Sonntag, 8. September 2024

Hasi und Patno entdecken gemeinsam „Die Farben der Wüste“


Fasziniert von diesem wunderschönen Cover begeben wir uns nun auf Spurensuche in die Vergangenheit. Wer ist diese ungezähmte Frau, die aus Schmerz Schönheit schuf? 

Hasi: Wow, Du hast uns da ja ein tolles Bild für die Aktion gebastelt. Ich denke bei Wüste immer an ganz hellen, fast weißen Sand und flirrende Hitze. Aber nach Amelia Martins Buch über Georgia O'Keeffe haben sich meine Vorstellungen sehr verändert. Es gibt da ja sogar Winter! Mir ist überhaupt klar geworden, dass ich bisher noch nicht über sie gehört hatte. Ich habe dann nach ihren Bildern gegoogelt und ein paar hatte ich auch schon mal irgendwo gesehen, aber wenn ich ehrlich bin, wusste ich so gut wie nichts über amerikanische Kunst des 20. Jahrhunderts, abgesehen von Pollock oder Warhol - und das sind Männer ...

Patno: Mir ging es ähnlich. Obwohl wir schon so viele Romane über Künstler gelesen haben, war auch mir Georgia O‘Keeffe relativ unbekannt. Habe gerade überlegt, ob sie mal in einem Frida Kahlo Roman als Besucherin vorkam. Bin mir aber auch nicht sicher. Ich habe auch nebenbei viel gegoogelt. Die Bilder sind wirklich atemberaubend schön. Ihre Liebe zur Natur kann ich gut nachempfinden. Georgia wirkt auf mich getrieben. Sie ist immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Aber dieser Alfred Stieglitz hat es doch wohl faustdick hinter den Ohren, oder? 

Hasi: Was heißt hier faustdick hinter den Ohren, ich finde den einfach nur widerlich. Nur weil er ein Mann und Künstler ist, darf er sich jede Affäre erlauben, die ihm gerade über den Weg läuft und dann soll sich Georgia am besten auch noch mit denen anfreunden und absprechen, um ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen?! Also ich wäre da explodiert und habe wirklich nicht verstanden, warum sie bei ihm bleibt. Wobei ich mir bei ihr auch nicht so sicher bin, ob ihre ganzen Freundschaften platonisch waren ... Große Liebe hin oder her.

Patno: Das muss dann wohl bei Georgia und Alfred eine tiefe Liebe gewesen sein. Oder Bessenheit? Oder die Macht der Gewohnheit? Ich hätte den Alfred schon lange vor die Tür gesetzt. Was für ein Gockel! Der ist über 20 Jahre älter als Georgia und selbst im hohen Alter noch spitz wie Nachbars Lumpi auf die jungen Mädels. Dass der aber auch immer „frisches Futter“ findet, überrascht mich. Georgia ist ja gern allein und wenn es ihr zu viel wird, reist sie einfach weiter. Das ist schon beeindruckend. Aber einmal geht Georgia dann doch aus sich raus. Die Stelle fand ich klasse. Da habe ich gefeiert. „…Sie halten jetzt den Mund! Dass Sie es überhaupt wagen, mir so respektlos entgegenzutreten, Sie unverschämtes Stück! In all den Jahren haben Sie sich zwischen meinen Mann und mich gedrängt. Auf die schamloseste Weise haben Sie sich in der Öffentlichkeit neben ihm gezeigt, als ob nicht ich, sondern Sie seine Frau wären!…“ (Auszug aus dem Buch Georgia zu Dorothy Norman) 

Hasi: Das stimmt, die Stelle war genial. Aber leider findet Georgia ihre Stimme erst, als Alfred tot ist. Ich glaube, mit Bessenheit und Gewohnheit statt Liebe hast Du Recht - wer lässt sich schon gern den Mann abjagen. Obwohl sie ihn künstlerisch längst überflügelt hatte und ihn auch nicht mehr nötig gehabt hätte. Die anderen Agenten hätten sich sicher um sie gerissen.
Damit sind wir wieder bei Thema Kunst. Ich fand es toll, wie sich dagegen gewehrt hat, dass ihr Kunst weiblich und sexuell ist, nur weil z.B. ihre Blumenbilder an primäre Geschlechtsteile erinnern. Das hat die Natur garantiert aus einem bestimmten Grund so eingerichtet. Bei Georgias Bildern fällt es nur besonders auf, weil sie so groß und detailliert gemalt hat. Ich sehe sie mir übrigens gerade wieder an und schwelge in den Farben und Formen. Wie siehst Du das, gibt es speziell weibliche oder männliche Kunst?

Patno: Nun ja, ich denke in der damaligen Zeit waren starke und selbstbewusste Frauen eher eine Seltenheit und ich kann mir gut vorstellen, dass das viele Menschen abschreckt. Dazu kommen noch die Alfreds freizügige Fotos von Georgia und zack ist der Stempel drauf! Vermutlich haben sie viele Frauen beneidet, konnten das natürlich gegenüber ihren Männern nicht direkt kundtun. Wir haben heutzutage eben auch ein anderes Bewusstsein. Wer weiß, was Georgia heutzutage malen würde. Aber um auf Deine Frage zurückzukommen, ja ich glaube tatsächlich, dass sich die weibliche Kunst von der männlichen Kunst unterscheidet. Vielleicht sollten wir beide ein Experiment wagen. Wir besuchen zusammen eine Gemäldegalerie und tippen dann bei den Bildern, ob sie von einer Frau oder einem Mann gemalt wurden. Was meinst Du? 

Hasi: Die Idee ist super - moderne oder alte Kunst? Dresden oder Berlin? Oder ein Museum in einer Stadt, das wir beide noch nicht kennen?
Aber um auf das Buch zurückzukommen. Amelia Martin hat einen für mich ungewöhnlichen Erzählstil gewählt. Sowohl Georgia als auch Alfred haben tausende Briefe geschrieben und vor allem die von Georgia waren sehr knapp und aufs Wesentliche, oft Sachliche reduziert formuliert. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Autorin daran orientiert hat und musste mich da erst etwas einlesen. Wie bist Du damit klargekommen?

Patno: Was die beiden für Briefe geschrieben haben, ist schon rekordverdächtig. Ich finde es interessant, dass Amelia Martin sie in ihre Story eingearbeitet hat. Sie verleihen der Geschichte ein hohes Maß an Authentizität. Schade, dass heutzutage kaum noch jemand Briefe schreibt. Es hat bei mir auch eine Weile gedauert, bis ich mich an den Schreibstil gewöhnt habe. Er passt mE sehr gut zur Romanbiografie.

 

Fazit: Unsere Lesereise war farbenprächtig und bildgewaltig. Wir nehmen viele neue Informationen mit und freuen uns, dass uns Amelia Martin diese außergewöhnliche Künstlerin näher gebracht hat. Lasst euch die beeindruckende Lebensgeschichte von Georgia O‘Keeffe nicht entgehen! Viel Spaß beim Lesen wünschen euch

Hasi & Patno 

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