- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 12.03.2018
- Verlag : cbt
- ISBN: 9783570311981
- Flexibler Einband 350 Seiten
- Genre: Jugendbuch
Buch kaufen (Werbung gemäß §2 Nr.5 TMG)
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Das Mädchen mit den Mars-Riegel-Augen
Franzi ist 16 und ihr Leben
seit der Scheidung ihrer Eltern von Panikattacken geprägt. Weil sie diese
allein nicht mehr in den Griff bekommt, muss sie für 8 Wochen in das stationäre
Therapiezentrum „Sonnenhof“ auf Rügen „...umgeben von Wasser und Einsamkeit.“
(S. 6). Basti ist schon zum zweiten Mal dort und damit quasi ein „alter Hase“.
Ihm obliegt es, die Neulinge herumzuführen und Franzi fasziniert ihn wegen
ihrer „Mars-Riegel-Augen“ sofort. Wie ein ganz normaler Jugendlicher versucht
er, sie zu beeindrucken – und beißt auf Granit. Beide gehören zur
Therapiegruppe der Astronauten, genau wie Sarah und Tim, und sie alle müssen
lernen, miteinander auszukommen und zusammenarbeiten. (Der Name der Gruppe
leitet sich von ihrem Stockwerk ab (dem 4.) und da die Vier sich tatsächlich
wie auf Weltraummission oder auf dem Mond gestrandet fühlen, ist er mehr als
passend.)
„Mein Sommer auf dem Mond“
ist mein erstes Buch von Adriana Popescu, aber garantiert nicht mein letztes. Selten
habe ich mir so viele Zitate notiert wie hier. Mit sehr viel Gefühl und
Einfühlungsvermögen erzählt sie vier ganz verschiedene Schicksale von
Jugendlichen, die durch etwas aus der Bahn geworfen wurden. Die vier sehr
verschiedenen Charaktere geben nur nach und nach preis, was sie wirklich bewegt
und auf Rügen zusammengeführt hat.
Fritzi wirkt immer extrem
kontrolliert und schlagfertig, aber sie fühlt sich wie im falschen Film. Selbst
ihre beste Freundin weiß nicht, was sie hat – dabei wollten sie ursprünglich
zusammen auf Rügen Urlaub machen. Ihre Anfälle haben diese Pläne durchkreuzt: „Die
Angst hat sich um mein ganzes Leben gesponnen ...“(S. 88)
Basti gibt sich offen,
freundlich und witzig (und vorlaut ;-)). Aber er kämpft gegen dunkle Dämonen
und hat den Kampf schon einmal verloren. Er ist sich nicht sicher, ob er ihn
überhaupt noch gewinnen will. Fritzi wird ein echter Anreiz und die Astronauten
geben ihm zusätzlich Halt.
Tim ist die Sportskanone der
Truppe und ich konnte ihn am Anfang eigentlich gar nicht leiden. Er gibt immer
mit seinen tollen Freunden und seiner Freundin zu Hause an. Aber je mehr man
von ihm erfährt, desto mehr Mitgefühl hatte ich mit ihm.
Sarah ist das Küken der
Gruppe: extrem schüchtern und verklemmt. Sie ist immer darauf bedacht, dass man
sie ja nicht bemerkt oder gar anschaut – ihr Schicksal ging mir fast noch näher
als das von Basti. „Wenn ich nicht darüber rede, dann ist es vielleicht auch nie passiert.
Und wenn ich es vergessen kann, dann vergessen es vielleicht auch die anderen.“
(S. 145) In Notsituationen und auf See wird sie allerdings zum Kapitän
und überrascht nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst.
Bei den Astronauten ist nichts
so, wie es scheint. Die Geschichte ist extrem vielseitig, manchmal traurig und
dreht sich u.a. um Cybermobbing und Verrat, aber auch Selbstfindung und Selbsterkenntnis.
Die Astronauten lernen, wieder Freundschaften zu schließen, Vertrauen zu sich
selbst und anderen zu entwickeln, mutig zu sein und an eine Zukunft und Träume
zu glauben. Nach und nach werden aus der Zweckgemeinschaft echte Freunde,
Verbündete.
Besonders gefallen hat mir
die zarte Liebesgeschichte, die sich zwischen Franzi und Basti entwickelt, auch
wenn der Moment eigentlich so gar nicht passt: „Gefühle halten sich nicht an
Therapiepläne, oder?“ (S. 123)
Mein Lieblingszitat beschreibt,
wie ich mich beim Lesen gefühlt habe: „Mein Herz hat die Schuhe ausgezogen und tobt
sich seit Minuten in einer Hüpfburg aus.“ (S. 171) – genau so ging es
mir mit diesem Buch!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen