- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 02.10.2017
- Verlag : Knaur Taschenbuch
- ISBN: 9783426520758
- Flexibler Einband 320 Seiten
- Genre: Roman
Heilende Worte
Loveday schreckt
die meisten Menschen durch ihr Äußeres erst einmal ab: schwarzgefärbte Haare,
Piercings und voller Tätowierungen entspricht sie so gar nicht der Vorstellung
einer Angestellten im Antiquariat. Zudem ist sie recht einsilbig und
menschenscheu. Aber sie liebt Bücher und ihren Beruf, da bricht ihre raue
Schale manchmal auf.
Eines Tages taucht
Nathan im Laden auf und lädt sie zum Poetry-Slam ein – endlich findet sie einen
Weg, sich auszudrücken, wenigstens einen kleinen Teil von sich preiszugeben. Ihr
größtes Geheimnis aber, das Drama ihrer Kindheit, kann sie niemandem
anvertrauen, nicht mal ihm „... ich könnte mir niemals sicher sein, ob
er mich liebte oder ob er Mitleid mit mir hätte.“ (S. 236) Trotzdem
kommen sie sich näher – zu nah für Loveday?
Und dann werden im
Antiquariat genau die Penguin-Klassiker abgegeben, die ihre Mutter früher
hatte. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht ihre sind?! Auch dass
das Kinderbuch, welches plötzlich auf ihrem Arbeitstisch liegt, aussieht wie
das ihres Vaters, kann kein Zufall sein ...
Nach dem
Klappentext hatte ich eine Liebesgeschichte voller literarischer Anspielungen
erwartet, schließlich zieren Lovedays Körper die Anfänge ihrer liebsten Romane
und es funkt sofort zwischen Nathan und ihr. Aber je mehr sie sich Nathan
öffnet, um so mehr kommen die Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend hoch und
bruchstückhaft lässt sie den Leser daran teilhaben. Man ahnt bald, in welche
Richtung das alles führen wird, aber etwas zu ahnen und es dann zu wissen sind
zwei paar Schuhe.
Loveday ist eine
gebrochene, introvertierte Persönlichkeit. Sie hat sich in sich zurückgezogen –
wenn sie niemanden mehr an sich ranlässt, kann man ihr auch nicht wehtun. Vor Jahren
hatte sie einen Freund, dem es ähnlich ging: „Wie mir war ihm sein Leben
abhanden gekommen, und auch ihn hatten die Bücher gerettet.“ (S. 106), aber
er wurde bald zum Albtraum.
Durch Nathan, der
selber auch keine Bilderbuchkindheit hatte, und die auftauchenden Bücher gerät
Lovedays Welt aus den Fugen. „All die Jahre hatte ich geglaubt, ich wäre
meiner Vergangenheit entkommen. Dabei war es nur eine Frage der Zeit gewesen,
dass sie mich aufstöberte.“ (S. 133). Sie muss sich darüber klar
werden, ob sie sich weiter verstecken und ihre Erlebnisse verdrängen will oder
ob sie damit abschließt und einen Neuanfang startet.
Begleitet wird sie
dabei neben Nathan auch von Archie. Der ist Chef, Freund und im wörtlichen
Sinne zweifacher Lebensretter in Personalunion. Vor allem rettet er sie vor
sich selbst. Archie ist ein echtes Original. Die Geschichten, die er über sein
Leben erzählt klingen nicht immer real und würden für mindestens 3 Leute
reichen. Aber er ist ein herzensguter Mensch und kann Geheimnisse wahren – ein
echter Schatz.
„Ich treffe Dich
zwischen den Zeilen“ ist meiner Meinung nach kein Liebesroman. Es ist dramatisch,
poetisch, aufwühlend und schmerzhaft – für Loveday und den Leser. Aber es macht
auch Mut und vermittelt Hoffnung. Mein Tipp für alle Fans von Mhairi McFarlane´s
„Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt“.
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