Montag, 8. September 2025

Hasi und Patno auf Spurensuche

Der Tod ihrer Großmutter Änne wirft für Laura Fragen auf. Änne stammte aus Schlesien, wollte aber nie darüber reden. Auch Lauras Mutter Ellen hat sich an das unausgesprochene Verbot gehalten, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Das Erinnern schien für Änne zu schmerzhaft. Auch Ellens Fragen nach ihrem Vater wurden nie beantwortet. 
Als Laura unter Ännes Sachen einen Hinweis auf das alte Familiengut in Schlesien findet, macht sie sich kurzentschlossen auf die Suche nach ihren Vorfahren und evtl. noch lebenden Verwandten …

Hasi: Puh, ich bin nur schwer in die Geschichte reingekommen und die Emotionen, die andere Rezensenten beschreiben, sind bei mir einfach nicht angekommen. Das Leben von Ännes Familie im 2. WK war schlimm und voller Verluste, aber irgendwie hat mich das nicht so berührt, wie bei anderen Romanen. Außerdem haben mich die ungekennzeichneten Zeitsprüngen innerhalb der Kapitel verwirrt und das Geheimnis um Änne und Ellen hatte ich schon nach wenigen Kapiteln durchschaut. 

Patno: Also ich habe nicht so schwer in die Geschichte hineingefunden. Laura mochte ich von Beginn an. Ich wäre vermutlich auch losgezogen, um die Familiengeschichte zu erforschen. Mit ihrer Mutter Ellen bin ich nicht so richtig warm geworden. Was den Vergangenheitsstrang betrifft ging es mir ähnlich wie dir. Erst habe ich immer gedacht, hä, das passt doch jetzt gar nicht, bis ich mitbekommen habe, dass es sich um einen Rückblick handelt. Ich hätte mir auch gewünscht, dass dies besser gekennzeichnet gewesen wäre. Und ja, auch ich hatte ziemlich schnell eine Vermutung hinsichtlich Änne und Ellen. Die Beschreibungen von Schlesien sind sehr bildstark. Das Gut habe ich in Gedanken vor mir gesehen. Wie fandest du Ännes Familie? 

Hasi: Das Gut scheint wirklich beeindruckend gewesen zu sein, auch wenn sie wegen des Krieges kaum noch Arbeiter hatten und selber mit anpacken mussten. Und je weiter der Krieg voranschritt, desto harter und karger wurde ihr Leben. Trotzdem haben sie die Fremd- und Zwangsarbeiter immer relativ menschlich behandelt und die Nahrungsmittel gerecht ziemlich geteilt.
Mir hat imponiert, wie die Familie zusammengehalten hat. Zudem haben sie die ganze Zeit ein Geheimnis bewahrt, das wir hier natürlich nicht verraten. Ännes Vater scheint noch vom alten Schlag gewesen zu sein, nicht reden, sondern machen. Dabei wäre es besser gewesen, wenn er seine Frau und Kinder für alle Fälle in die Belange des Gutes eingewiesen hätte. Dieser Zusammenhalt erklärt für mich auch ein bisschen, warum sich Änne so Ellen und die sich später an Laura geklammert hat - man hatte halt nur sich.

Patno: Der Krieg war verloren und die Menschen in Schlesien, die deutsch sprachen waren plötzlich nicht mehr erwünscht und mussten ihre Heimat verlassen. Ja stimmt, das Buch steckt voller Geheimnisse, die es zu entschlüsseln gilt. Aber am Ende gab es dann eine Wendung, die ich nicht ganz glaubhaft fand. Ich muss gestehen, dass meine Erwartungshaltung an das Buch wohl zu groß war, ob der vielen tollen Rezensionen. Es ist ein beeindruckender Roman, keine Frage, stilistisch und sprachlich auf einem hohen Niveau, aber trotzdem hat mich die Geschichte nicht hundertprozentig abgeholt. 

Hasi: Das war wirklich krass, obwohl sie seit so vielen Generationen auf ihrem Gut gelebt haben, wurde Ännes Familie enteignet und musste gehen. 
Über die Wendung am Ende waren wir ja gleichermaßen irritiert. Sie war zu abenteuerlich und das hätte das Buch ja auch nicht gebraucht, oder? Auch bei der Sprache gebe ich Dir Recht, wir hatten ja schon bei ihrem Buch "Im Nordwind" ihren Erzählstil bewundert. 

Patno: Weißt Du, wenn man diese Geschichten über den Krieg liest, frage ich mich oft, warum gibt es sie immer wieder, warum kämpft man um Gebiete? Warum ist Macht so wichtig? Wir leben in einer so modernen Zeit und bekriegen uns noch genauso wie eh und je. 

Trotz der Kritikpunkte haben wir uns gut unterhalten und empfehlen diesen Roman weiter. 

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