Erscheinungsdatum Erstausgabe: 14.03.2018
Aktuelle Ausgabe: 14.03.2018
Verlag: Tempo
ISBN: 9783455002881
Fester Einband: 368 Seiten
Genre: Sachbuch/ Reportagen
Als eine Verlagsmitarbeiterin von Hoffmann & Campe auf der Frankfurter Buchmesse „High Notes“ für das Frühjahrsprogramm ankündigte, war ich Feuer und Flamme, zumal Gay Talese auch über Frank Sinatra und Charles Manson geschrieben hat.
So fand dieses beeindruckende Buch den Weg zu mir.
Obwohl Gay Talese als journalistische Institution bezeichnet wird, kannte ich seine Berichterstattungen bislang nicht.
Der Journalist würde 1932 in Ocean City geboren und gehört zu den wichtigsten Vertretern des New Journalism. Er arbeitete in den frühen Sechzigern für die New York Times.
„High Notes“ beinhaltet eine Ansammlung interessanter Reportagen von Gay Talese, die zum Teil erstmals in deutscher Sprache erschienen sind.
Bereits nach wenigen Seiten bemerkte ich Taleses ausgefeilte Schreibtechnik und seinen Perfektionismus bei der Aufbereitung der Themen. Man spürt das Herzblut, welches in jeder einzelnen Reportage steckt.
Taleses Abhandlungen sind literarische Texte, die mit interessanten bildhaften Beschreibungen gespickt sind und spannend, bisweilen amüsant erzählt werden. Er hat diesen gewissen Charme, mit welchem er selbst kritische Anmerkungen stilvoll verpacken kann.
Besonders beeindruckt hat mich der Bericht über das Verschwinden des Mafioso Joe Bonnano. Er ist sehr lebendig geschrieben und vermittelt dem Leser tiefe Einblicke in die Gangsterwelt.
Den Titel von Taleses wohl berühmtester Reportage „Frank Sinatra ist erkältet“ fand ich einzigartig. Die Story wirkt ziemlich abgefahren und ich bekam ein völlig neues Bild von Frank Sinatra. Noch interessanter waren für mich Taleses anschließende Erläuterungen zur Arbeit an diesem Bericht. Viele Wochen heftete er sich an die Fersen des großen Künstlers ohne ihn je vor‘s Mikrofon zu bekommen. Das Ganze hat sehr viel Zeit und Geld gekostet - bestens investiert, wie ich meine.
Beim Lesen gewinnt man den Eindruck, auch hier wäre der Autor ganz dicht am Geschehen gewesen. Erstklassig geschrieben! Wie der Autor berichtet, wurde damals journalistisch anders gearbeitet, als es heutzutage der Fall ist. Nicht schnell-schnell, sondern akribisch-präzise!
Für mich war das Buch ein unerwartet unterhaltsamer Exkurs in die Welt des großen Journalismus. Wer sich mit Texten und deren Wirkung beschäftigt, sollte hier zugreifen. Ein Schatz in meinem Buchregal!
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