Freitag, 14. Juli 2017

Die kleinen Sterne leuchten immer. Briefe einer Sternenkindmutter

Sehr berührend und aufwühlend


von Tanja Wenz


Taschenbuch: 144 Seiten
Verlag: edition riedenburg (November 2016)
ISBN: 9783903085572
Thema: Sternenkinder

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In Mayas Leben scheint es bergauf zu gehen. Ihr Mann Torben hat einen neuen Job, mehr Zeit für die Familie und auch in ihrem neuen Zuhause fühlen sich die beiden mit ihrem Sohn Fynn sehr wohl. Um das Glück perfekt zu machen ist Maya wieder schwanger.

Doch jäh wird das Glück durch eine schockierende Diagnose zerstört. Bei einer Ultraschalluntersuchung wird festgestellt, dass ihre ungeborene Tochter Mariella an Anenzephalie leidet und nicht lebensfähig sein wird. Maya und Torben müssen nun die schwere Entscheidung treffen, ob Maya ihre Tochter weiter austrägt oder ob sie eine Abtreibung wollen.

Tanja Wenz greift dieses schwierige und sehr emotionale Thema auf behutsame Weise auf. Sie lässt Maya ihre Geschichte durch eine Vielzahl von Briefen erzählen, die sie an ihre bereits verstorbene Mutter verfasst. Diese Briefe sind für sie ein Ventil sowohl für positive als auch für negative Gefühle. Vor ihrer Mutter muss sie nichts zurückhalten und verstecken, so dass alle Briefe sehr persönlich sind und ein Gefühl von Intimität vermitteln. Ungefiltert schildert Maya ihren Schock, ihre Verzweiflung, aber auch ihren Weg zurück zu einem normalen Leben und zu innerem Gleichgewicht.

Mich hat das Buch sehr berührt und selbst jetzt beim Schreiben stehen wieder Tränen in meinen Augen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, so eine Entscheidung treffen zu müssen. Mayas und indirekt auch Torbens Gefühle werden durch die Briefe greifbar und ich habe mit den beiden mitgelitten, wobei ich gerade die Zeit, bis die beiden sich gegen eine Abtreibung entschieden haben, sehr aufwühlend fand. Noch schwieriger als die Zeit vor der Geburt, habe ich die Zeit nach dem Tod der kleinen Mariella empfunden. Umso schöner ist es daher, dass das Tanja Wenz es schafft, dem Buch ein hoffnungsvolles Ende zu geben, bei dem Mariella nicht vergessen ist, aber alle Familienmitglieder ihr inneres Gleichgewicht wiedererlangt haben.

Es hat mir sehr gefallen, dass das Buch zu keiner Zeit wertet und sich weder für noch gegen eine Abtreibung ausspricht. Alle Seiten werden gezeigt: das Verständnis und die Unterstützung, die die beiden einerseits erfahren, auf der anderen Seite auch das Unverständnis und die Ablehnung von anderen. Dazu die Überlegungen, was sowohl für das ungeborene Kind, aber auch die Eltern das Beste ist. Es wird deutlich, dass es keine allgemeingültige Antwort darauf gibt und dass jeder individuell für sich entscheiden muss, so schwer das auch ist.

Mein Fazit: Tanja Wenz wagt sich mit ihrem Buch über Sternkinder an ein Thema, über das man nicht gerne spricht. Ich habe ebenfalls lange überlegt, ob ich das Buch lesen will, und auch wenn es mich sehr bewegt und aufgewühlt hat, bin ich froh, mich damit auseinandergesetzt zu haben und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass es meiner Familie gut geht. Besonders die Herangehensweise an dieses Tabuthema macht das Buch für mich sehr lesenswert und ich empfehle es uneingeschränkt allen weiter, die sich nicht vor schwierigen und hochemotionalen Themen scheuen.

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