Wie fängt man an?
von Hanns-Josef Ortheil
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Duden (Oktober 2017)
ISBN: 9783411749041
Genre: Sachbuch
Mit dem Schreiben anfangen… Habe ich das vor? Sicher, mir
spuken viele Ideen durch den Kopf, aber sie aufzuschreiben? Nein, das steht momentan
nicht auf der Liste der Dinge, die ich unbedingt machen möchte. Dennoch war
Hanns-Josef Ortheils Buch über die Anfänge des Schreibens sehr interessant und
ich kann mir gut vorstellen, auch noch weitere Titel der Duden-Reihe Kreatives
Schreiben zu lesen.
Nach einer Einführung geben fünf klar strukturierte Abschnitte
einen Überblick über verschiedene Textprojekte. Jeder Abschnitt enthält fünf
Kapitel, die jeweils mit einer Schreibaufgabe abschließen. So gibt es neben der
Theorie auch immer gleich Ideen, wie sich das gerade Gelesene praktisch
umsetzen lässt.
Während sich der erste Abschnitt mit den Rahmenbedingungen
wie den Raum, wo geschrieben werden soll, den Schreibtisch oder auch die Zeiten,
in denen – hoffentlich – Texte entstehen, befasst, geht es in den folgenden
Abschnitten um Listen, Tagebücher, Chroniken, serielles Schreiben oder auch um
einfache Kritzeleien. Betrachtet werden sowohl die Anfänge, das Sammeln von
Material und das Ausbauen der Ideen.
Einige Vorschläge und Hilfestellungen waren mir durchaus
bekannt, andere Ansätze haben mich eher überrascht oder ich war mir nicht
bewusst, dass in manchen Dingen so viele Informationen stecken können. Wer hat
schon jemals genauer über seine Einkaufszettel nachgedacht? Im besten Fall hat
man nichts vergessen zu notieren, findet das Gewünschte im Supermarkt oder
anderen Geschäften und hat nicht zu viel Überflüssiges mit in den Einkaufswagen
gelegt. Doch sagt so ein Zettel vielleicht doch noch mehr aus? Lassen sich
durch ihn Rückschlüsse über den Verfasser ziehen? Wer könnte er sein?
Hanns-Josef Ortheil erzählt, dass der Comedian Wigald Boning irgendwann
angefangen hat, solche Einkaufszettel zu sammeln und sich seine Gedanken dazu
zu machen. Ansätze, die vielleicht, vielleicht aber auch nicht bei der
Entstehung eigener Texte helfen können. Jedenfalls hat mich das Kapitel
überzeugt, dass es sich lohnt der Zettel- und Notizflut, die uns ständig
begegnet, einen genaueren Blick zu gönnen.
Sehr spannend war für mich auch die Idee David Wagners, der
auf seinen Lesereisen immer wieder die Hotelzimmer beschrieben hat, in denen er
nächtigte. Sein Buch „Ein Zimmer im Hotel“ werde ich mir sicher mal genauer
ansehen. Zum einen führt Hanns-Josef Ortheil es als Beispiel an, als es um wiederholtes
Schreiben in einem bestimmten Raumtyp geht, und ist allein aus dieser Sicht
heraus interessant, zum anderen haben mich die zitierten Textstellen neugierig
gemacht.
Neben den vielen Anregungen die dieses dünne Buch
beinhaltet, gefällt mir vor allem der Ansatz, den Hanns-Josef Ortheil verfolgt.
Er gibt kreative Anregungen, stellt jedoch keine klaren Regeln auf, was man Autor
zu tun oder zu lassen hat. Stattdessen unterlegt er seine Ausführungen mit
zahlreichen Beispielen aus dem Leben und Wirken bekannter Autoren und
Autorinnen oder Zitaten aus Fachbüchern. Den Abschluss des Buches bildet ein
ausführliches Literaturverzeichnis mit Angaben zur Primär- und
Sekundärliteratur, und bietet so eine gute Hilfestellung zur Vertiefung der unterschiedlichen
Aspekte.
Mein Fazit: Wer mit dem Gedanken spielt - oder womöglich
konkrete Pläne hat - sich als Autor zu versuchen, der findet in diesem Büchlein
sicherlich die ein oder andere Inspiration, die dem eigenen Schreibprozess
dienlich sein kann.
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