wie hast Du die Figuren empfunden?
Hasi: Da ging es mir leider wie Dir, Gefühle kamen so gut wie nie auf. Iris Conrad erzählt zwar, dass Henriette Angst hat oder Zweifel, aber man spürt es nicht, kann es nicht mit- oder nachfühlen. Vielleicht liegt es daran, dass sie Henriettes Schicksal aus vielen wahren Begebenheiten zusammengesetzt hat und dadurch einiges zu konstruiert klang.
Patno: Möglich. Vielleicht hat die Autorin aber auch bewusst diesen sachlich-nüchternen Schreibstil gewählt. Gerade der zweite Teil des Buches wirkte auf mich sehr konstruiert und von Kommissar Zufall beherrscht. Besonders der Erzählstrang um Rolf schien mir nicht ganz glaubwürdig. Dennoch hat mich die Geschichte gefesselt, denn ich wollte wissen, ob es Henriette und Ben gelingt, Rolf und seinen Freunden zu entkommen und den Krieg zu überstehen.
Wer mehr über jüdische Menschen erfahren möchte, die während der Nazizeit „unsichtbar“ wurden, indem sie untertauchten und zu sogenannten „U-Booten“ wurden, sollte diesen Roman lesen. Von Hasi und Patno empfohlen.
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