Montag, 12. März 2018

Das Geheimnis der Muse






  • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 11.03.2018
  • Verlag : Insel Verlag
  • ISBN: 9783458363293
  • Flexibler Einband 461 Seiten
  • Genre: Roman 
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Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
 



Was geschah in Andalusien?

London 1967: Odelle ist vor 5 Jahren aus Trinidad gekommen. Sie hoffte, hier vom Schreiben leben können. In ihrer Heimat hatte sie englische Literatur studiert – in London muss sie Schuhe verkaufen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Denn sie ist eine Farbige. Erst das Skelton Institute bietet ihr wenigstens eine Stelle als Schreibkraft (Sekretärin) an. Ihre Vorgesetzte Marjorie Quick wird ihr Vorbild und mütterliche Freundin, Förderin. Quick hat ein eigenes Büro mit einem Messingschild an der Tür und die Menschen begegnen ihr mit Achtung. Sie ist sehr gebildet und fortschrittlich, gibt allerdings nur wenig von sich preis. Als Odelles Partybekanntschaft Lawrie Scott ein Gemälde ins Skelton bringt, dass er von seiner Mutter geerbt hat, wird Quick panisch. Edmund Reed hingegen, der Leiter des Instituts sein Glück kaum fassen – das Bild ist von dem im spanischen Bürgerkrieg verschollenen Maler Isaac Robles. Er will es unbedingt ausstellen: „In Robles ist alles enthalten. Wenn wir die Geschichte dieses Künstlers erzählen, erzählen wir die Geschichte eines ganzen Krieges.“ (S.234)

Januar 1936: Olive ist mit ihren Eltern, dem Wiener Juden Harold Schloss und ihre englischen aristokratischen Mutter Sarah – die trotz Depressionen, Alkohol und Medikamenten immer noch wie ein Filmstar aussieht – gerade ans Ende der Welt, nach Andalusien gezogen. „Olive dachte an ihre Reisekoffer ... die unzähligen Aufkleber ... die sich abschälten wie alte Häute, die sie und ihre Eltern abgeworfen hatten. Sie konnte sich kaum mehr an all die Leben, die sie schon hinter sich hatte, erinnern und fühlte sich, als wäre sie nicht 19, sondern neunzig.“ (S. 92) Dabei hatte sie in London gerade die Zusage der Kunstakademie fürs Studium bekommen. Aber ihr Vater, ein Kunsthändler, ist sowieso der Meinung, dass Frauen zwar malen, aber keine Kunstwerke erschaffen können. Als die Geschwister Terese und ihr Isaac in das Leben der Familie treten, ändert sich alles. Terese wird ihr fast so etwas wie eine Freundin („Ich weiß nie, ob sie meine Freundin sind oder nicht.“ (S. 271)) und Isaac fasziniert sie sofort, aber sein Herz schlägt für die Politik.
Während sich in Andalusien die Anzeichen auf einen Bürgerkrieg mehren und das Land im Wandel ist, wird die Finca zu einer Blase – einer eigenen kleinen heilen Welt voller Glück und Schaffenskraft, aber auch Eifersucht, Lügen und Geheimnisse. Olive blüht auf. Sie malt ihre besten Bilder, aber zeigt sie niemandem. Ihre Selbstzweifel sind zu groß. Ihr Vater würde sie sowieso nicht anerkennen. „Was war es, das aus einem Menschen, der bloß malte, einen Künstler machte?“ (S. 75) Auch ihre Mutter scheint zu gesunden, braucht immer weniger Medikamente, obwohl Olives Vater weiterhin seiner eigenen Wege geht und heimlich Anrufe einer anderen Frau bekommt.

In „Das Geheimnis der Muse“ kämpfen zu verschiedenen Zeiten zwei Frauen gegen die Ansichten und Vorurteile ihrer Mitmenschen.
Odelle wird wegen ihrer Hautfarbe nicht ernstgenommen, passt so gar nicht ins Upperclass-London. Ihr Selbstbewusstsein ist quasi nicht vorhabenden und sie versteckt ihre Geschichten lieber, anstatt sie bei Wettbewerben oder Zeitschriften einzureichen.
Olive hat früh feststellen müssen, dass männliche Maler deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen und vor allem viel mehr mit ihren Bildern verdienen. Warum sollte sie sich also der Kritik aussetzen?

Der Titel passt perfekt zum Buch, die Geschichte ist voller Geheimnisse und wartet am Ende mit echten Überraschungen auf. Trotzdem ist der Funke bei mir nicht so richtig übergesprungen. Die Handlung war mir stellenweise etwas zu langatmig, die politischen Hintergründe zu autark und zum Teil wie losgelöst vom Rest.
Dafür wird das Flair beider Zeiten und Orte gut wiedergegeben. Auch die Schaffensprozesse und (inneren) Kämpfe von Olive und Odelle haben mich sehr berührt.

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