- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 07.02.2018
- Aktuelle Ausgabe : 07.02.2018
- Verlag : Gmeiner-Verlag
- ISBN: 9783839222164
- Flexibler Einband: 280 S.
- Genre: Historischer Krimi
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Spionage, Sabotage und ein Mord
1880 werden in der Nordsee
Überreste der legendären Insel Rungholt geborgen. Das neuartige
Forschungs-Luftschiff „Himmelsliebe“ bricht daraufhin zu einer Expedition auf,
die bald durch Spionage, Sabotage und einen Mord verzögert wird ...
Die Erlebnisse dieser Fahrt
werden aus der Sicht der verschiedenen Besatzungsmitglieder erzählt und wirken
dadurch sehr lebendig. Man erfährt sozusagen aus erster Hand, wer mit wem gut
kann und welche Animositäten es gibt. Leider sind das nicht gerade wenige, denn
durch die erfolgreiche badische Revolution 1849 ist Bismarck nie an die Macht
gekommen und seit 1850 gibt es Frankoallemannien (eine zentraleuropäische
Republik aus Frankreich und den deutschen Landen mit der Hauptstadt Straßburg).
Das hat zur Folge, dass auch Frauen einen Beruf ergreifen können (so lange sie
nicht heiraten) und gleich 5 von ihnen mit an Bord sind. Selbst der Kapitän ist
eine Frau – ein Unding aus der Sicht vieler Männer!
Dabei ist die Kapitänin
Alberta Lefort eine gestandene Frau mit sehr viel Erfahrung, die schon seit
ihrer Kindheit unbedingt Luftschifferin werden wollte. Sie akzeptiert die
Marotten der ihr unterstellten Männer bis zu einem bestimmten Grad, weiß darüber
hinaus aber ihre Autorität durchzusetzen. Dafür bewundert sie vor allem Annie
Dupont. Sie ist die Funkerin und Dolmetscherin des Teams und hat sich wegen der
Karriere gegen einen Ehemann entschieden – ihr Geliebter kann ihr das nicht
verzeihen. Annie wird für Alberta bald zur Vertrauten und unterstützt sie genau
wie der erste Offizier Wilhelm Friedrichsen bei der Untersuchung der
Ereignisse. Friedrichsen ist eigentlich Albertas erbittertster Gegner – war er
bis zu einem Unfall doch selbst Kapitän. Er versucht sich immer wieder in den
Vordergrund zu drängen (und war dadurch für mich der Hauptverdächtige).
Die Geschichte spielt fast
nur in der Enge des Luftschiffs (Zeppelins) und entwickelt eine ganz eigene
Dynamik. Freundschaften entstehen, man ist aufeinander angewiesen. Aber dann
werden geheime Unterlagen durchwühlt, die Steuerung macht Probleme und der
Motor streikt. Die Besatzung fängt an, sich zu misstrauen und zu beobachten –
wer ist der Spion, der Saboteur und der Mörder? Ist alles dieselbe Person oder
sind es mehrere? Aber: „Wieso sollte jemand an Bord sich selbst in
Gefahr bringen?“ (S. 144)
Wie schon erzählt, spielt das
Buch zwar 1880, aber die Vergangenheit ist nicht unsere reale, sondern
fiktional. Man könnte es auch als historische Utopie bezeichnen – Europa ist
friedlich vereint, Hitler wird durch diese politischen Entwicklungen nie an die
Macht kommen, die Weltkriege nie stattfinden. Auch die Gesellschaft hat sich
weiterentwickelt. Frauen dürfen arbeiten, so lange sie nicht heiraten, und
sogar wählen, wenn sie reich sind und / oder studiert haben.
Dazu kommen technische
Errungenschaften. Auf der „Himmelsliebe“ wird neben dem Dieselmotor auch ein
Solarantrieb getestet.
„Himmelsliebe“ ist durchaus
spannend, aber ich habe es eher als Gesellschaftsstudie und Spionageroman als als
Krimi empfunden. An einigen Stellen wirkte die Geschichte und Sprache (ein
Gemisch aus französischen und deutschen Begriffen, zum Teil von der Autorin
erfunden) etwas konstruiert und ein kleiner Teil des Motivs des Mörders
erschien mir nicht so ganz glaubhaft.
Trotzdem hat mich das Buch
sehr gut unterhalten und ich könnte mir gut vorstellen, dass die „Himmelsliebe“
bald wieder mit Alberta Lefort und ihrer Mannschaft aufsteigt.
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