- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 15.02.2018
- Verlag : Kiepenheuer & Witsch
- ISBN: 9783462049817
- Fester Einband 368 Seiten
- Genre: biographischer Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Der Pakt
1897 schließen zwei Frauen in
Zürich einen Pakt: Mileva Maric, Studentin der
Mathematik und Physik, und Helene Kaufler, Studentin der Geschichte
wollen eine gemeinsame Zukunft, ohne Ehemänner. „Selbst wenn wir gern heiraten
würden – warum sollten wir? Wir werden ... gut ausgebildete berufstätige Frauen
sein. ... Wir werden ein werden einander haben und unsere Arbeit. Wir sind
nicht darauf angewiesen, den traditionellen Weg zu gehen.“ (S. 62)
Für beide war es ein langer
Weg bis dahin. Eine weiterführende Bildung für Frauen an einem Gymnasium oder
gar einer Hochschule / Universität gab es nicht – sie wurden schlichtweg nicht zugelassen.
Schließlich lag ihre gesellschaftliche Aufgabe darin, sich um ihren Mann, die
Kinder und den Haushalt zu kümmern.
Mileva hat von Geburt an ein Hüftleiden
und ihre Eltern machen ihr schon früh klar, dass sie damit auf dem Heiratsmarkt
keine Chance hätte. Zum Glück ist sie überdurchschnittlich intelligent und wird
durch ihren Vater gefördert.
Sie studiert Mathematik und
Physik, findet sie zum ersten Mal im Leben Freundinnen, die genau so sind wie
sie. Doch die Anerkennung ihrer männlichen Kommilitonen und Professoren muss
sie sich hart erarbeiten, dabei überflügelt sie diese bald. Einzig ihr
Mitstudent (Albert) Einstein scheint sie von Anfang an ernst zu nehmen und
macht ihr schon bald den Hof. Sie bricht den Pakt mit Helene.
Beim Lesen hab ich mich immer
wieder gewundert, wie gutgläubig Mileva gewesen sein muss. Sie darf Albert zwar
bei den Berechnung helfen bzw. geht man heute davon aus, dass sie sogar den
Anstoß zur Relativitätstheorie gab, doch Albert veröffentlicht die gemeinsamen
Arbeiten nur unter seinem Namen. Außerdem hat er Affären. Sie ist enttäuscht
von ihm, aber sie bleibt – weil sie seinen Beteuerungen glaubt und wegen der
Kinder. Es war erschreckend, ihre Selbstaufgabe, Enttäuschung und Erniedrigung mitzuerleben.
Er nimmt ihr den Erfolg, die Würde und das versprochene gemeinsame (Arbeits-)Leben.
Am Ende ist sie eine gebrochene Frau.
Albert Einstein kommt in
diesem biographischen Roman nicht wirklich gut weg, aber die Historie scheint
das zu bestätigen. War er überhaupt in Mileva verliebt oder brauchte er sie nur
für seine Berechnungen? Er scheint extrem egoman gewesen zu sein, strafte sie
immer wieder mit Missachtung, beleidigte sie oder verschwand für Tage, wenn ihm
etwas nicht passte. Am Ende habe ich ihn regelrecht gehasst – Genie hin oder
her. Er hat sie jahrelang ausgenutzt, ihre Entdeckungen als seine ausgegeben
und soviel Empathie entwickelt wie eine Eintagsfliege (hoffentlich beleidige
ich die Fliege jetzt nicht). Er bekam den Nobelpreis, während sie die brave
Hausfrau spielen musste. Egal wie die Zeiten damals waren, ich habe nicht
verstanden, dass sie trotz dieser Umstände bei ihm blieb. Ich wäre zu stolz
dazu.
Das Buch ist sehr eindringlich
geschrieben. Der Schreibstil ist sehr persönlich, fast so, als würde man Milevas
Tagebuch lesen. Ich hab ihre Beweggründe nicht immer verstanden, hätte vieles
anders gemacht als sie, aber es war ja auch eine andere Zeit. Mileva wahrlich
hatte kein schönes Leben, ich beneide sie nicht darum.
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