Donnerstag, 4. Januar 2018

Mit dem Schreiben anfangen. Fingerübungen des kreativen Schreibens


Wie fängt man an?


von Hanns-Josef Ortheil


Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Duden (Oktober 2017)
ISBN: 9783411749041

Genre: Sachbuch










Mit dem Schreiben anfangen… Habe ich das vor? Sicher, mir spuken viele Ideen durch den Kopf, aber sie aufzuschreiben? Nein, das steht momentan nicht auf der Liste der Dinge, die ich unbedingt machen möchte. Dennoch war Hanns-Josef Ortheils Buch über die Anfänge des Schreibens sehr interessant und ich kann mir gut vorstellen, auch noch weitere Titel der Duden-Reihe Kreatives Schreiben zu lesen.

Nach einer Einführung geben fünf klar strukturierte Abschnitte einen Überblick über verschiedene Textprojekte. Jeder Abschnitt enthält fünf Kapitel, die jeweils mit einer Schreibaufgabe abschließen. So gibt es neben der Theorie auch immer gleich Ideen, wie sich das gerade Gelesene praktisch umsetzen lässt.

Während sich der erste Abschnitt mit den Rahmenbedingungen wie den Raum, wo geschrieben werden soll, den Schreibtisch oder auch die Zeiten, in denen – hoffentlich – Texte entstehen, befasst, geht es in den folgenden Abschnitten um Listen, Tagebücher, Chroniken, serielles Schreiben oder auch um einfache Kritzeleien. Betrachtet werden sowohl die Anfänge, das Sammeln von Material und das Ausbauen der Ideen.

Einige Vorschläge und Hilfestellungen waren mir durchaus bekannt, andere Ansätze haben mich eher überrascht oder ich war mir nicht bewusst, dass in manchen Dingen so viele Informationen stecken können. Wer hat schon jemals genauer über seine Einkaufszettel nachgedacht? Im besten Fall hat man nichts vergessen zu notieren, findet das Gewünschte im Supermarkt oder anderen Geschäften und hat nicht zu viel Überflüssiges mit in den Einkaufswagen gelegt. Doch sagt so ein Zettel vielleicht doch noch mehr aus? Lassen sich durch ihn Rückschlüsse über den Verfasser ziehen? Wer könnte er sein? Hanns-Josef Ortheil erzählt, dass der Comedian Wigald Boning irgendwann angefangen hat, solche Einkaufszettel zu sammeln und sich seine Gedanken dazu zu machen. Ansätze, die vielleicht, vielleicht aber auch nicht bei der Entstehung eigener Texte helfen können. Jedenfalls hat mich das Kapitel überzeugt, dass es sich lohnt der Zettel- und Notizflut, die uns ständig begegnet, einen genaueren Blick zu gönnen.

Sehr spannend war für mich auch die Idee David Wagners, der auf seinen Lesereisen immer wieder die Hotelzimmer beschrieben hat, in denen er nächtigte. Sein Buch „Ein Zimmer im Hotel“ werde ich mir sicher mal genauer ansehen. Zum einen führt Hanns-Josef Ortheil es als Beispiel an, als es um wiederholtes Schreiben in einem bestimmten Raumtyp geht, und ist allein aus dieser Sicht heraus interessant, zum anderen haben mich die zitierten Textstellen neugierig gemacht.

Neben den vielen Anregungen die dieses dünne Buch beinhaltet, gefällt mir vor allem der Ansatz, den Hanns-Josef Ortheil verfolgt. Er gibt kreative Anregungen, stellt jedoch keine klaren Regeln auf, was man Autor zu tun oder zu lassen hat. Stattdessen unterlegt er seine Ausführungen mit zahlreichen Beispielen aus dem Leben und Wirken bekannter Autoren und Autorinnen oder Zitaten aus Fachbüchern. Den Abschluss des Buches bildet ein ausführliches Literaturverzeichnis mit Angaben zur Primär- und Sekundärliteratur, und bietet so eine gute Hilfestellung zur Vertiefung der unterschiedlichen Aspekte.

Mein Fazit: Wer mit dem Gedanken spielt - oder womöglich konkrete Pläne hat - sich als Autor zu versuchen, der findet in diesem Büchlein sicherlich die ein oder andere Inspiration, die dem eigenen Schreibprozess dienlich sein kann.

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