Sehr berührend und aufwühlend
von Tanja Wenz
Taschenbuch: 144 Seiten
Verlag: edition riedenburg (November 2016)
ISBN: 9783903085572
Thema: Sternenkinder
Zum Buch
In Mayas Leben scheint es bergauf zu gehen. Ihr Mann Torben
hat einen neuen Job, mehr Zeit für die Familie und auch in ihrem neuen Zuhause fühlen
sich die beiden mit ihrem Sohn Fynn sehr wohl. Um das Glück perfekt zu machen ist
Maya wieder schwanger.
Doch jäh wird das Glück durch eine schockierende Diagnose
zerstört. Bei einer Ultraschalluntersuchung wird festgestellt, dass ihre
ungeborene Tochter Mariella an Anenzephalie leidet und nicht lebensfähig sein
wird. Maya und Torben müssen nun die schwere Entscheidung treffen, ob Maya ihre
Tochter weiter austrägt oder ob sie eine Abtreibung wollen.
Tanja Wenz greift dieses schwierige und sehr emotionale
Thema auf behutsame Weise auf. Sie lässt Maya ihre Geschichte durch eine Vielzahl
von Briefen erzählen, die sie an ihre bereits verstorbene Mutter verfasst.
Diese Briefe sind für sie ein Ventil sowohl für positive als auch für negative
Gefühle. Vor ihrer Mutter muss sie nichts zurückhalten und verstecken, so dass
alle Briefe sehr persönlich sind und ein Gefühl von Intimität vermitteln. Ungefiltert
schildert Maya ihren Schock, ihre Verzweiflung, aber auch ihren Weg zurück zu
einem normalen Leben und zu innerem Gleichgewicht.
Mich hat das Buch sehr berührt und selbst jetzt beim
Schreiben stehen wieder Tränen in meinen Augen. Ich mag mir gar nicht
vorstellen, so eine Entscheidung treffen zu müssen. Mayas und indirekt auch
Torbens Gefühle werden durch die Briefe greifbar und ich habe mit den beiden
mitgelitten, wobei ich gerade die Zeit, bis die beiden sich gegen eine
Abtreibung entschieden haben, sehr aufwühlend fand. Noch schwieriger als die
Zeit vor der Geburt, habe ich die Zeit nach dem Tod der kleinen Mariella
empfunden. Umso schöner ist es daher, dass das Tanja Wenz es schafft, dem Buch
ein hoffnungsvolles Ende zu geben, bei dem Mariella nicht vergessen ist, aber
alle Familienmitglieder ihr inneres Gleichgewicht wiedererlangt haben.
Es hat mir sehr gefallen, dass das Buch zu keiner Zeit
wertet und sich weder für noch gegen eine Abtreibung ausspricht. Alle Seiten
werden gezeigt: das Verständnis und die Unterstützung, die die beiden
einerseits erfahren, auf der anderen Seite auch das Unverständnis und die
Ablehnung von anderen. Dazu die Überlegungen, was sowohl für das ungeborene
Kind, aber auch die Eltern das Beste ist. Es wird deutlich, dass es keine
allgemeingültige Antwort darauf gibt und dass jeder individuell für sich
entscheiden muss, so schwer das auch ist.
Mein Fazit: Tanja Wenz wagt sich mit ihrem Buch über
Sternkinder an ein Thema, über das man nicht gerne spricht. Ich habe ebenfalls lange
überlegt, ob ich das Buch lesen will, und auch wenn es mich sehr bewegt und
aufgewühlt hat, bin ich froh, mich damit auseinandergesetzt zu haben und ich
bin unglaublich dankbar dafür, dass es meiner Familie gut geht. Besonders die
Herangehensweise an dieses Tabuthema macht das Buch für mich sehr lesenswert
und ich empfehle es uneingeschränkt allen weiter, die sich nicht vor schwierigen
und hochemotionalen Themen scheuen.
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