- Erscheinungsdatum Erstausgabe : 24.04.2018
- Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
- ISBN: 9783499274206
- Flexibler Einband 352 Seiten
- Genre: Roman
Vorab Hinweis: Zwar wurde mir vom Verlag ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung gestellt, dies hat aber keinerlei Einfluss auf meine nachfolgende Meinung!
Wunderbar leichter und trotzdem tiefsinniger
Sommerroman
Lena ist auf Amrum geboren
und aufgewachsen. Sie arbeitet als Krankenschwester im Hospiz. Ihr Vater ist
Fischer und seit dem Tod seiner Frau Mariella vor vielen Jahren fast verstummt:
„In
gewisser Weise hatten sie nicht nur ihre Mamma, sondern auch ihren Vater ans
Meer verloren.“ (S. 70). Mariella war Italienerin und ist im Meer
ertrunken, als Lenas kleine Schwester Zoe erst 3 Jahre alt war.
Eines Tages lernt Lena den
Italiener Matteo am Strand kennen. Beide haben das Gefühl, sich von irgendwoher
zu kennen, aber Matteo war noch nie auf Amrum und Lena noch nie in Italien. Schon
am nächsten Morgen reist Matteo überstürzt ab, zurück lässt er eine Mappe mit Fotos
von Mariella, die in ihrer Jugend in Italien entstanden sind. Lenas Vater will
nicht über seine Frau oder die Fotos reden, aber Zoe erkennt die Gegend auf den
Bildern wieder – die Amalfiküste. Lena und Zoe reisen nach Italien, um nach
ihrer Mutter zu forschen und evtl. auch Matteo zu finden, der Lena nicht mehr
aus dem Kopf geht.
Obwohl Katharina Herzogs
neuer Sommerroman auf den ersten Blick wie eine Liebesgeschichte klingt, steht
diese für mich nicht im Vordergrund. Es geht vorranging um die Suche der
Schwestern nach der Vergangenheit und Herkunft ihrer Mutter und damit auch nach
sich selbst. Die jungen Frauen sind sehr verschieden und gehen auch
unterschiedlich mit dem Verlust um.
Lena klammert sich an Amrum
und das Meer, ist aber nie wieder schwimmen gegangen. Ihren Traum Ärztin zu
werden hatte sie wegen ihrer Jugendliebe Ole aufgegeben und wurde stattdessen
Krankenschwester. Sie kann ihr Leben nicht genießen, solange sie nicht mit dem
Tod ihrer Mutter abschließt, findet Zoe „Schmerz geht nur weg, wenn man sich ihm
stellt.“ (S. 106). Diese hingegen reist um die ganze Welt und finanziert
sich durch Gelegenheitsjobs. Jeder neue Ort oder Job ist ein Abenteuer, für das
sie sich neu erfindet: „Man kann alles sein, was man will.“
(S. 161). Auf der Reise müssen sich die Schwestern trotzt ihrer
unterschiedliche Lebensentwürfe endlich aussöhnen und zusammenraufen.
In einem zweiten
Handlungsstrang geht es um Mariellas Jugend und ihr einfaches Leben in Italien.
Auch sie wächst ohne Mutter auf. Ihr Vater (Babbo) arbeitet hart auf einer
Zitronenplantage und stellt nebenbei den besten Limoncello der Gegend her. Ihre
Freundin ist die Tochter des Plantagenbesitzers und so lernt Mariella schon
früh die extremen Unterschiede zwischen arm und reich kennen.
„Zwischen dir und mir das
Meer“ ist ein Buch zum Festschmökern und hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte
an keiner Stelle vorausahnen, wie die Geschichte weitergeht, so dass es bis zum
Ende spannend blieb. Ich habe es genossen, mit Lena und Zoe die Amalfiküste zu
erkunden, die Sonne und das Meer auf der Haut förmlich zu spüren und natürliche
Babbos berühmten Limoncello zu verkosten.
Mein Lieblingszitat ist
übrigens folgendes: „Das Leben ist zum Glück keine Einbahnstraße.
Anders als die Bewohner in deinem Hospiz kannst Du einfach umdrehen und eine
andere Abzweigung wählen.“ (S. 274)
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