- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 12.03.2018
- Verlag : Diana
- ISBN: 9783453359741
- Flexibler Einband 480 Seiten
- Genre: Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Die „Frau im Schatten“
... war Sophie Langenberg
anscheinend ihr ganzes Leben lang und genau so ist sie auch auf dem Gemälde
abgebildet, dass ihre Enkelin Emilia zufällig in einem Auktionskatalog
entdeckt. Zuerst stand Sophie im Schatten ihrer toten Mutter, dann in dem ihres
reichen Vaters. In Paris, wohin sie in den 30er Jahren flüchtet, stand sie bald
in dem des Malers Paul-Raymond Fugin (von dem das Gemälde stammt) und deren
Partnerin Cloé – trotzdem lies sie sich auf eine Ménage à trois mit ihnen ein. „Unter dreien ist immer einer der
Dritte. Und die anderen beiden sind zu zweit.“ (S. 185). 1939 verstarb
Sophie bei der Geburt ihrer Tochter Pauline (Emilias Mutter). Diese wuchs
daraufhin bei Verwandten in Baden-Baden auf.
Emilia kennt ihre Großmutter nicht.
Aber nun ist da dieses Gemälde und zieht sie in ihren Bann, denn sie sieht
Sophie so unglaublich ähnlich. Emilia kann nicht wiederstehen und liefert sich
eine wahre Bieterschlacht mit einem älteren, distinguierten Herren. Erst als er
ihr Gesicht sieht, lässt er sie gewinnen – warum?
Emilia ist in der Mitte ihres
Lebens angekommen. Ihre Söhne sind erwachsen und erst vor kurzem ist eine
Affäre ihres Mannes aufgeflogen. Sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll,
fühlt sich entwurzelt und sprachlos. Ihre Mutter Pauline kann ihr in dieser
schwierigen Situation nicht helfen, sie ist psychisch krank und weiß kaum, welches
Jahr gerade ist.
Das Gemälde und die Suche
nach dessen Geschichte sind eine willkommene Ablenkung, auch wenn Emilias Mann
das anders sieht. Und dann ist da noch das Haus im Lubéron, welches Pauline
erst vor kurzem von Sophie geerbt hat – warum erst so spät nach deren Tod?
Kurzentschlossen reist Emilia das 500-Selen-Dorf und hofft, dort mehr über Sophie
zu erfahren. „Es ist nichts Verwerfliches dran, nach seinen Wurzeln zu fahnden.“
(S. 107)
Rückblickend tauchen wir mit
Sophie ins Paris der 30er Jahre ein. Sie ist erst 18 und fühlt sie sich endlich
frei und lebendig. Sophie arbeitet als Gesellschafterin einer älteren Dame, in ihrer
Freizeit fotografiert sie. Ihr Vorbild ist Picassos Geliebte Dora Maar. Eines
Tages spricht der Maler Fugin sie im berühmten Café de Flore an, ihre Schwarzweißfotografien
gefallen ihm sehr. Erst wird sie sein Modell, später seine Geliebte. Doch da
ist auch noch Cloé: „Die Tragik steckt nicht im Detail, sondern
im Gesamten.“ (S. 202)
Bettina Storks hatte mich mit
der Geschichte der drei Frauen sofort gefesselt. Ich habe die knapp 500 Seiten
an nur 2 Abenden förmlich inhaliert. Die sehr komplexen Protagonisten und
verwobenen Handlungsstränge lassen es eigentlich kaum zu, dass man das Buch überhaupt
aus der Hand legen möchte.
Dazu kommt das wunderbare
Setting. Ich liebe Paris, kenne das Marais, das Quartier Latin, den Place des
Vosges und all die anderen Plätze, die Sophie bzw. Emilia besuchen. Zudem kann
mich nach diesem Buch auch der von der Autorin beschriebene Mistral kaum davon abhalten,
unbedingt mal ins Lubéron reisen zu wollen. Am bewegendsten aber waren für mich
die Szenen in Dieulefit. Diese Stadt hatte seinen ganz eigenen Weg, den Nazis
zu trotzen und bringt auch bei Emilias Nachforschungen eine entscheidende
Wende. „Die Wahrheit bahnt sich ihren Weg.“ (S. 305)
Emilias Suche ist extrem
spannen, fast schon ein Krimi, und ändert am Ende nicht nur ihr eigenes Leben. „Da,
wo wir auf Widerstand stoßen, ist meistens der richtige Weg.“ (S. 205)
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