- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 08.03.2018
- Verlag : Argon
- ISBN: 9783839816134
- Audio CD : 8 h 13 min
- Genre: Krimi
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag / Lovelybooks ein kostenloses Hörbuch zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf unseree nachfolgende Meinung!
Perfekter Krimi-Grusel-Hörgenuss
für lange Gassirunden
„Öffne
nie eine Tür vor dir, bevor du die hinter dir nicht geschlossen hast.“ Diesen
Rat ihrer Mutter hätte Bärbel mal lieber befolgt, bevor sie Bambi ins Haus
gelassen hat. Bambi? Das Reh? Nein, natürlich nicht die Disney-Figur, sondern
eine Frau, die genau so aussieht. Aber ich beginne lieber von vorn.
Bärbel Böttcher, 54, früh verwaist, Dermoplastikerin (also Tierpräparatorin)
und Hundehalterin findet beim morgendlichen Gassigehen das perfekte Stöckchen
für ihre Hündin Frieda. Das Problem ist nur, dass das Stöckchen im Auge eines
toten MaMil (Middle Aged Men in Lycra) steckt. Das Stöckchen einfach rausziehen
oder doch die Polizei rufen? Letztendlich entscheidet sich Bärbel für die
Polizei und bereut es bald. Denn ihr ruhiges und zurückgezogenes Leben gehört damit
der Vergangenheit an.
Ich kann mich nicht erinnern, schon mal so einen makabren Krimi gehört zu
haben. Ich mag den trockenen Humor und Katja Riemanns fast emotionslose Interpretation,
die so perfekt zu Bärbels kruder Persönlichkeit passt.
Bärbel ist eine Klasse für sich. Sie lebt extrem zurückgezogen im Wald am
Rand einer Kleinstadt, in einem Haus voller von ihr ausgestopfter Tiere.
Kontakt zur Außenwelt hat sie nur beim Einkaufen. Oft vergehen Tage, ohne dass
sie einen anderen Menschen sieht oder gar spricht. Ihr einziges Vergnügen ist
der Teleshoppingkanal. Kurz, Bärbel liebt, nein sie BRAUCHT ihre Ruhe, in die
nun Bambi platzt. Die macht ihrem Namen alle Ehre. Zart gebaut und mit großen
braunen Rehaugen ist sie es gewöhnt, dass man(n) ihr jeden Wunsch aus den
selbigen abliest – aber da beißt sie bei Bärbel auf Granit. Doch bald müssen
sich die Beiden leider arrangieren. Sie bilden eine sehr ungewöhnliche
Zweckgemeinschaft und wachsen in Notsituationen über sich hinaus.
Der Fall an sich ist sehr spannend. Ich will nicht zu viel verraten, aber
bei dem einen Toten bleibt es nicht und Verdächtige gibt es viele. Bärbel wird
aus ihrer Komfortzone und ihrem Haus gerissen und in eine neues, besseres (?)
Leben katapultiert.
Die Geschichte wird aus Bärbels Sicht erzählt. In Rückblicken erfährt man von ihrer erschreckend
freud- und lieblosen Kindheit. Kein Wunder, dass sie nie gelernt hat, eine
Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen und von ihnen oft nicht mal
wahrgenommen wird. Bambi ist das ganze Gegenteil. Auffällig, verwöhnt, egozentrisch. Da
prallen Welten aufeinander und genau davon lebt das (Hör-)Buch, den
Wortgefechten und Interaktionen dieser so unterschiedlichen Persönlichkeiten.
„Frauen, die Bärbel heißen“ hat mich wunderbar unterhalten, auch wenn es
beim alleinigen Gassigehen im Wald manchmal etwas gruselig war, und ich hoffe,
dass Marie Reiners noch viele skurrile Krimis schreibt.
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