- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 24.04.2018
- Verlag : Atlantik Verlag
- ISBN: 9783455002775
- Fester Einband 432 Seiten
- Genre: Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
The Happy Valley Set
Theo ist 15, als er mit
seiner Familie 1925 nach Kenia kommt. Sein Vater ist der neue Direktor der
Uganda-Eisenbahn und Theo soll ihm später auf diesen Posten folgen. Aber erst
einmal gilt es, erwachsen zu werden. „Und? Alles bereit für unser neues Leben?“
(S. 19)
Theo und seine jüngere
Schwester Maud lebten bis dato sehr behütet, nun lernen Freddie Hamilton und
Sylvie de Croÿ kennen. Diese sind nur 10 Jahre älter, trotzdem trennen sie
Welten. Schnell ist klar, dass beide ein Paar und verheiratet sind, aber eben nicht
miteinander. Sie gehören zum „The Happy Valley Set“ und nehmen Theo in ihren
Kreis auf, sehr zum Ärger seiner Mutter.
Für Theo bedeutet die
Freundschaft Freiheit – nächtliche Kricketturniere im Club, heimliche
Pferderennen und Partys, bei denen die Gastgeberin ihre Gäste nackt in der
Badewanne empfängt ... Natürlich wird dabei auch über Politik geredet, aber die
interessiert Theo nicht.
Maud hingegen stoßen die
Ungerechtigkeiten im Land auf. Warum sollen die weißen Herren besser als die
schwarzen Ureinwohner sein?! Warum wohnen ihre afrikanischen Diener in
Lehmhütten und nicht mit im Haus?! Schließlich brauchen die Weißen sie zum
Leben. Aber: „Man sollte nie jemanden wissen lassen, wie sehr man ihn braucht. Es
verleiht ihm Macht.“ (S. 125)
Zum Studium geht Theo nach
England und als er 1933 zurück nach Kenia kommt, ist die Zeit der großen Partys
ist vorbei. Die Nationalsozialsten drängen an die Macht und die Weißen haben
Angst um ihre Privilegien, es gab viele Missernten und immer mehr Schwarze
wehren sich. Auch Freddie sympathisiert inzwischen mit den Faschisten weil „...
die derzeitige Regierung die Bedürfnisse seiner im Ausland lebenden Bürger aus
den Augen verloren hat.“ (S. 259). Und Theo? Der langweilt sich bei
seiner Arbeit für die Eisenbahn, während Maud versucht, die herrschenden Verhältnisse
wenigsten im Kleinen auf ihrer Farm zu verändern.
Theo war mir nicht immer
sympathisch. Dazu ist er zu beeinflussbar und nur auf sein Vergnügen aus. Er
betet Freddie und Sylvie an. Nichts was sie tun, stellt er in Frage – auch wenn
ihre moralischen Grundsätze mehr als fragwürdig sind. Von seiner Mutter fühlt
er sich ungeliebt, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Sie ist scheinbar
grundlos extrem streng und lieblos zu ihm und schreckt auch vor körperlicher
Züchtigung nicht.
Maud ist das ganze Gegenteil.
Sie interessiert sich für die Menschen in ihrer Umgebung, Hautfarbe und Beruf
sind ihr dabei egal. Dass sie sich damit selbst in Gefahr bringt, sieht sie
nicht.
Besonders fasziniert hat mich, dass hier auch mal reiche Frauen ihre
jüngeren (und ärmeren) Ehemänner aushielten. So fortschrittlich hätte ich mir
die Zeit und den Ort gar nicht vorgestellt.
Das Afrika der 20er und 30er
Jahre wird so beschrieben, wie ich es mir vorgestellt hatte: Hitze, Staub,
wilde Tiere, exotisches Essen, die dekadente Lebensweise der Kolonialherren und
die aufkeimende Unruhe unter den Ureinwohnern. Neu für mich war allerdings,
dass Hitler sogar die dortige Politik beeinflusst hat.
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