Ein schöner Überblick über Jane Austen, ihre Zeit und ihre Werke
von Holly Ivins
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt (April 2017)
ISBN: 9783421047694
Genre: Sachbuch
Zum Buch
„Ledige Frauen haben einen fatalen Hang dazu, arm zu sein –
was doch ein recht starkes Argument zugunsten der Ehe ist.“ (Jane Austen an
ihre Nichte Fanny)
Wenn es bloß nicht so schwer wäre, den eigenen Traummann zu
finden. Das führt uns Jane Austen in ihren Romanen immer wieder vor Augen. Wie
lange brauchte Emma, um zu erkennen, dass Mr. Knightley der Richtige ist? Oder
was ist mit Anne Elliot aus „Überredung“? Und wie war das eigentlich damals, zu
Jane Austens Zeit? Wann hat sie eigentlich genau gelebt und wie?
Diesen und noch vielen weiteren Fragen geht Holly Ivins Buch
„Jane Austen – Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt“ nach. In sieben Kapitel
unterteilt beleuchtet sie für uns Jane Austens Leben, ihre Werke und die Zeit,
in der sie lebte.
Nach einer kurzen Einleitung geht es zunächst um Janes
Leben, ihre Familie und die Bedingungen unter denen sie ihre Romane schrieb - etwas,
das in ihrer Zeit für eine Frau als gar nicht schicklich, sondern schon eher
als skandalös galt, und weshalb Jane, wie so viele andere auch, anonym
veröffentlichte. Besonders spannend fand ich schon ganz zu Beginn die Tatsache,
dass wohl niemand mehr genau weiß, wie Jane Austen eigentlich aussah.
Das zweite Kapitel des Buches beschäftigt sich mit der Zeit,
in der Jane Austen lebte. Neben einem geschichtlichen Abriss, geht es vor allem
um das damalige Gesellschaftsbild und die Etikette in der Regency-Zeit.
Rückblickend hat manches auf uns einen gewissen Reiz, während anderes reichlich
umständlich erscheint. Während wir persönlich oder online über diverse Social-Media-Kanäle
keinerlei Hemmungen haben, auch mit Wildfremden in Kontakt zu treten, so durfte
man sich damals nur dann einer unbekannten Person vorstellen, wenn man einen
höheren Rang als diese bekleidete. Selbst Gleichgestellte mussten warten, bis
der Zeremonienmeister oder ein Bekannter sie einander vorstellte.
Im dritten Kapitel geht es neben den Orten, an den Jane
selbst gelebt hat, auch um die Schauplätze in ihren Romanen.
Um den Stellenwert von Romanen (nicht sehr angesehen), die Bedeutung
einer Leihbücherei (sehr beliebt) und schreibende Frauen im allgemeinen und
Jane Austen im Besonderen, geht es im vierten Kapitel. Dazu gehört auch eine
Übersicht, über einige Adaptionen ihrer Werke, sowie Bücher, in denen Jane
Austen selbst als Inspiration diente. „Der Jane Austen Club“ von Karen Joy
Fowler dürfte vielen Austen-Fans ein Begriff sein, doch wer kennt „Sense and
Sesibility ans Sea Monsters“ von Ben H. Winters oder „Persuasion ….in Space!“
von W. Bill Czolgosz?
Das fünfte Kapitel ist ganz Jane Austens Romanen gewidmet
und stellt neben einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung vor allem die
auftretenden Figuren vor.
Im sechsten Kapitel geht es um Jane und die Liebe – sowohl in
ihrem eigenen Leben als auch in ihren Romanen und das letzte Kapitel gibt einen
Überblick über einige ausgewählte Verfilmungen, sowohl Fersehadaptionen als
auch große Hollywood-Verfilmungen.
Übersichtlich gegliedert beleuchtet das Buch also Jane
Austens Leben und ihre Werke aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. So gut
und gründlich dies eigentlich ist, ist es dennoch mein Hauptkritikpunkt an Holly
Ivins Buch. Dadurch, dass alles aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird,
hatte ich immer wieder das Gefühl, den ein oder anderen Punkt doch bereits
mindestens einmal gelesen zu haben.
So lernen wir zum Beispiel in der Übersicht
über die Schauplätze, dass Mr. Knightley sein eigenes Haus aufgibt, um zu Emma
nach Hartfield zu ziehen, in der Vorstellung seiner Person heißt es, dass er
anbietet nach Hartfield zu ziehen, um Emma heiraten zu können und später, im
Unterthema „Hochzeitsglocken in Janes Romanen“, wird sein großer Moment als
derjenige beschrieben, als er sich bereit erklärt, sein Haus aufzugeben und zu
Emma nach Hartfield zu ziehen, um sie heiraten zu können, ohne dass sie ihren Vater
allein lassen muss. Auch wenn es immer um andere Aspekte ging, so haben mich
diese Wiederholungen, die es nicht nur in Bezug auf Emma und Mr. Knightley
gibt, doch immer wieder gestört.
Zudem habe ich am Ende des Buches ein Quellen- und
Literaturverzeichnis vermisst. Das ist zwar nicht zwingend notwendig, hätte das Buch für mich jedoch nochmals besser abgerundet.
Mein Fazit: Abgesehen von der genannten Kritik, war das Buch
informativ, übersichtlich und ließ sich leicht lesen. Mir hat es Spaß gemacht,
auf diese Weise in Jane Austens Welt einzutauchen und vor allem die
regelmäßigen Einschübe, die mal lustiger Natur waren oder einfach nur
zusätzliches Wissen am Rande vermittelten, fand ich sehr gelungen. Auf jeden
Fall ein tolles Buch für jeden Jane Austen-Fan, in dem es viel zu entdecken gibt und das
sich auch für später als Nachschlagewerk anbietet.
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