- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 03.04.2018
- Verlag : Audio Media Verlag
- ISBN: 9783956393426
- Audio CD: 7 h 30 min
- Genre: Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir von der Autorin ein kostenloses Hörexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
La Cenerentola
... (Aschenputtel)
heißt Carlottas Schneiderei in Turin, mit der sie sich einen Traum erfüllt hat.
Ihre Mutter Mimi ist Gewandmeisterin in der Oper und Carlotta zwischen den
Stoffen und Kostümen groß geworden. Aber im Gegensatz zu Mimi, die Kleidung liebt,
welche ihr den „großen Auftritt“ sichert, möchte Carlotta die Vorzüge ihrer
Kundinnen durch geschickte Schnitte und passende Stoffe ins rechte Licht
rücken. Denn jede Frau ist schön – auch sie selbst mit ihrer extrem weiblichen
Figur, mit der sie sich erst anfreunden musste. In ihrer Kindheit wurde sie wegen
ihrer Fülle nämlich oft verspottet. Einzig Daniele, der Erbe einer
Webereidynastie hielt zu ihr, bis er in der 5. Klasse auf ein Internat
geschickt wurde. Sein Abschiedsgeschenk war ein silberner Fingerhut, den
Carlotta seitdem als Glücksbringer an einer Kette um den Hals trägt. Sie hofft
darauf, dass er ihr Daniele eines Tages zurückbringt. Neben der Schneiderei betreibt
Carlotta eine kleine Weberei, die sie am 18. Geburtstag von ihrem Vater geerbt
hat. Diese möchte Danieles Vater Vincenzo jetzt kaufen und in ein Museum
verwandeln. Er bietet ihr sehr viel Geld, damit könnte sie ihre Schulden
tilgen, die Schneiderei kaufen, oder endlich die Gourmet-Reise machen, von der
sie schon so lange träumt. Bei den Verkaufsgesprächen begegnet sie auch Daniele
wieder – werden jetzt alle ihre Träume wahr? „Es wird Zeit für mich, nach
Hause zu kommen. Mit Dir.“
Die
Autorin und Sprecherin des Hörbuchs, Julia Fischer, hatte mich schon letztes
Jahr mit „Die Galerie der Düfte“ in ihren Bann gezogen und verzaubert. Ich mag
ihre Stimme, die so wunderbar melodisch ist und die verschiedenen Charaktere
und Stimmungen so einzigartig transportiert.
Natürlich
dreht sich die Handlung nicht nur um Carlotta und Daniele. Neben Vincenzo und
Mimi haben auch Carlottas Schwestern und ihr Ziehvater Gino, ein aufstrebender
junger Filmstar und ein untreuer Buttler einen großen Einfluss auf den Ausgang der
Geschichte. Meine Lieblings-Nebenfigur ist übrigens die ehemals unscheinbare
Signora Petroloni („Das Glück schwebte auf Augenhöhe und begegnete dem, der aufsah.“),
bei der der Zauber von Carlottas Kleidern als erstes wirkt.
Durch
Rückblicke in die Vergangenheit erfährt man, wie die Protagonisten zu dem geworden
sind, was sie heute ausmacht. So hat sich Carlotta schon früh um ihre viel
jüngeren Schwestern kümmern müssen, weil ihre Mutter alleinerziehend war, und
Vincenzo hätte die dominante Erziehung durch seinem Vater fast auf Daniele
übertragen. „Ist Erbe in Wahrheit nur eine Bevormundung? Ein Diktat in der Maske
einer Chance? Imperien entmündigen ganze Generation für den Fortbestand. Nur
dem Untergang genügt ein Leben.“
Julia
Fischer schreibt (und spricht) sehr fesselnd und poetisch über Stoffe und Kleider
(„Tuche
leicht wie frisch gefallener Schnee. Als würden sie die fernen Winter selbst
verweben.“), man kann sie förmlich auf der Haut spüren. Selbst ich als
Jeans-und-T-Shirt-Trägerin möchte jetzt sofort losziehen und mir ein Abendkleid
schneidern lassen – mir fehlt nur leider der Anlass.
Aber auch
Orte, Essen, Farben, Düfte und Pflanzen - alles wird so bildhaft beschrieben,
dass man es sehen, fühlen, hören oder schmecken kann. „Die Fäden des Glücks“
sind wahrlich wieder ein (Hör-)Buch für alle Sinne.
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