- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 10.11.2017
- Verlag : dtv Verlagsgesellschaft
- ISBN: 9783423261678
- Flexibler Einband 432 Seiten
- Genre: (Historischer) Roman/ Krimi
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Erschreckende Geheimnisse
Als die
Konzertpianistin Nina von einer ihr bis dato unbekannten Urgroßtante das
Anwesen „Stone Abbey“ in Cornwall erbt, ist sie gleichermaßen überrascht und
dankbar, denn sie braucht gerade dringend Abstand von ihrem eigenen Leben.
Allerdings hängt an dem Erbe auch eine grausame Geschichte, die Nina aufklären
soll – 1885 wurde ihre Vorfahrin Anna Stone wegen mehrfachen Mordes
hingerichtet, obwohl sie immer wieder ihre Unschuld beteuerte. Da Ninas Mutter
früh starb und ihr Vater sie nach der Hochzeit mit seiner zweiten Frau in ins
Internat abschob, weiß sie nichts über ihre Familie. Sie muss versuchen, das
Geheimnis vor Ort zu lösen.
Das Haus erweist sich
als eine Art Schloss, aber man sieht ihm schon von weitem an, dass ewig nichts
mehr gemacht wurde: „Es kommt mir so vor, als hätte irgendwer das
Haus vor langer Zeit hier abgestellt und dann einfach vergessen.“ (S.
367)
Die größte
Überraschung aber erwartet Nina im Haus: Das Gemälde einer Pianistin, die
haargenau so aussieht wie sie. Anna.
Anna kommt 1851 von
Deutschland nach England, weil ihre Mutter nach dem Tod des Vaters dessen
Bruder, Annas Onkel Timothy, geheiratet hat. Warum sie das gemacht hat erfährt
Anna erst, als es schon zu spät ist. Ihr Onkel ist ihr von Anfang an suspekt.
Er behandelt sie eher wie ein Rennpferd, das seine Erwartungen nicht erfüllt -
erniedrigend und respektlos. „Wenigstens“ hat er schon einen passenden Ehemann
für sie gefunden, dass sie diese Ehe nicht will, interessiert ihn nicht. Er hat
seine ganz eigene Art, seinen Willen durchzusetzen ...
Felicity
Whitemore ist mit „Der Klang der verborgenen Räume“ ein sehr beindruckendes und
bedrückendes Debüt gelungen. Sie erzählt die Geschichte abwechselnd aus Annas
und Ninas Perspektive und gibt beiden genug Raum, sich zu entfalten und zu
finden. Neben ihrem nahezu identischen Aussehen und der Virtuosität am Klavier
verbindet sie auch der frühe Verlust ihrer jeweiligen Familien und damit der
Unschuld. Nina hatte dabei noch Glück, ihr Talent verschaffte ihr eine sehr
gute Ausbildung und Karriere, Anna hingegen musste sich gegen die Männer ihrer
Zeit im Allgemeinen und ihren Stiefvater im Besonderen wehren.
Nina findet bald
einen Hinweis, dass Annas Tod irgendwie mit der Familie Lubrell und deren
Landsitz Mainstone Hall zusammenhängen muss, doch ausgerechnet Lord Lubrell
scheint die Aufklärung dieses alten Geheimnisses um jeden Preis verhindern zu
wollen. Aber Nina gibt nicht auf, sie kann Anna regelrecht spüren, wenn sie auf
ihren Pfaden wandelt und will endlich wissen, woher ihre Familie kommt: „Ich
hoffe, dass ich mit der Suche nach Annas Geschichte auch mir selbst und meiner
Mutter näherkommen kann.“ (S. 145)
Annas Geschichte
und die ihrer Mutter fand ich extrem beklemmend und erschütternd, sie wirkte so
real. Die Abhängigkeit der Frauen dieser Zeit von ihren Männern oder Vormünden
wird sehr anschaulich beschrieben. Für eigene Wünsche, Ziele oder Träume war da
kein Platz, sie hatten sich unterzuordnen und basta. Auch Anna hätte Karriere
als Pianistin machen können, wenn man sie gelassen hätte. Ich war während des
Lesens mehr als einmal froh, dass ich heute lebe.
Einen kleinen
Wermutstropfen bilden für mich das etwas zu seichte und vorhersehbare Ende von
Ninas Geschichte und auch Bryan, der Butler der Lubrells. Er ist mir mit zu
viel Klischee beladen dargestellt – gutaussehend, jung, Rocker, sexbesessen. Das
passte für mich irgendwie nicht zum Rest der Story, gerade weil er sich im
Laufe der Handlung sehr wandelt bzw. Nina hinter seine Fassade schauen lässt. Darum
gibt es leider nur 4 Sterne, aber ich bin gespannt auf das nächste Buch der
Autorin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen